Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Töchter betrieb.
Sie saßen auf farbenfrohen Holzstühlen im Wartebereich des Salons, umgeben von buntem Treiben und lauten Unterhaltungen. Eigentlich eine fröhliche, ausgelassene Atmosphäre, die aber nur dazu führte, dass Elizabeth sich noch erbärmlicher und einsamer fühlte.
Wie eine Gestrandete saß sie inmitten des Trubels auf ihrer eigenen trostlos grauen Insel. Ihre Finger umklammerten ihr neues Notizbuch, das Susan besorgt hatte und nun geschlossen auf ihren Knien lag.
Sie zählte mindestens vier eingerahmte und mit Blumen geschmückte Fotos von Mrs Orkafus Sohn Adam, der vor etwa acht Monaten im Alter von siebzehn Jahren erstochen worden war. Riley saß auf dem Stuhl neben Elizabeth, den Blick abwesend auf eines der Fotos geheftet.
„Adams Bruder Corbin war dabei, als es passierte“, berichtete Mrs Orkafu gerade. „Sie waren auf dem Weg ins Kino. Corbin ging kurz in einen Laden, um Süßigkeiten zu kaufen und als er wieder herauskam, lag Adam am Boden. Corbin hatte nichts gehört und niemanden gesehen. Es muss blitzschnell passiert sein.“
„Wissen Sie, ob Adam kurz vor seinem Tod jemandem die Freundschaft aufgekündigt hat?“, fragte Elizabeth. Ihre Stimme war leise und monoton.
„Adam war sein Freundeskreis sehr wichtig“, entgegnete Mrs Orkafu. Sie sprach mit einem weichen Akzent, und meist umspielte ein gütiges, aber auch trauriges Lächeln ihre Lippen. „Es hätte schon etwas sehr Schlimmes passieren müssen, damit Adam einem der Jungs die Freundschaft aufkündigt. Und das hätte er auf jeden Fall erwähnt.“
„Und anders herum? Könnte sich ein Freund von ihm abgewendet haben?“
„Er hat nichts in dieser Richtung erzählt. Wie gesagt, waren Adam seine Freunde sehr wichtig, und er hat für sie gekämpft. Zum Beispiel damals, als sein Freund Billy weggegangen ist, da hat Adam alles dafür getan, um in Kontakt zu bleiben, und das ist für Teenager nicht selbstverständlich. Wie sagt man? Aus den Augen aus dem Sinn, nicht wahr? Aber das galt nicht für meinen Sohn.“
„Könnte es denn einen Streit mit einem seiner Freunde gegeben haben?“
„Miss, Jungs in dem Alter streiten sich nun mal. Und am nächsten Tag? Da ist alles vergeben.“
„Gab es jemanden, den Adam als seinen Feind oder … oder Rivalen bezeichnete?“
„Nein“, schüttelte Mrs Orkafu mit weiten Augen den Kopf. „Ganz sicher hatte er keine Feinde. Er war ein lieber Junge und ein vorbildlicher Schüler.“
„Hatte er eine Freundin?“, schaltete sich Riley doch noch in das Gespräch mit ein.
„Ja, er ging mit einem Mädchen aus seiner Schule“, entgegnete Hannah, Adams ältere Schwester. Sie stand hinter ihrer Mutter und flocht ihr mit flinken Fingern kleine Zöpfchen. „Ihr Name ist Winona. Adam hatte sie richtig gern.“
„Hatte Adam Konkurrenz? Waren da noch andere, die auf Winona standen?“, fragte Riley weiter.
„Ich weiß nicht …“, sagte Mrs Orkafu, doch Hannah nickte heftig. „Ja, da bin ich mir sogar sehr sicher. Da war ein Junge, der auch auf Adams Schule war, und mein Bruder hatte immer Angst, der Typ könnte ihm Winny ausspannen. Und soweit ich das mitbekommen habe, sind die beiden jetzt wirklich zusammen.“
Riley warf Elizabeth einen selbstgefälligen Blick zu, bevor er fortfuhr. „Kennst du vielleicht auch noch seinen Namen, Hannah?“
„Oje.“ Mit zwei Haarsträhnen ihrer Mutter in der Hand hielt das Mädchen inne. „Adam nannte ihn immer den Schleimer … Ich glaube, er heißt Stephen oder Steve.“
„Nachname?“ Elizabeth hatte mittlerweile das Buch aufgeschlagen und damit begonnen, Notizen niederzuschreiben.
„Keine Ahnung.“ Hannah hob die Schultern und widmete sich wieder dem Zöpfchen.
„Weißt du vielleicht sonst etwas über Steve, dass uns weiterhelfen könnte?“
„Naja, ich denke, er macht irgendeinen Kampfsport, weil Adam mal sagte, der Schleimer solle sich nur nicht einbilden, dass er Respekt vor ihm hätte, nur weil er einen schwarzen Gürtel hat.“
„Klingt, als hätten wir einen Gewinner“, murmelte Riley, was Elizabeth mit einem knappen Nicken bestätigte.
„Noch eine andere Frage“, sagt sie. „Wurde Adam bei dem An griff etwas gestohlen? Ein persönlicher Gegenstand?“
„Seltsam, dass Sie das fragen“, antwortete Mrs Orkafu. „Als wir seine Sachen erhielten, war alles dabei, seine Geldbörse, sein Handy, seine Uhr. Aber sein Talisman fehlte.“
Elizabeth sah auf. „Sein Talisman? So etwas, wie ein Glücksbringer?“ Ihre Stimme
Weitere Kostenlose Bücher