Soulmates: Ruf der Freiheit ([Soulmates]) (German Edition)
anders, als sie sich genauso vorzustellen. Wie ein Horrorfilm, der sich immer und immer wieder vor seinem geistigen Auge abspielte. Er wollte Dirk Lassiter zur Strecke bringen und ihn dafür bezahlen lassen, was er getan hatte.
Kopfschüttelnd starrte er auf die Backsteinmauer des Bürogebäudes hinter ihrem. Er würde das hier legal durchziehen. Den Bastard zu töten, wäre zu einfach, aber Jake würde für das Arschloch nicht ins Gefängnis wandern oder sein eigenes Todesurteil unterschreiben, weil er abtrünnig wurde – zumindest nicht, solange er andere Möglichkeiten hatte.
»Was hat die Familie des anderen Jungen gesagt? Du hast am Telefon gesagt, dass du mit ihnen gesprochen hast.«
»Ja, ich hab heute Morgen auf dem Weg ins Büro kurz bei seinem Bruder vorbeigeschaut –« Die Sprechanlage summte. Rhys knurrte und drückte einen Knopf. »Ja?«
»Kann ich jetzt Mittag machen?«, fragte Matt so leise, dass man ihn selbst über die Sprechanlage kaum hörte.
Jake öffnete die Bürotür, damit er und Rhys den Eingangsbereich im Blick behalten konnten, während Matt weg war. »Ja, geh ruhig, Matt.«
Matt drehte seinen Stuhl, sodass er Jake anschauen konnte, aber nicht, ohne vorher eine ganze Drehung zu vollführen. Als er anhielt, lächelte er. »Danke, Jake. Ich besorg mir nur schnell einen Burger und komm dann wieder her. Dauert nicht lange. Wollt ihr auch was?«
»Nein, danke, Matt.«
»Okay.« Matt sprang auf und verschwand mit einem Winken durch die Tür. Jake und Rhys folgten ihm mit Blicken, beide schüttelten die Köpfe.
Jake wandte sich an Rhys. »Glaubst du, er zieht sich im Dunkeln an?« Matt trug khakifarbene Shorts, ein langärmliges, pinkes Hemd mit einer grau gestreiften Krawatte und schicke, schwarze Abendschuhe ohne Socken.
»Ich tendiere eher dazu, dass er farbenblind ist, aber das erklärt nicht die Schuhe.«
Was Jakes Theorie unterstützen würde, dass Matt sich im Dunkeln anzog. Andererseits war Matt ein Wolf, also konnte er auch im Dunkeln sehen. Rhys hatte recht, was zum Teufel sollte das mit den Schuhen? Jake zuckte die Schultern, setzte sich zurück in den Stuhl gegenüber von Rhys' Schreibtisch und positionierte sich so, dass er den Eingangsbereich einsehen konnte.
»Erzähl mir von dem Bruder.«
»Jonathon Ikaz, fünfunddreißig, verheiratet, zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, der Junge heißt William nach seinem verstorbenen Onkel. Ikaz arbeitet als Kassierer im Casino. Er hat nichts für Lassiter übrig, allerdings scheint er nichts gegen Remi zu haben. Er sagte, Remi sei ein guter Junge gewesen und immer sehr höflich, wenn er bei ihnen zu Hause war. Außerdem hat er angedeutet, dass Remi und Billy eventuell mehr gewesen sein könnten als nur Freunde, aber er hat es nicht direkt gesagt. Ich hatte den Eindruck, dass Ikaz' Eltern ebenfalls so etwas vermutet haben.«
»Was auf die Echtheit von Remis Traum hinweist.«
»Er meinte weiter, dass niemand ihn oder seine Eltern nach Billys Verbleib, möglichen Feinden oder sonst etwas befragt habe. Er sagte, dass es sich irgendwie verlaufen habe und der Fall zu den Akten gelegt worden sei. Die Polizei hat keine Ermittlungen jeglicher Art unternommen.« Rhys hob eine Augenbraue an. »Und Dirk ist derjenige gewesen, der ihnen gesagt hat, dass Billy tot ist.«
»Er hat die Nachricht selbst überbracht?«
Rhys nickte. »Ikaz sagte, Dirk hat ihnen mitgeteilt, dass Billy tot ist und dass Remi es nicht schaffen würde. Ikaz erinnert sich daran, bei Lassiter eine Fahne gerochen zu haben. Und es wird noch besser: Gleich nachdem sie mit Lassiter gesprochen haben, hat sich die ganze Familie ins Auto gesetzt und ist ins Krankenhaus gefahren, um sich einen Überblick zu verschaffen. Aber es war nicht nur Billys Leiche nicht eingeliefert, sondern auch Remi war nicht ins Krankenhaus gebracht worden.«
Zum Teufel. Jake saß da und starrte Rhys an, unfähig zu glauben, was er da hörte. »Du denkst, er kam direkt vom Tatort? Nachdem er sie auf dem Feld abgeladen hat?«
Rhys schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher. Im Bericht steht, dass er der Erste am Tatort war und es gemeldet hat.«
Die Tür wurde geöffnet und Remis Geruch stieg Jake in die Nase, ließ ihn unwillkürlich lächeln.
Remi ging auf die Bürotür zu und lehnte sich gegen den Türrahmen. Er sah mitgenommen aus. »Hi.«
Was machte er hier? Er schien irgendwie deprimiert zu sein. Sein Geruch war anders, nicht ängstlich oder wütend, aber auch nicht wirklich normal.
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