Soul Kitchen
richtigen Restaurant! Du kannst was. Oder werd Schauspieler. Ich hab neulich einen tierisch guten Film gesehen, da sah ein Schauspieler aus wie du.«
Zinos arbeitete den Rest des Jahres in der Kiste – einer Kneipe, in der es nur Erdnussflips zu essen gab. Er überlegte, aus Hamburg wegzuziehen, vielleicht auf Reisen zu gehen. Irgendwann, wenn er genug gespart hatte. Er unternahm meist nichts, ging nach der Arbeit in der Kiste gleich wieder nach Hause. Manchmal ließ er sich von betrunkenen Frauen abschleppen. Er fand es rührend, wie sie am Tresen warteten und immer betrunkener wurden. Er bemühte sich, nicht mehr mit Seele zu ficken, erzählte, er habe eine Freundin oder liebe seine Exfreundin noch immer. So hielt er sich weitere Liebesgeständnisse vom Hals. Doch bald deprimierte ihn die Unverbindlichkeit noch mehr als die Frauen, die er belog.
Die Kiste war wieder ein Lokal in der Nähe seiner Wohnung. Aber es war nicht wie bei Udo. Die Leute waren nett und arbeiteten viel, mehr nicht. Und so machte es nun auch Zinos, mehr wollte er nicht vom Leben. Manchmal fuhr er in einen anderen Stadtteil und aß in einem griechischen Restaurant, hatte dort ein paar laute Gespräche und zu viel Ouzo. Das nächste Mal fuhr er in einen anderen Stadtteil zu einem anderen Griechen.
Kurz vorm Jahrtausendwechsel redeten alle von der Party ihres Lebens. Sogar die netten, arbeitsamen Leute aus der Kiste. Jeder, den Zinos irgendwie kannte, fragte, was er Silvester vorhabe. Zinos hatte zugesagt, in der Kiste zu arbeiten.
Zwei Tage vor Silvester fragte ihn jemand, ob er mit jemandem zusammen sei, da er dann auf ein Silvester-Pärchenfondue eingeladen sei, da ein anderes Paar wegen spontaner Trennung ausgefallen war. Zinos war froh, nicht qualifiziert zu sein, aber ihm fiel plötzlich ein, dass er seit Jahren eine Verabredung hatte. Nur wusste er nicht, ob Kathinka mit jemandem zusammen war, oder ob sie es vergessen hatte.
Die netten Leute aus der Kiste meinten nur, er sei gefeuert, wenn er nicht zur Millenniumsschicht erscheine.
REZEPT: LINDES SCHARFE OCHSENSCHWANZSUPPE MIT LINSEN
MAN BRAUCHT
– zwei Kilo Ochsenschwanz
– reichlich Wasser
– Salz und schwarzen Pfeffer
– drei Lorbeerblätter
– zehn oder noch mehr frische, große rote und grüne Pepperoni
– eine Handvoll getrocknete kleine rote Pepperoni
– ein paar Knoblauchzehen
– drei große rote Zwiebeln
– ein Stück Ingwer
– fünfhundert Gramm rote Linsen oder schwarze Beluga-Linsen
– drei Zitronen
– zwei Bund glatte Petersilie
– ein Glas Öl
– einen großen Topf
– Rührwerk
– Kelle
– Schüsselchen
– Teelöffel
ZUBEREITUNG
Die Stücke des Ochsenschwanzes anbraten, in den Topf legen und mit Wasser auffüllen. Zum Kochen bringen und eine Weile köcheln lassen, his sich oben Schaum absetzt. Man kann den Schaum abschöpfen; Linde meint, es sei besser für die Wirkung des Essens, gut umzurühren, bis er eingekocht sei.
Während das Fleisch langsam weich wird, halbiert man die frischen Pepperoni, entfernt die Kerne und schneidet sie in kleine Stücke. Die Zwiebeln würfeln und die Knoblauchzehen nur pellen, wenn man es vermeiden will, sie mitzuessen. Man sollte sie aber essen, denn Knoblauch fördert die gute Laune und die Gesundheit, und ein gesunder Mensch strebt immer danach, sich zu mehren. Alles ab in den Topf Den Ingwer gibt man ungeschält als Ganzes in den Topf. Denn das Wirksamste steckt in der Schale. Die getrockneten Pepperoni einfach dazubröseln, die Lorbeerblätter hinein, dann salzen, pfeffern, umrühren und den Deckel drauf. Es muss mindestens drei Stunden köcheln. Man sollte vor und nach dem Rühren immer wieder dran riechen, das steigert den Appetit.
Wenn das Fleisch so zart ist, dass es sich vom Knochen löst, hebt man es heraus und legt es nebeneinander auf eine Platte, damit es schneller abkühlt. Dann pult man das Fleisch in möglichst großen Stücken von den Knochen, Fett und Knorpel kommen weg. Das Fleisch zurück in den Topf und noch mal durchziehen lassen. Die Linsen kochen, die Petersilie hacken und die Zitronen auspressen. Petersilie, Zitronensaft und Öl in einem Schälchen vermischen, einen Löffel hinein und auf den Tisch stellen, so kann es sich jeder nach Belieben in die Suppe tun.
Auch die Linsen sollte sich jeder selber auftun. Wenn man mehr nimmt, ist es eher ein Eintopf als eine Suppe. Aus dem gleichen Grund ist es auch wichtig, dass eine große Menge Fleisch im Topf ist. Kochendes Wasser
Weitere Kostenlose Bücher