Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
das einzige Zeichen seiner Anspannung.
„Aber selbstverständlich, mein Junge. Und keine Sorge wegen Elizabeth, sie ist mit den Gedanken ganz woanders.“ Mit Daumen und Mittelfinger massierte er sich die Stirn, als hätte er leichte Kopfschmerzen und verbarg somit seine Augen.
„Es geht um Simon“, sagte George vertraulich. „Um seine Bestrafung.“
„Was ist damit?“ Daniel ließ die Hand sinken. Es war nicht nötig, dass er seine Augen versteckte, denn George hielt seinen Blick etwas gesenkt, als wagte er es nicht, seinem Meister direkt ins Gesicht zu sehen. Doch hin und wieder schielte George zu Elizabeth und auch wenn sie seine Blicke nur aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm, so spürte sie dennoch deutlich das Misstrauen, das darin lag.
„Wir haben ihn zu den anderen beiden gesperrt, wie Sie sagten, Sir. Und ich frage mich … sollten wir seine Bestrafung nicht auch als Teil der Feierlichkeiten vornehmen? Es würde allen zeigen, was mit Verrätern geschieht und …“
„Ausgezeichnete Idee“, fiel Daniel ihm ins Wort. „Bereite alles dafür vor.“
„Jawohl, Sir. Und … ich dachte, Rafid und Alexander sollten die Bestrafung durchführen. Schließlich wurde ihre Ehre durch Simons Verrat beschmutzt.“
„Sehr gut“, sagte Daniel ungeduldig.
„Was ist mit ihr?“ George deutete mit einem kleinen Nicken auf Elizabeth. „Sollten wir sie nicht auch …“
„Nein!“, entfuhr es Daniel schärfer als angebracht war, woraufhin George überrascht aufsah, direkt in Daniels Gesicht. Im nächsten Moment hatte Daniel sich wieder unter Kontrolle und fuhr lächelnd fort: „Ich werde mich noch ein Weilchen an Elizabeths Gesellschaft erfreuen.“ Damit lenkte er sie an George vorbei, der sich zwar leicht verbeugte, dabei jedoch beide mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck musterte. „Und vergiss nicht“, sagte Daniel im Vorbeigehen, „dass die Cateringleute bis sieben Uhr Camley Hall verlassen haben müssen.“
„Hat er Verdacht geschöpft?“, wisperte Elizabeth, sobald sie sich weit genug entfernt hatten.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Daniel mit gesenkter Stimme und beschleunigte seinen Schritt. Sie bogen in einen dunkel getäfelten Korridor, an dessen Ende eine Treppe nach unten führte.
„Wie soll Simons Bestrafung eigentlich aussehen?“, erkundigte sich Elizabeth.
„Sie halten sich an die traditionelle Strafe für Verräter“, sagte Daniel vage.
„Und was heißt das?“
„Sie schneiden ihm die Zunge raus.“
„Soll das ein Witz sein?“, keuchte Elizabeth fassungslos und blieb abrupt stehen.
Daniel hatte seine Hand bereits am Treppengeländer und drehte sich zu ihr um. „Was? Mit Ritualmorden, magischen Zeremonien und Seelenwanderung kommst du zurecht, aber eine althergebrachte Bestrafung, die noch immer in vielen Ländern angewandt wird, ist dir zu abwegig?“
„Naja…“, druckste sie verlegen und hob die Schultern.
Augenrollend schüttelte Daniel den Kopf und streckte die Hand nach ihr aus. „Dazu wird es sowieso nicht kommen. Na los.“
Hand in Hand eilten sie die Treppe hinunter ins Untergeschoss, wo es deutlich kühler war und ein wenig modrig roch. An den unverputzten Ziegelwänden des Ganges, dem sie folgten, standen Dutzende gefüllter Weinregale. Einige der Flaschen waren mit einer pudrigen Staubschicht und Spinnweben bedeckt und sahen aus, als seien sie Hunderte von Jahren alt und unbezahlbar. Die niedrige, gewölbeartige Decke rief in Elizabeth eine leichte Beklemmung hervor. Sie fühlte sich in ein mittelalterliches Burgverlies versetzt, mit Kerkern und einer Folterkammer. Nur die Fackeln an den Wänden fehlten … Dann machte der Gang eine Biegung und leises Gemurmel war zu hören.
„Danny, warte“, flüsterte Elizabeth und zog ihn ein Stück zurück. Fragend sah er sie an. „Ich denke, du solltest das Reden mir überlassen. Mir werden sie eher glauben, als dir.“
„Wenn du denkst, das hilft…Von mir aus.“
Sie folgten dem Gang um die Kurve und steuerten auf zwei Männer mittleren Alters zu, die vor einer schweren Eisentür standen und sich gedämpft unterhielten. Die beiden Männer waren nicht indisch gekleidet, sondern westlich mit Khakihosen und dunkelbauen Poloshirts. Daniel ließ Elizabeths Hand los und legte sie auf ihre Schulter, während sie erneut sämtliche Emotionen aus ihrem Gesicht verbannte und ihren Blick ziellos in die Ferne schweifen ließ.
Als sie sich den beiden Männern näherten, unterbrachen diese ihr Gespräch
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