Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Händen auf und ab gegangen.
„Emily Dickinson“, erklärte Elizabeth. Leise rezitierte sie die erste Strophe des Gedichts. „Die Hoffnung ist das Federding, das in der Seel´ sich birgt, und Weisen ohne Worte singt, und niemals müde wird.“
„Das ist nett.“ Daniel begann wieder seine Runden zu ziehen. „Vielleicht hätte ich mich doch etwas mit Literatur und Lyrik beschäftigen sollen … Und mit so vielem mehr.“
„Solltest du auf den Geschmack kommen, ich habe jede Menge davon zu Hause.“
„Liz“, sagte Daniel etwas später. Seine Augen waren weit und bittend. „Du musst etwas für mich tun. Wenn das morgen alles vorbei ist, gib vor zu kooperieren. Spiel die Gefügige und wiege Hamilton in Sicherheit. Gib ihm keinen Grund seine Drohungen wahr zu machen. Er wird bestimmt eine Menge um die Ohren haben mit all seinen Gästen und der Party. Er wird nicht viel Zeit für dich haben. Vielleicht bietet sich dir dann eine Gelegenheit zur Flucht.“ Sein Ton wurde noch dringlicher. „Und dann musst du London sofort verlassen, nein, du musst England verlassen. Der Kult hat hier überall seine Leute. In England wärst du deshalb nie in Sicherheit.“
„Wenn das morgen alles vorbei ist, werden wir beide zusammen nach Hause gehen und ich werde anfangen, das Material für die Presse und die Polizei zusammenzustellen“, erwiderte Elizabeth trotzig. „Damit das Treiben dieser Irren endlich an die Öffentlichkeit kommt und ihnen Einhalt geboten wird!“
„Liz“, seufzte Daniel. „Deinen Optimismus in allen Ehren, aber sieh endlich den Tatsachen ins Auge. Es wird kein Wunder mehr geschehen. Deine einzige Chance besteht darin so zu tun, als ob Hamilton deinen Widerstand gebrochen hätte und dann die erstbeste Fluchtgelegenheit zu nutzen. Bitte, versprich mir, dass du es zumindest versuchen wirst.“
Elizabeth verdrehte die Augen. „Du übersiehst da was, Danny. Sollte es wirklich soweit kommen, dann wird Hamilton deine Erinnerung besitzen. Und die schließt diese Unterhaltung mit ein.“
Mit einem frustrierten Stöhnen warf Daniel die Hände in die Luft. „Gott, es kann doch nicht auf diese Weise enden!“
„Wird es auch nicht“, sagte Elizabeth. „Ich glaube noch immer an Rettung. Ganz fest.“ So zweifelnd, wie Daniel sie ansah, hörte er deutlich heraus, dass sie sich lediglich selbst zu überzeugen versuchte. „Und falls Hamilton das Ritual doch wie geplant durchzieht, verspreche ich dir drei Dinge, Danny.“ Jetzt war ihr Ton durch und durch aufrichtig, denn sie meinte jedes Wort so, wie sie es sagte. „Hamilton wird weder einen Finger an mich legen, noch werde ich auf einem verdammten Scheiterhaufen landen. Beides werde ich auf jeden Fall zu verhindern wissen. Und am Wichtigsten: Du wirst immer, und ich meine immer, in meinem Herzen und meiner Seele weiterleben. Und zwar als ein fester Teil von mir, nicht nur als Erinnerung. Deshalb wirst du auch nie aufhören zu existieren!“
„Mein Engel“, lächelte Daniel leise und legte die Hand wieder an die Barriere. Eine Weile sahen sie sich schweigend an, dann krümmten sich seine Finger zur Faust. „Wie konnte Hamilton uns nur so täuschen. Ich dachte immer, ich hätte Menschenkenntnis.“ Seufzend ließ er sich nieder.
„Denkst du, Hamilton war schon immer ein Medium oder ist das eine Nebenerscheinung der Seelenwanderung?“
„Es kam mit dem Körperwechsel. Es ist wohl so, dass eine Seele nie so fest mit dem neuen Körper verbunden ist wie mit dem natürlichen. Deshalb ist ein Seelenwanderer Geistern näher als es normale Menschen sind.“
„Weißt du das oder vermutest du das nur?“
„Hamilton hat es mir während seiner … Begrüßungsrede lang und breit erklärt.“
„Hm, wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum Riley diese eigenartigen Schwingungen von Hamilton empfing. Er konnte sich das nicht erklären, weil er ja normalerweise nur Geister spürt.“
„Riley“, sagte Daniel nachdenklich. „Ob er wohl seinen Weg machen wird? Ohne auf die schiefe Bahn zu geraten, meine ich.“
„Da bin ich mir ganz sicher. Er ist ein toller Junge. Und Tony wird sicherlich ein Auge auf ihn haben. Die beiden können mittlerweile richtig gut miteinander. Ich glaube, sie beide werden nicht eher ruhen, bis sie den Kult haben auffliegen lassen. Riley fühlt sich dem Wort, das er dir gegeben hat, sehr verpflichtet. Und Tony wird niemals aufgeben, bis es Gerechtigkeit für dich gibt.“ Erst als sie geendet hatte, bemerkte sie, wie leicht
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