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Souvenirs

Souvenirs

Titel: Souvenirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foenkinos
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und wir hatten einen schönen orangefarbenen Blumenstrauß dabei, der die Anmut besaß, dem Knüller nicht die Schau zu stehlen.
     
    Ich läutete. Da niemand kam und uns die Tür aufmachte, läutete ich nochmals. Immer noch nichts. Mir kam das recht seltsam vor, und ich hoffte, dass nichts Schlimmes passiert war.
    «Wahrscheinlich sind sie noch mal kurz los, um irgendwas zu besorgen», meinte Louise.
    «Glaubst du?»
    «Ja, bestimmt haben sie den Wein vergessen … oder den Kuchen. Mach dir mal keine Sorgen.»
    Das konnte natürlich schon sein, aber mir leuchtete nicht ein, warum sie gleich beide losgerannt sein sollten, um schnell noch etwas zu besorgen. Ich wollte sie gerade anrufen, als ich Schritte hörte. Meine Mutter öffnete die Tür, und ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Warum hatte es so lange gedauert, bis sie die Tür aufmachten? Ich glaube, Louise und ich, wir dachten beide das Gleiche. Das heißt … ich wollte das gar nicht denken … aber vielleicht … waren sie ja gerade mittendrin … keine Ahnung … aber mich stieß diese Vorstellung leicht ab … Na gut, Schwamm drüber. Schreiten wir lieber den Flur entlang. Meine Mutter nahm die Blumen entgegen und bemerkte, dass sie wunderschön wären. Dann sah sie Louise an und fügte hinzu: «So wie Sie.» Unmittelbar darauf fiel ihr Blick auf mich, und ichkam ihrem Gedanken zuvor: «Ich weiß, ich seh völlig verschrumpelt aus.»
     
    Wir folgten ihr ins Wohnzimmer. Da saß mein Vater. Und trank. Er wirkte nicht wirklich so wie ein Mann, der soeben Geschlechtsverkehr gehabt hatte. Der Verlauf der vergangenen Minuten wies einige Ungereimtheiten auf, aber nun ja, ich war an ein irgendwie seltsames Familienleben gewöhnt. Schließlich war meine Mutter erst kürzlich von einem Ausflug in den Wahnsinn zurückgekehrt. Ich hatte keinen Champagner mitbringen wollen, weil ich wusste, dass mein Vater immer welchen zum Aperitif anbot. Doch diesmal von Champagner keine Spur. Ich erkundigte mich, ob es ihm gut ging, aber er gab mir keine Antwort. Begnügte sich mit einem etwas verkrampften Lächeln. Ich sagte:
    «Willst du nicht eine Flasche Champagner aufmachen?»
    «Champagner? Jetzt?»
    «Na ja … trinken wir doch sonst auch immer, oder?»
    «Ja, ja natürlich …»
    Meine Mutter kam mit den Blumen, für die sie inzwischen eine Vase gefunden hatte, zurück ins Wohnzimmer. «Sie sind wunderschön», sagte sie wieder, fügte jedoch hinzu: «Schade, wenn man daran denkt, dass sie welken werden.» Daraufhin entstand eine Pause. Wir führten eine zusammenhangslose Unterhaltung; was der eine sagte, kam beim anderen gar nicht an. Als würde er ihr etwas vollkommen Außergewöhnliches mitteilen, verkündete mein Vater meiner Mutter:
    «Er hat gemeint, wir sollen eine Flasche Champagner aufmachen.»
    «Champagner? Jetzt?», entgegnete meine Mutter im gleichen Tonfall wie zuvor mein Vater.
    «Ihr seid ja komisch, alle beide», bemerkte ich.
    «Ja, Champagner wäre fein. Wir müssen euch nämlich etwas sagen!», rief Louise fröhlich, um diesen Sonntag, der sich plötzlich in Richtung Sterbehilfeprogramm entwickelte, mit etwas Leben zu erfüllen.
    «Wir auch … wir müssen euch auch was sagen», sagte meine Mutter leise.
    «…»
    «Setzt euch.»
    Wir setzten uns. Die Worte meiner Mutter hatten mir das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ich spürte, gleich würde etwas Schlimmes kommen. Mein Vater hatte Krebs, dachte ich. Ich weiß nicht wieso, aber ich glaubte wirklich, das musste es sein. Kein Wunder, dass sich ein Tumor gebildet hatte, bei all den Sorgen, die er sich die letzten Monate über gemacht hatte. Ich sah ihn an, brachte kein Wort heraus. Mein gedanklicher Exkurs fand ein abruptes Ende, als meine Mutter verkündete: «Also … es fällt mir schwer, das zu sagen … aber dein Vater und ich haben beschlossen, uns scheiden zu lassen.»

58
Erinnerungen an den Film Der Pate (1972)
    Francis Ford Coppola hätte auch einen Film über die abenteuerliche Entstehung des
Paten
drehen können. Dieser Film wäre womöglich ähnlich grausam geworden. Zu Beginn der Dreharbeiten waren die Produzenten der Auffassung, Coppola sei nicht der richtige Mann für diesen Job, und setzten daher alle Hebel in Bewegung, um ihn auszubooten. Das Gleiche galt für den damals noch gänzlich unbekannten Al Pacino, der Coppola für die Rolle des Michael Corleone vorschwebte. Niemand bei der Paramount wollte ihn haben. Doch am Ende setzte Coppola sich mit seinen Ideen eindrucksvoll

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