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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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so bräuchte, stünde bei den Duschen bereit. Er zeigte Zinos den Duschraum, der hinter einer Bastwand unter freiem Himmel lag. Aber man konnte durch das Umdrehen eines Schildes am Zugang signalisieren, ob man alleine duschen wollte oder sich ein anderer dazugesellen durfte. Auch das Geschlecht konnte man dahingehend bestimmen, und sein eigenes musste man auch angeben, damit die duschwillige Person ebenso entscheiden konnte, ob ihr das gemeinsame Duschen genehm war. Über dem einen zu wendenden Schild stand ME, unter dem anderen YOU. Bei DO DISTURB musste man also noch zwei weitere Schilder bedienen. Ob überhaupt jemand anders duschte oder nicht, konnte man hören. Da die Dusche gerade leer war, entschied Zinos zu duschen. Er wendete unter Lalits amüsiertem Blick das DO-NOT-DISTURB-Schild.
    Zinos’ Handywecker klingelte am nächsten Morgen so lange, bis jemand gegen seine Hütte haute und brüllte. Erst davon wurde er wach. Nachdem Zinos eingefallen war, wer er war und wo er sich befand, nahm er das Fußballhandtuch und ging zu den Duschen. Die Schilder zeigten an, dass eine Frau duschte und beide Geschlechter willkommen waren. Zinos legte sich in eine Wartehängematte. Es war noch nicht einmal acht, der Schweiß lief ihm schon übers Gesicht, und er hatte vergessen, sich etwas zu trinken mit in seine Hütte zu nehmen. Sein Kreislauf bescherte ihm einen kaum zu kontrollierenden Schwindel. Dann ertönte laut Reggae aus der Richtung des Goliaths, irgendwer sang was vom Fisherman. Zinos verließ die Hängematte und betrat mit gesenktem Blick den Duschbereich, er sagte:
    »Moinsen«, drehte die erste Dusche auf und stellte sich in seinen Boxershorts drunter. Er sah die Füße der Frau, die erwiderte: »Moinsen!«
    Zinos sah eine schöne nackte Frau, die dem Alter nach seine Mutter hätte sein können. Sie lächelte und ließ sich das Wasser über den durchtrainierten Körper laufen; ihre Brüste sahen operiert aus, ihr Gesicht war zu glatt für ihr Alter. Sie sagte:
    »Ich bin gleich fertig, aber es ist so schön kühl, das Meer ist jetzt schon so warm wie das Blut in unseren Adern. Kommst du aus Hamburg?«
    »Ja, ja, Sie auch?«
    Zinos begann sich von oben bis unten einzuschäumen, das Duschgel roch extrem nach Kokos.
    »Ich komme aus Schleswig-Holstein, in Hamburg habe ich mal gearbeitet, Dobelmann, Gudrun Dobelmann! Aber da du mich nackt gesehen hast, nenn mich doch Gudrun, alles andere wäre furchtbar albern, findest du nicht?!«
    »Ja, ähm, ich bin Zinos, und du kannst mich trotzdem so nennen, ich mein, obwohl ich nicht nackt bin.«
    Sie lachte, und man sah ihre schneeweißen geraden Zähne.
    »Wer ist heute schon noch gehemmt, das ist charmant. Als ich jung war, musste man sich alles versagen.«
    »Aber Sie sind doch immer noch jung.«
    Sie erwiderte nichts, drehte die Dusche aus, strich sich mit beiden Händen mehrmals die Haare zurück und band sich einen Knoten. Dann wickelte sie ein Handtuch um ihren Körper. Dabei fixierte sie Zinos die ganze Zeit.
    »Machst du hier Urlaub, Zinos aus Hamburg?«
    »Nee, ich arbeite ab heute an der Bar vom Goliaths. «
    »Na, dann sehn wir uns ja noch.«
    »Ja, das würde mich freuen.«
    Sie verließ die Duschen, kam dann noch einmal zurück und fragte:
    »Woher kommen deine Eltern?«
    »Aus Griechenland.«
    Sie nickte und verschwand. Zinos beeilte sich, um kurz vor neun stand er vorm Goliaths; die Reggaemusik war so laut, dass er Goliath kaum verstand, der mit einer Machete eine Kokosnuss öffnete und einen Strohalm reinsteckte:
    »Oder will you eine Bier, greeky German?«
    »No, that s great, coconut for breakfast, I think I’m in paradise.«
    »Paradise has many Gesicht! But that’s not your problem!« Zinos bekam noch ein Sandwich mit gegrilltem Schweinesteak und Chilisoße. Goliath hatte den Grill gerade angeschmissen, und es saß schon eine Gruppe Surfer an einem der Tische und frühstückte. Einige kamen aus Deutschland, die anderen waren Engländer. Zinos ging rüber zur Bar, wo Grietche schon eifrig Früchte schnitt; nebenbei trank sie einen Eiskaffee. Zwei leise surrende Ventilatoren relativierten die Hitze, einen dritten hatte sie unten im Sand aufgebaut.
    »Willst du auch einen Eiskaffee? Ich kann dir einen mit jedem Sirup machen, den du willst.«
    »Ja, danke, kann ich mir aber auch selber machen.«
    »Weißt du denn wie?«
    »Wenn du mir sagst, wo ich alles finde?«
    Grietche lächelte zum ersten Mal entspannt. Zinos packte mit an, und als die ersten Gäste

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