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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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sprangen Affen herum, ihre langen Schwänze wirbelten durch die Luft, sie kreischten, und viele trugen etwas mit sich herum, das man wegen ihrer flinken Bewegungen nicht erkannte. Ein Markt war aufgebaut, es wurde überall gekocht, und es roch nach Gewürzen, gegrilltem Fisch und Fleisch.
    Tagsüber war es hier nicht einmal halb so voll gewesen.
    Zinos hörte Musik, Trommeln, fröhlichen und theatralischen Gesang, irgendwo wurden Schüsse abgefeuert, und über ein Megafon sprach jemand in einer Sprache, die Zinos bisher noch nicht gehört hatte.
    Zinos folgte einem süßen Geruch bis in eine Bar, man stellte ihm ein bis oben mit Eis gefülltes Glas hin, goss es mit Bier aus einer Zweiliterflasche auf. Dazu gab es einen Teller mit Schweineschwarten- und Bananenchips. Das Bier schmeckte sauer, süß und irgendwie auch nach Rum. Er aß noch ein paar Chips und bezahlte mit seinem letzten Geld. Draußen wusste Zinos nicht mehr, in welche Richtung er gehen musste, es waren zu viele Menschen auf den Straßen. Er geriet in eine Menge von Männern, in deren Mitte ein Hahnenkampf stattfand. Häusertüren waren geöffnet, Fernseher standen in den Fenstern neben großen Plastikblumen, es liefen trotz der späten Uhrzeit Zeichentrickfilme. Zinos blieb vor einem der Fernseher stehen und sah sich Barbapapa an.
    Plötzlich flatterte vor ihm ein blauer Papagei und landete auf dem Fernseher. Er ging mit wippendem Kopf auf und ab und flog dann mit großem Gekreisch los. Zinos folgte ihm. Nach wenigen Schritten stand er vor Özmens Laden, und der Papagei flog davon.
    Özmen belud einen kleinen Lieferwagen mit Fladenbrot.
    »Kann’s losgehen?«, rief er, ohne Zinos anzusehen.
    Zinos half ihm, dann fuhren sie los. Es dauerte nicht lang, da verließen sie das letzte Stück asphaltierte Straße und fuhren an riesigen Schuttbergen, Müllkippen und sonstigem Schotter vorbei, Oldtimerwracks, Ziegelsteinen, umzäunten Bergen von Schuhen und Klamotten. Özmen sagte:
    »Secondhandshop.«
    Sie fuhren an Dörfern vorbei, es wurde kühler, Zinos hörte auf zu schwitzen. Sie rumpelten durch Hügelland und karge Wälder. Özmen wirkte angespannt, er sagte, er habe ein paar Tage zu wenig geschlafen, ansonsten sprachen sie nicht viel.
    »Hunger?«, fragte Özmen nach etwa einer Stunde.
    »Ich weiß nicht, eher Durst, mir ist ein bisschen schlecht, ich hab vorhin in Metido in so ’ner Bar ...«
    »Ah, da weiß ich, wo wir was finden, damit du keinen Brand kriegst.«
    »Okay, aber ich hätte gern mal was zu trinken, von dem ich nicht irgendwie high oder besoffen werde.«
    Özmen hielt den Wagen an. Es war stockdunkel, er wühlte im Handschuhfach, setzte erst Zinos eine Stirnlampe auf und dann sich selber. Sie stiegen aus dem Auto und gingen über Moos und viele kleine Äste.
    »Komm mal rüber!«, rief Özmen, Zinos folgte ihm zu einem Felsen, auf den ein riesiges Graffito gesprüht war.
    »Das war ein Typ aus Hamburg, ich hab mal in ’nem Rumshop mit ihm abgehangen. Hab leider seinen Namen vergessen.«
    Der Style kam Zinos bekannt vor; Özmen deutete mit seiner Lampe auf eine Statue neben dem gewaltigen Felsen.
    »Das ist die heilige Sandra.«
    »Wieso Sandra?«
    »Sie sieht aus wie meine große Liebe, eine Kroatin, hat Schluss gemacht, obwohl ich sie geliebt habe, als wär ich irre, es hat nichts genützt. Ich war einfach nicht genug da für sie. Die wollen nicht nur geliebt werden, die wollen, dass du immer ein guter Mensch bist.«
    »Bei mir hat’s auch nie geklappt. Vielleicht bin ich nicht gemacht für das ganz große Ding. Ich hab das Gefühl, ich lande immer bei der gleichen Frau in anderer Verpackung. Die sind nie normal oder einfach nur nett.«
    Özmen nickte verständnisvoll und hielt ihm die Hand zum Einklatschen hin.
    Sie fuhren einen Abhang hinunter, Zinos krallte sich am Griff der Tür fest. Dann fuhr Özmen durch ein Waldstück, dahinter wurde es hell, eine Straßenlaterne stand an einer kleinen Sandstraße, hinter wilden Gewächsen am Straßenrand sah man ein paar Häuserruinen, direkt unter der Laterne war ein Stand aufgebaut, über einem Feuer hing ein großer schwarzer Topf, schwang hin und her auf seinem Rost, der an dicken rostigen Ketten an einem Pfahl aus Holz angebracht war. ein alter Mann mit einem Borsalino auf dem Kopf stand dahinter und rührte in dem Topf mit einem bunt bemalten Kochlöffel, der größer war als er selber. Er war braun gebrannt, trug einen gezwirbelten Schnurrbart und wiederholte beim Rühren ständig:

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