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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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mischen, deshalb saß Zinos dann meist in der Personalkantine oder schaute Jennifer und ihrer Tanzgruppe beim Training zu.
    In der Kabine schmirgelte sich Christiano derweil mit grobkörnigem Salz und Zitronensaft sein ohnehin schneeweißes Gebiss, balsamierte sich mit Selbstbräuner, zupfte seine Augenbrauen, die Nasenhaare, rasierte die Brust, die Schamhaare, besonders gründlich den Sack, er parfümierte sich bis zu den Füßen mit Azzaro.
    Manchmal gab er Zinos Geld, damit der sich nach der Arbeit eine Weile fernhielt, während Christiano die eine oder andere Animateurin vögelte. Einmal schleppte Christiano sogar eine Chinesin aus der Wäscherei ab, die ihn ein paar Tage später mit rohen Eiern bewarf, als er aus der Kabine trat. Er wischte alles in Zinos’ Handtuch ab, entschuldigte sich, er müsse zur Arbeit, Zinos solle es in die Reinigung bringen und der Chinesin einen Kuss von ihm geben.
    Von den Passagieren musste Christiano laut Vertrag die Finger lassen. Eine der Hübscheren hieß Sylvia und wurde von allen Jungs nur der Pferdeschwanz genannt. Sie spielte in Tenniskleidchen mit ihren Eltern Minigolf auf dem Sonnendeck, ließ sich fast jeden Tag die Nägel machen, nutzte das Spa, trank nie Alkohol, schaute aber täglich zusammen mit ihrer ebenso adretten Mutter bei Christiano an der Bar vorbei. Jeder konnte sehen, wie verliebt beide in ihn waren. Als Sylvia an einem Tag allein kam, schüttete Zinos ihr Wodka in alle alkoholfreien Cocktails, die sie bis zum Abend bestellte, während sie Christiano anhimmelte.
    Zinos blieb der Kabine die halbe Nacht fern. Er setzte sich schließlich auf den Gang, schlief ein und erwachte, als Sylvia von Christiano durch die Tür geschoben wurde. Sie hatte lauten Schluckauf, torkelte und stolperte über Zinos’ Beine. Er half ihr auf, sie roch nach Alkohol, Christianos Schweiß, Kotze, Azzaro und Sperma. Während er ihr aufhalf, hielt er die Luft an. Nachdem sie ein paar Meter getaumelt war, kotzte sie auf den Gang.
    Zinos hätte Christiano feuern lassen können, aber er wollte nur einen Job in der Küche. Christiano war derjenige, der Belmondo die Jungs für die Küche empfahl. Nach fast drei Wochen hatte Zinos endlich den Aufstieg geschafft. Jeden Morgen mussten sich alle Küchenjungs in einer Reihe aufstellen. Frauen duldete Belmondo in seiner Küche nicht. Er ging die Reihe langsam ab, zog dabei eine Büchse Ölsardinen aus der Hosentasche, öffnete sie schnell mit nur einer Hand, ohne dass die Technik zu erkennen war. Dann zog er aus der anderen Hosentasche eine Zitrone, zerdrückte sie, ließ den Saft auf die Fische laufen. Als er die ausgedrückte Zitrone in den Müll feuerte, stand er genau vor Zinos und sagte dann laut:
    »So, Odysseus, Bürschchen, auch aus Hamburg, was? Fischkopf mit Tsatsiki drin, oder was? Ich mag die Griechen, ich mag es, wenn die böse werden und endlich aufhören zu tanzen.«
    Er griff in die Sardinen und steckte sich ein paar in den Mund, Öl lief ihm übers Kinn.
    »Hast du ein Problem mit Schweiß, Öl, Blut, Spucke, dem Rotz von deinem Nachbarn, Sperma in deiner Kabine, was nicht du weggefickt hast? Hast du schon Knochen und Gräten püriert? Hast du Skrupel zu frittieren, um die Sache wieder genießbar zu machen? Hier draußen auf dem Meer schmeißen wir nichts weg! Aber das geht niemanden was an. Ey!, Frühlingsrolle, hol mir meine Serviette!«
    Ein Asiate kam gelaufen und gab Belmondo eine große blaue Stoffserviette. Er wischte sich damit übers ganze Gesicht und sagte:
    »Bring sie zu deinen Leuten in die Reinigung, Frühlingsrolle, ich will sie noch vor dem Mittagessen zurück.«
    Belmondo wandte sich wieder an Zinos:
    »Ich erklär dir jetzt mal die Karte – meine Karte! Wir sind hier das Belmondos, deutsch-internationale Küche, die beste an Bord, wir kochen mit Herz! Ich soll hier was nach der Reiseroute anbieten, das mach ich auch, alles im Programm, leider laufen wir auch Bordeaux an. Deshalb gibt es hier noch lang nichts Französisches, ich hasse die Franzosen, wir haben französischen Senf, voilà. Wenn Franzosen hier essen wollen, ist alles reserviert. Ich habe mal eine von denen geliebt, Yvette! Also versteh mich, ich hatte ein Herz, bis Yvette es verschluckt hat, und deshalb ist französischer Senf genug. Aber es gibt Spanisches: Champignons in Sherry, muss reichen, die spanische Küche mit ihren Scheißhäppchen in Töpfchen, weil wir ja Casablanca und Agadir angeschippert haben, gibt es Steak mit Kichererbsen oder mit

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