Soul Kitchen
»Goulasch verde buono!«
Özmen schlug mit ihm ein, und stellte ihn Zinos als Donald vor. Donald drückte Zinos den Kochlöffel in die Hand und verschwand hinter dem Stand. Es schepperte, Dann stellte er zwei große Blechschüsseln auf einen Campingtisch, auch das Besteck war aus Blech. Er wuchtete einen großen Klacks leuchtend grüner, schleimig-zäher Masse auf die Teller und nickte Zinos aufmunternd zu, und Özmen begann sofort, sich das Zeug gierig reinzuschaufeln.
»Was ist das?«, fragte Zinos.
»Das macht dich so fit wie noch nie, davon kannst du dich tagelang ernähren.«
»Echt? Und was ist das?«
Özmen grinste:
»Rate mal.«
»Eidechsenpudding?«
»Nee.«
»Krötengeschnetzeltes?«
»Gute Idee, aber falsch!«
»Alienpüree?«
»Nee, aber du bist witzig, Alter. Es ist pflanzlich.«
Zinos sah sich um, Donald lachte.
»Du musst probieren, Dann verrat ich dir, was es ist«, sagte Özmen.
Zinos nahm den Blechlöffel, dippte ihn kurz hinein und kostete nur mit den Lippen. Es schmeckte kaum salzig, aber so gut wie eine Brühe aus Knochen, die seine Mutter ihm immer gemacht hatte, wenn er krank war. Zinos tunkte den Löffel nun tief hinein. Während er sich an der grünen Masse satt aß, verschwand sogar sein Durst. Özmen rief:
»Es ist Kaktus, einfach nur Kaktus! Ich hab keine Ahnung, vielleicht sind doch ein paar Insekten drin. Ich hab mal versucht, es nachzukochen; das Rezept hat Donald mir nicht verraten, er sagt, es käme auf die richtige Zubereitung an, und er gibt zu, ein paar Gewürze zu verwenden, aber die seien so gut, dass man kaum Salz bräuchte.«
Donald zerteilte eine Zitrone, die so groß war wie eine Melone. Er gab ihnen jeweils eine Hälfte. Özmen drückte seine mit beiden Händen über sein Kaktusgulasch, Zinos versuchte es, rutschte ab, Donald fing die halbe Frucht auf und drückte den Saft mit einer Hand in Zinos’ Teller.
»Lebt er alleine hier?«, fragte Zinos.
»Nein, mit seiner Tochter.«
Özmen deutete hinter sich.
Zinos entdeckte hinter einem hohen blühenden Strauch eine weiße Gestalt. Er ging auf das Mädchen zu.
Es roch plötzlich überall nach Nelken und Mandarinen, genau so hatte es zu Hause an Weihnachten gerochen. Illias hatte ihm immer seine Mandarinen gegeben, dafür musste Zinos ihm seine ganzen Süßigkeiten abtreten.
Zinos wurde schwindelig, der Strauch war auf einmal voll mit Mandarinen, und dahinter hörte er Bo und Vassiliki lachen, er wandte sich ab.
Donald gab dem Kochtopf einen Schubs, sodass er über dem Feuer hin und her schwang. Zinos schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er direkt in die Knopfaugen von Donald, der ihn anstrahlte, als wisse er, was passiert war. Die blasse Gestalt hinter dem Strauch war wieder zu sehen, die Mandarinen waren weg, die Blüten rochen nach nichts. Zinos ging auf das Mädchen zu, sie war schneeweiß, aus halb geschlossenen Augen sah sie ihn an, drehte eine strohige Haarsträhne mit dem Finger. Sie trug zerrissene Jeans und ein Bikinioberteil und hatte einen riesigen Walkman in der Hand. Sie sagte mit seltsam tiefer Stimme:
»My name is Beatrice, if you want to marry me, call me baby!«
Ihre Augen fielen zu, sie setzte die Kopfhörer auf, schaltete den Walkman ein und begann langsam zu tanzen.
»Ist sie auf Drogen?«, fragte Zinos.
»Sie wurde in den Achtzigern während einer Beachparty von einem Vampir gebissen. Donald konnte wegen seiner Zauberkräfte das Schlimmste abwenden. Er hat ihr das Zombiegift verabreicht und ein bisschen rumgezaubert. Zombies sind harmloser und ein bisschen doof. Die Zähne schleift Donald ihr ab. Sein größter Wunsch wäre es, sie heiratet, bevor er stirbt, er ist schon hundertzehn.«
»Aber sie sieht ihm überhaupt nicht ähnlich – sie ist weiß!«
»Ihre Mutter war Engländerin, und wenn man erst mal Vampir und Zombie ist, geht das schon auf den Teint.«
»Du verarschst mich doch!«
Özmen schüttelte den Kopf.
»Wenn du erst mal eine Weile auf Adios gelebt hast, wundert dich nichts mehr. Aber es ist nicht so wie die Leute denken, Vampire können gar nicht fliegen, sind aber richtig gute Surfer – Windsurfen, Wellenreiten – und besonders gute Kitesurfer. Die Kitenummer haben sich Vampire von Adios ausgedacht, weil sie es nicht verknusen konnten, dass das mit dem Fliegen verkümmert ist in den letzten Jahrhunderten. Das liegt an ihrer Bequemlichkeit. Vampire sind immer schon gern geritten, dann kamen die Kutschen, Hubschrauber, Flugzeuge, und sie nutzen
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