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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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gern öffentliche Verkehrsmittel, achte in Hamburg mal im Nachtbus drauf! Ihrem Ruf nach verpennen sie wirklich den ganzen Tag, aber sie müssen kein Menschenblut saugen, die sind faul, bestellen beim Schlachter Tierblut, Innereien, machen tolle Blutwurst, einige verkaufen sie auf dem Markt. Menschen beißen sie nur, wenn sie neurotisch oder auf Drogen sind, ist nichts anderes, wenn ein Mensch durchdreht und jemanden killt, ganz normale Leute flippen auch mal aus. Vampire sind nichts Besonderes – und das ist ihr Problem. Die haben Komplexe. Ich war auf einer anderen Insel mal mit einer Vampirtussi zusammen: Manon aus Frankreich. Wir haben uns ja immer nur nachts gesehen, das war anstrengend, und sie war furchtbar eifersüchtig, weil sie nicht kontrollieren konnte, was ich tagsüber so trieb. Ich hab Schluss gemacht und bin nach Adios rüber. Die Vampire werden hier nicht befördert, wenn sie sich zu erkennen geben, und Manon war bekannt, sie hat als DJ bei Raves aufgelegt, jeder kannte sie, schöne Frau, aber eigentlich war sie mir zu dünn. Und ihre Muschi war immer kalt, auch wenn sie feucht war, du verstehst. Und essen gehen wollte sie immer nur ins Steak, da waren die ganzen Touristen. Sie war schon sechzig, wurde in den Siebzigern auf einem Festival gebissen. Wollen wir weiter – oder hast du dich in Beatrice verknallt?«
    Özmen kratzte seine Schale aus, was ein furchtbares Geräusch erzeugte.
    »Ey!, Özmen, das stimmt doch nicht, was du mir da erzählst.«
    »Glaub, was du willst, gib Beatrice doch mal die Hand, kannst sie aber auch gleich ins Eisfach legen.«
    »Ich hatte mal ’ne Freundin, die hatte Drogenprobleme, immer kalte Hände, und sie hat zu wenig gegessen.«
    »Ja, vielleicht ist Beatrice auch nur ein Babe auf Drogen, aber warum hört sie Kassetten in einem Walkman, der so groß ist wie ein Ziegelstein, denk doch mal nach!«
    Beatrice starrte Zinos an und machte eine große rosa Kaugummiblase, tanzte wie in Trance und reckte dabei die Arme zum Himmel. Ihre Achseln waren unrasiert, zwei große Büschel wiegten sich mit ihr zur Musik. Özmen grinste triumphierend.
    »Glaubst du mir jetzt? Das war auch so ein Problem bei Manon, Siebzigerjahre! Und du kannst dir nicht vorstellen, was da unten rum los war, dagegen ist der Dschungel eine Weide.«
    Als Donald ein Schächtelchen mit Verlobungsringen unter Zinos’ Nase hielt, drängte Zinos auf schnelle Weiterfahrt. Im Auto sprachen sie kaum noch, Özmen machte Desmond Dekker an und raste zu Fu Man Chu durch die Landschaft. Irgendwann ging es nur noch bergab, aus dem Wald heraus.
    Zinos trank aus einer Alutüte mit Strohhalm Ananaslimonade. Es war wieder heißer, sie fuhren durch eine kleine Stadt. Özmen erzählte, dass alle, die dort lebten, unten am Strand von Arrope arbeiteten.
    »Wo werde ich denn arbeiten?«, fragte Zinos.
    »Ich habe schon mit Goliath telefoniert, der braucht jemanden an der Bar.«
    »Aber ich würd lieber in einer Küche arbeiten.«
    »Es ist ein Restaurant mit Strandbar; die Bar macht eigentlich sein Sohn Rocky, aber der baut nur Scheiß und ist hinter den Touristinnen her. Deshalb sucht Goliath jemanden, der ein bisschen aufpasst, Verantwortung übernimmt. Hast du schon mal am Tresen gearbeitet? Ich hoffe, denn ich hab ihm gesagt, du kriegst das hin.«
    »Krieg ich.«
    Es ging plötzlich noch steiler bergab, dann fuhren sie auf eine ebene asphaltierte schmale Straße, rechts und links davon Palmen, Blumen, Bäume voll mit Limonen, Feigen, Granatäpfeln, und am Wegesrand standen unzählige kleine Lämpchen. Özmen bog scharf ab, und Zinos sah das Meer; der Mond strahlte es an, er bat Özmen anzuhalten. Zinos stieg aus, kletterte über die kleine Mauer, zog seine Schuhe aus und lief über den kühlen Sand barfuß bis ins Wasser. Er atmete tief durch. Stimmen und Musik, weit entfernt, vermischten sich mit dem Klang des Meeres zu der Hoffnung, nie wieder woanders hin zu müssen. Er sah Lichter, der Strand schien nirgends zu enden. Zinos würde in einer Fototapete alt werden. Er lief zurück.
    »Fahren wir.«
    Das Goliaths war eine stabiles, weiß gestrichenes Bretterhaus, das etwas erhöht an der Promenade lag; davor am Strand befand sich die Bar, an der noch immer ein paar Leute saßen, eine weiße Frau in einem afrikanischen Gewand tanzte alleine im Sand. Etwa fünfzig Meter weiter lag ein kleines Hotel, das aus Hütten bestand, nur die Rezeption befand sich in einem steinernen Häuschen.
    Zinos bezog eine der Hütten, ein

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