Soul Screamers 1 - Mit ganzer Seele
und stellte sich vor Sophie. Zweifellos in der Absicht, sie sich zu holen, bevor die Chance vorüber war.
Und genau in dem Moment erstarb meine Stimme.
„Nein!“, wollte ich rufen, doch aus meiner Kehle kam kein Laut.
Sobald mein Gesang erstarb, kehrten die anderen Geräusche in voller Lautstärke zurück, als wären meine Ohren durch einen Druckausgleich wieder frei geworden. Das Erste, was mir an die Ohren drang, war die schönste, himmlischste Musik, die ich je gehört hatte.
Nashs Mom sang für Sophie.
Alle vier Männer zogen an Sophies Seele, während Harmonys Lied sie festhielt. Doch Marg zerrte noch fester. Sophies Seele stieg höher und schob sich langsam auf die Reaperin zu, die die Arme öffnete, um sie in Empfang zu nehmen.
„Marg, bitte!“, schrie Tante Val. „Nimm mich! Meine Seele ist vielleicht nicht jung, aber sie ist stark, und du darfst Sophie nicht holen!“
„Du kannst sie nicht retten …“, säuselte Marg. Und als ich mich so umsah, schien sie recht zu haben. Mit vier Seelen in der Hinterhand war sie sogar für vier männliche Banshees zu stark. Was wirklich paradox war, wenn man bedachte, wie klein und zerbrechlich sie aussah …
Moment. Sie war zerbrechlich! Mein Vater hatte erzählt, dass Reaper eine körperliche Gestalt annehmen mussten, um mit derAußenwelt in Kontakt zu treten. Was bedeutete, dass Marg körperlich genauso angreifbar war wie der Reaper, der damals versucht hatte, mich zu holen. Der Reaper, den mein Vater geschlagen hatte …
Ohne auf das Brennen im Hals oder das Schwindelgefühl zu achten, rannte ich in die Küche. Der Messerblock! Nach kurzem Überlegen verwarf ich den Gedanken. Ich war nicht sicher, ob ich sie mit einem Stich niederstrecken konnte.
Aber ich konnte sie grün und blau schlagen.
Ich öffnete den Schrank unter dem Herd, riss die alte gusseiserne Bratpfanne heraus, die Onkel Brendon für sein Maisbrot verwendete, und rannte damit durchs Esszimmer, vorbei an Nash, Harmony und Todd. Als ich auf Höhe meines Vaters war, holte ich weit aus.
Ich weiß nicht, ob Marg mich gesehen hat oder der Gesichtsausdruck meiner Tante mich verraten hat. Aber sie drehte sich in letzter Sekunde um, sodass ich mit der Pfanne ihren Kopf verfehlte. Der Schlag traf sie an der Schulter. Statt bewusstlos zu werden, fiel sie nur zu Boden.
Aber sie schlug mit der Hüfte hart auf dem Boden auf, so hart, dass der Beistelltisch wackelte, der in einem halben Meter Entfernung stand.
Ich konnte mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, obwohl mir der Arm höllisch schmerzte.
Marg lag einen Moment lang still da, das glänzend schwarze Haar um den Kopf gebreitet, die Arme neben dem Körper ausgestreckt. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Sophies Seele sanft auf ihren Körper zuglitt, dann hörte ich einen wütenden Schrei, als Tante Val sich auf Marg stürzte. Ich hatte sie noch nie so wenig graziös und gefasst erlebt – und sie noch nie so bewundert!
Valerie landete auf Margs schmaler Hüfte und hielt sie mit den Beinen auf dem Boden fest. Sie packte die Reaperin mit wildem Blick an den Schultern. Das Haar stand ihr wirr vom Kopf ab, und sie sah völlig durchgeknallt aus. Ich bezweifelte keineSekunde lang, dass sie sich gerade genau in die Richtung entwickelte.
„Du nimmst mir meine Tochter nicht weg!“, schrie sie Marg an. „Also entweder nimmst du jetzt mich, oder du gehst mit einer Seele weniger nach Hause!“
Marg fletschte wütend die Zähne, als ich einen Schritt auf sie zumachte, die Pfanne immer noch in der Hand. Ihre Augen verdunkelten sich vor Zorn, als sie merkte, dass Sophies Seele fort war und Sophie wieder atmete.
Für den Bruchteil einer Sekunde mischte sich Angst unter den Zorn in Margs Augen. Wer auch immer diese Belphegore war, Marg wollte sie offensichtlich nicht enttäuschen. Nach kurzem Zögern nickte sie. „Deine Seele erfüllt die Abmachung, die wir getroffen haben, zwar nicht, aber damit zahlst du zumindest für deine Eitelkeit und Arroganz.“
Von einer Sekunde auf die andere brach Tante Val über der Reaperin zusammen, die Augen glasig und leer. Marg verschwand, und Tante Vals Körper fiel leblos zu Boden.
Ich blinzelte schockiert und ließ mich vorsichtig zu Boden sinken, um nicht zu fallen.
„Kaylee, ist alles in Ordnung?“ Nash berührte mich an der Hand und erinnerte mich daran, dass ich immer noch die gusseiserne Pfanne in der Hand hielt. Als nun alles vorüber war, konnte ich selbst kaum glauben, was ich gerade getan
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