Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
man aus ihren Worten schließen konnte, dass sie sowohl Daniel als auch sich selbst nicht mehr als Teil von Woods und Rileys Zukunft sah.
„Wahrscheinlich hast du recht“, seufzte Daniel. „Bleibt zu hoffen, dass sie ihre Loyalität nicht mit dem Leben bezahlen.“
Mit einem leisen Ächzen bewegte Elizabeth ihre verkrampften Schultern.
„Hast du Schmerzen?“, wollte Daniel besorgt wissen.
„Schon gut.“ Ihre protestierenden Glieder waren im Moment ihre geringste Sorge.
Mittlerweile war der Mond untergegangen, wodurch es im Glashaus so dunkel war, dass sie Daniel kaum noch erkennen konnte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Morgen anbrach.
Daniel erahnte ihre Gedanken. „Sie werden bald kommen“, sagte er tonlos.
„Ich weiß.“ Die Zeit war ihr davon gelaufen. Schon wieder. Und wieder hieß es, dem bevorstehenden Abschied ins Auge zu sehen. Nur dass dieser Abschied millionenfach qualvoller war, denn er beinhaltete keine Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Ihre Furcht ließ sich nicht länger leugnen. Wie Säure fraß sie sich durch ihre Adern und ätzte sich in das Mark eines jeden Knochens. „Das waren noch Zeiten, als wir dem Sonnenaufgang freudig entgegenfieberten, was?“
„Oh ja“, nickte Daniel, und nach einer kurzen Pause: „Ich wünschte, ich könnte dich noch einmal in den Armen halten. Nur ein einziges Mal.“ Seine Stimme driftete ab, als er die Augen schloss. „Ich wünschte so vieles.“ Er machte eine weitere Pause, dann sah er sie wieder an. „Ich habe eine Heidenangst, Liz“, gestand er flüsternd. „Ich kann mir das … das Nichts einfach nicht vorstellen. Nicht zu denken, nicht zu empfinden. Nicht zu sein . Das übersteigt meine Vorstellungskraft.“
Elizabeth meinte an einem Stein in ihrem Hals zu ersticken. Sie wusste einfach nicht mehr, was sie noch sagen konnte. Alles, was ihr in den Sinn kam, klang so schrecklich banal. Wie sollte sie Daniel Mut zusprechen, wo sie doch selbst in Mutlosigkeit schier ertrank? Wie konnte sie seine Angst lindern, wenn die eigene Angst tonnenschwer auf ihrer Brust lastete? „Alles wird gut ausgehen“, brachte sie schließlich hervor. „Ganz sicher.“
„Baby“, erwiderte er mit einem traurigen Lächeln. „Du bist noch immer eine lausige Lügnerin.“
Elizabeth konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Heiß rollten sie über ihr Gesicht. Sie schluchzte auf und schämte sich im nächsten Moment dafür. Wie konnte sie ihm die letzten Minuten nur noch unerträglicher machen? Wieso fielen ihr keine ermutigenden Worte mehr ein? Es musste doch etwas geben, was sie tun konnte!
Plötzlich waren leise Schritte und Gemurmel zu hören. Ein schwacher goldener Lichtschein drang durch das Pflanzengewirr.
„Es ist soweit“, hauchte Daniel und erhob sich.
Den Rücken gegen die Säule stemmend, kämpfte sich Elizabeth ebenfalls auf die Beine. Ihr war übel, und die zitternden Knie drohten ihr den Dienst zu verweigern.
„Liz, hör mir zu“, richtete sich Daniel eilig und drängend an sie. Er stand am Rand des Bannkreises und hatte beide Hände an die unsichtbare Barriere gelegt. „Auch wenn mein Weg hier zu Ende ist, deiner geht noch lange weiter. Verstehst du mich? Dein Leben ist zu kostbar, um es wegzuwerfen.“
„Danny, nicht.“ Elizabeth schüttelte mechanisch den Kopf.
Doch Daniel sprach umso lauter und schneller, je näher die Geräusche und das Licht kamen. „Liz, ich flehe dich an, hör nicht auf zu kämpfen. Bitte, mein Engel, tu alles, was nötig ist, um zu überleben. Versprich es mir!“
Elizabeth schüttelte nur weiter leise schluchzend den Kopf. Wie konnte er das von ihr verlangen?
„Versprich es mir!“, forderte er. „Versprich mir, weiterzuleben!“
Die ersten Thugs traten unter die Kuppel. Es waren sieben ältere Männer in weißen Kurtas, die in ihren Händen kleine Schalen mit brennendem Öl hielten. Sie murmelten im Sprechchor Mantras in Sanskrit und stellten sich zwischen dem Bannkreis und der Kalistatue auf.
Dank des Lichts der Öllampen konnte Elizabeth nun Daniels Gesicht erkennen. Seine Züge waren vor Anspannung verzerrt. Die Augen wirkten im goldenen Licht wie flüssiges Feuer.
„Ich verspreche es“, sagte sie mit hohler Stimme. Es war hinterhältig von ihm, bis zu diesem Moment zu warten, um ihr dieses unsägliche Versprechen abzunehmen, da er natürlich genau wusste, dass sie ihm keine Bitte mehr ausschlagen konnte.
Seine Miene entspannte sich und hellte sich etwas auf. Er schenkte ihr
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