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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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bist du der Typ, der den Film gemacht hat, in dem der Typ mitmacht, der aussieht wie ich und am Schluss stirbt! Der Film, den ich mit Jennifer gesehen habe, nachdem mich im Familieneck in Ottensen alle für den Typ gehalten haben, der in deinem Film umgebracht wird, obwohl der gar nichts Schlimmes gemacht hat.«
    »Kurz und schmerzlos, du hast Kurz und schmerzlos mit deiner Perle gesehen!«
    »Ist nicht meine Perle.«
    »Is vorbei?«
    »Wir waren nie zusammen, aber sie hat mir den Job auf dem Schiff verschafft.
    »Nichts ist umsonst, Alter. Wie lange bleibst du denn auf dem Schiff? Ist das so dein Traum, zur See zu fahren?«
    »Nee, ich mache das nur, weil ich zurückkehren will mit viel Geld, um ein eigenes Restaurant zu eröffnen, was Besonderes!«
    »Ganz allein?«
    »Vielleicht zusammen mit meinem Bruder. Illias. Ich liebe ihn, aber er baut viel Mist, macht Sachen, er kann sich nicht mal auf sich selber verlassen. Ich weiß nie, ob er gerade im Knast ist oder nicht, aber er würde nie jemanden umbringen.
    »Und eure Eltern?«
    »Die sind wieder in Griechenland, seit ich achtzehn bin; die haben mich ein bisschen hängen gelassen, aber ich liebe sie, ich bin Grieche, weißt du.«
    »Ey!, weißt du, was witzig ist, Zinos? Adam, mein Freund Adam, hat ein Restaurant, und das ist etwas Besonderes, das Sotiris in Ottensen, du musst da unbedingt mal vorbeikommen, wenn du wieder da bist. Da gehen die geilsten Partys ab, so mit Prince-Musik.«
    »Ich steh auf Prince, Prince hat mir das Leben gerettet, als ich in der Pubertät war, Kollege!«
    Fatih zündete sich noch ’ne Zigarette an, machte sich ein paar Notizen und fragte:
    »Wie soll dein Restaurant mal heißen, hast du dir das schon überlegt?!«
    » Soul Kitchen!!! «, antwortete Zinos.
    » Soul Kitchen !? Geil, Digger, geil, geil, geil! Wie bist du darauf gekommen, Digger?«
    »Es passt zu mir.«
    Sie unterhielten sich, bis Zinos an Bord erwartet wurde. Sie umarmten sich wie Freunde, und Fatih sagte:
    »Ich wünsch dir Glück, Mann, irgendwann triffst du auch die große Liebe, ich weiß nicht, ob dein Bruder recht hat mit den Frauen. Warte mal ab, den haut die Liebe auch noch mal um! Viel Glück, und wenn du Lust hast, meld dich mal, meine Nummer hast du ja, obwohl, die ändert sich ständig. Komm einfach mal ins Sotiris, dann trinken wir ein paar Ouzo und tanzen auf den Tischen.«
    Sie schlugen ein, und Zinos machte sich auf den Weg.
    Das Belmondos war benannt nach seinem Chefkoch, der Jean-Paul Belmondo ähnelte. Zinos stand mit den Kollegen in einer Reihe. Belmondo schüttelte jedem kurz die Hand; er sah Zinos nicht in die Augen, und es dauerte bis Teneriffa, bis sich daran etwas änderte. Belmondo hieß eigentlich Josef Mücke; seit Jahren verließ er die Medusa nur, um den verordneten Urlaub von acht Wochen hinter sich zu bringen. Er wohnte dann immer am Hafen und mied weltweit das Landesinnere.
    Zinos wurde in die Bar des Belmondos abgestellt. Nicht etwa als Barkeeper, sondern als Sklave des Barchefs Christiano. Dazu musste er sich mit dem eine Kabine teilen. Nicht nur, weil Zinos zu Beginn der Reise die vier Tage bis Bordeaux übel gewesen war, wurden sie keine Freunde. Zinos bedauerte nicht, die Kabinenluft mit dem Geruch seiner Kotze verdorben zu haben, es waren die einzigen drei Tage, in denen Christiano sich fernhielt. Seit Bilbao war die Kabine Christianos Schrein. Zinos hatte das obere Bett, Christiano beanspruchte den Rest der Kabine. Großmütig sprach er Zinos die ganze obere Kantinenluft zu. Er könne darin so viel rumfuchteln, wie er wolle. Wenn Christiano trainierte, diente ihm aber das ganze Bett als Trainingsgerät, und er rückte dabei in Zinos’ Gefilde vor. Er stemmte sich an der oberen Kopflehne hoch und runter. Wie eine Kasperlepuppe tauchte sein verschwitzter Kopf auf und ab, wobei das Ausamten stets in Zinos’ Luftraum erfolgte.
    Christiano trainierte immer, wenn er nicht schlief oder arbeitete. Bei allem, was er machte, hörte, sang oder summte er sein Lieblingslied Thong Song von Sisqo; es handelte, wenn Zinos es richtig verstanden hatte, von der Unterhose einer Frau. Wenn an der Bar nichts los war, machte er Liegestütze auf dem Boden hinterm Tresen und scheuchte Zinos umher; ständig schickte er ihn ins Lager, Getränkekisten zu holen, obwohl oben noch genug Flaschen vorrätig waren.
    Alle auf dem Schiff arbeiteten sieben Tage die Woche, bis zu vierzehn Stunden täglich. In der kurzen Freizeit durfte man sich nicht unter die Gäste

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