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Souvenirs

Souvenirs

Titel: Souvenirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foenkinos
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mit ihm geredet, seit er diesen Job hatte. Dank des Papageis würde er nun unglaubliche Bekanntschaften machen. Er pflegte das Tier und brachte ihm bei, den Autofahrern «Gute Reise» hinterherzukrächzen.

57
    Nach dieser Phase, in der Louise Zeit gebraucht hatte, um unsere Begegnung zu verarbeiten, ging die Geschichte weiter. Wieder redeten wir die ganze Zeit. Wir schrieben uns den ganzen Tag SMS. Sobald etwas passierte, freute ich mich, dass es passiert war, einzig und allein, weil das Material sofort in Stoff für eine neue SMS überging. Die auslaugende Angst der ersten zehn Tage verflog allmählich, und ich fand wieder in einen normalen Zustand zurück. Wenn Louise mich am Wochenende besuchen kam, stürzte ich mich auf sie. Das in den Tagen der Abwesenheit des anderen aufgestaute Verlangen steigerte das Vergnügen. Wir bewegten uns in immer freizügigeren Liebesspielen. Ich wollte hören, was sie für Phantasien hatte, und sie hauchte erotischeWünsche in meine beglückten Ohren. Sie spielte die Untergebene. Sie sagte zu mir: Ich gehöre dir, ich tu alles, was du willst, mein Körper ist dein, ich trinke deinen Samen. Sie strich sich ihr Haar glatt, machte sich ein Band hinein, trug weiter ihre hohen Absätze, raunte mir ein paar Worte auf Deutsch zu und meinte: O ja, ich bin heiß. Diese Zeit der rohen Sexualität war wundervoll, die Stunden vergingen so schnell, dass die Orgasmen immer hinterherhinkten. So gingen auch die Monate dahin, in denen unsere Liebe diesem gesplitteten Stundenplan folgte: unter der Woche der Geist, am Wochenende der Körper.
     
    Im Frühjahr hatten wir einen handfesten Streit. Wie sollte es weitergehen? Wie wollten wir unser Leben einteilen? Ich meinte, ich könne nach Étretat ziehen, mir irgendwo eine Arbeit suchen, eigentlich egal welche. Und die übrige Zeit … würde ich zum Schreiben nutzen. Ja, ich redete noch vom Schreiben, obwohl ich gar nicht mehr schrieb. Und obwohl ich gar keinen Drang zu schreiben verspürte. Ich sagte, ich schrieb, weil ich den Eindruck hatte, Louise fand die Vorstellung schön, dass ich schrieb. Ich fing an zu glauben, dass das alles nur Hirngespinste waren: Launen eines schlafgestörten Traumtänzers. Sie flüsterte mir ins Ohr: «Lies mir was aus deinem Roman vor.» Sie sagte das mit solcher Hingabe. Ich hätte ihr ein weißes Blatt Papier zeigen können, sie hätte mich für den größten Romancier aller Zeiten gehalten. Ich verkörperte für sie eine Welt, und damit lag eine enorme Verantwortung auf mir: Ich durfte Louise keinesfalls enttäuschen. Sie sagte wieder: «Du kannst dortschreiben, das ist ein guter Ort zum Schreiben.» Ich stellte mir also vor, wie ich am Strand entlangspazierte, wie mir der Wind um die Ohren pfiff und wie ich am Gerüst eines ehrgeizigen Romanprojekts schmiedete. Und dann stellte ich mir vor, wie ich ihr am Abend nichts zu erzählen haben und wie trostlos das alles sein würde. Mir schien, ich begab mich in gefährliche Gefilde, wenn ich zu ihr kam, also schlug ich vor, dass sie zu mir nach Paris kam. Und damit wir auch ein Leben in Würde hätten, würde ich Gérards Angebot annehmen und Hotelgeschäftsführer werden. Eigentlich gab es gar keine andere Wahl. Es war so schwierig geworden, einen Beruf zu finden. Ich hatte Freunde, die nicht wussten, was sie mit ihrem fertigen Studium anstellen sollten, so brillant ihre Abschlüsse auch sein mochten. Man konnte es nicht mehr riskieren, sich der konkreten Wirklichkeit zu widersetzen (ich meine unsere Epoche). Wir klemmten in der Gewissheit fest, dass Gelegenheiten selten waren und daher ergriffen werden mussten. Ich würde mir meine Zeit frei einteilen, mir meine Mitarbeiter aussuchen können, ganz nach Belieben. Louise meinte: «Gute Idee.» Stimmt nicht, sie sagte: «Prima Idee.» Die Vorstellung, im Hotel zu wohnen, schien ihr wirklich zu gefallen, und auch die, in Paris zu leben. Je länger sie von dieser Möglichkeit redete, desto aufgeregter wurde sie. Wir wären zusammen. Und wir könnten ihren Freunden, ihrer Familie und all denen, die uns besuchen kommen wollten, ein Zimmer anbieten. Das Leben würde wunderbar einfach sein.
     
    «Aber wirst du in Paris leicht eine Arbeit finden?», fragte ich, ahnungslos, was diese Frage auslösen sollte.
    «Na ja, ich werd eine Versetzung beantragen … die wird gewährt, wenn es um die Zusammenführung von Eheleuten geht …»
    «Aber wir sind doch gar nicht verheiratet.»
    «Na und, dann werden wir eben heiraten!»
    Das hatte

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