Spademan: Thriller (German Edition)
rief an und verlangte Harrow persönlich. Harrow erklärte sich bereit, den Spender einzustöpseln und ihm Rachel zur Verfügung zu stellen.
Doch der Spender wollte sie persönlich treffen. Nur für einen Augenblick. Außerhalb der Sphäre.
Leibhaftig.
Nennen Sie mich meinetwegen altmodisch, hat er gesagt.
Harrow schilderte ihm die Risiken, die es mit sich brachte, wenn man jemanden aus der Sphäre zurückholte. Wenn man Rachel zurückholte. Sie brauchte nur irgendjemandem gegenüber zu erwähnen, was sie dort gesehen hatte.
Der Spender erinnerte Harrow daran, dass er stets ausgesprochen großzügig gegenüber Crystal Corral gewesen war. Dann bot er an, die regelmäßige Spendensumme noch zu erhöhen. Sie zu verdreifachen. Außerdem war er einer von Harrows engsten Vertrauten.
Den Zirkel der Diakone, so nannte Harrow diesen Kreis.
Für diese Männer war ein besonderer Raum vorgesehen, besondere schwarze Zahlkarten, besondere Betten.
Und es wurden Sonderwünsche erfüllt.
Und so willigte Harrow wider sein besseres Wissen ein. Er arrangierte ein Treffen. Legte einen Zeitpunkt fest. Ließ sie ausstöpseln und mit Medikamenten vollpumpen. Gefesselt. Und unter Beobachtung.
Doch der Privatjet des Spenders wurde eine Stunde lang auf der Rollbahn festgehalten. Ein plötzliches Gewitter hatte den Flugverkehr lahmgelegt.
Diese Zeit reichte Rachel aus, um Grace eine Nachricht zukommen zu lassen.
Das Flugzeug saß fest. Der Spender schäumte vor Wut. Der Sturm tobte.
Der Himmel zürnte.
Eine gewaltige Sturmfront war urplötzlich aus dem Nichts heraufgezogen.
Höhere Gewalt, so nannten es alle Meteorologen.
Das Tresorgewölbe steht offen. Die Tür ist einen halben Meter dick.
Im Inneren steht ein Luxusbett.
Im Bett liegt ein Körper.
Er trägt einen Anzug, als wäre er eigens für diese Gelegenheit von einem Bestatter eingekleidet worden.
Seidiges weißes Haar umfließt seinen bleichen Schädel wie ein Heiligenschein.
Messgeräte messen. Monitore piepen. Atemgeräte zischen.
Milgram entlässt die Krankenschwester mit einem Kopfnicken. Sie verlässt den Tresorraum, bleibt aber direkt hinter der Tür zum Gewölbe stehen.
Wir stehen um das Bett herum, ich, Milgram und der Bauernbursche.
Wie die drei Weisen aus dem Morgenland an der Krippe.
Harrows Körper wirkt völlig erschlafft. Jeder Atemzug geht mit einem furchtbaren Rasseln einher.
Er wirkt so fragil, dass ich das Gefühl habe, er könnte zerbröckeln, wenn ich ihn berühre.
Klar, er ist ja auch ein alter Mann.
Gealtert durch seine ständige Träumerei.
In Chinatown zittern die Nadeln der Messgeräte. Ein gleichmäßiges Piepen schwillt zu einem hektischen Alarmsignal an.
Margo runzelt die Stirn.
Das gefällt mir nicht. Wir sollten ihn aufwecken.
Mina winkt ab.
Wenn Sie das tun, dann ist sie ganz allein da drin.
Sie ist jetzt ohnehin schon allein da drin. Und nach allem, was ich über sie gehört habe, kann sie sich sehr gut um sich selbst kümmern.
Nein. Nicht da drinnen.
Mark bäumt sich auf.
Wir müssen ihn aufwecken.
Das geht nicht.
Tun Sie es.
Das geht nicht, hab ich gesagt.
Warum nicht?
Dazu muss ich ihn erst mal finden.
Die drei anderen Bauernburschen nähern sich langsam dem geöffneten Tresorgewölbe. Einfach nur, um mich daran zu erinnern, dass sie auch noch da sind.
Der Bauernbursche, der mich gefilzt hat, steht an der Tür Wache.
Vermutlich wartet er schon ungeduldig darauf, dass es mit dem Knochenbrechen jetzt endlich losgeht.
Er wirft Milgram einen wütenden Blick zu.
Milgram beantwortet diesen mit einem knappen Lächeln, wie ein Telegramm, das besagt: Du bist gleich an der Reihe. Stopp.
Ich mache derweil etwas Small Talk.
Und wo ist Ihr Freund? Der Magier? Simon?
Er ist auch in der Sphäre.
Wo steht sein Bett?
Es befindet sich an einem anderen Ort. Aus Sicherheitsgründen. Pastor Harrow verlässt seinen Körper niemals ohne Eskorte.
Das war aber anders vereinbart. Das Mädchen wollte sich nur alleine mit ihrem Vater treffen.
Das ist eine reine Formalität. Keine Sorge. Sie werden bald alle zurück sein. Und wie weit weg ist das Mädchen? Ihr realer Körper, meine ich?
Sie ist ganz in der Nähe.
Und sind irgendwelche Leute bei ihr? Um sie hierherzubringen?
Ja. Und vergessen Sie nicht den U-Bahn-Fahrer.
Nein, natürlich nicht. Wie Sie sehen, Mr. Spademan, kann man Probleme tatsächlich ohne das geringste Blutvergießen lösen.
Klar doch. Zumindest nicht unser eigenes Blut.
Er kneift die Augen zusammen,
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