Späte Familie
Rücksichtnahme, die ich seinen auÃergewöhnlichen Bedürfnissen zuteil werden lasse, komm, dann gehen wir woandershin, gibt es hier in der Nähe eine nette Bar? Ich werfe einen entschiedenen Blick auf meine Uhr, schau, wie spät es schon ist, sage ich, wie schnell die Zeit vergeht, ich muss den Babysitter befreien, und er schaut mich misstrauisch an, wir haben uns doch für heute verabredet, weil der Junge bei seinem Vater ist. Ich bin erstaunt, dass er sich daran erinnert, wir haben die Tage tauschen müssen, lüge ich, sein Gesicht verfinstert sich, anscheinendhat er das Gefühl, für seine Bemühungen nicht belohnt worden zu sein, die Fahrtzeit hierher war länger als die Zeit, die ihm für das Treffen gewährt worden ist, und er zerbricht sich den Kopf darüber, wie er den Verlauf des Abends noch ändern könnte.
Die Rechnung kommt schnell, wie von mir verlangt, und wird überraschenderweise mir hingehalten, die ich doch nur Wein bestellt habe, und ich werfe einen verlegenen Blick auf meinen Tischgenossen, hoffe, er wird die Hand ausstrecken und die Verantwortung für diesen Abend übernehmen, zehn Jahre Ehe haben mich die gängigen Regeln vergessen lassen, vielleicht haben sie sich inzwischen auch geändert, und ich ziehe langsam meinen Geldbeutel heraus, hoffe, er wird meinem Beispiel folgen, aber er hält sich noch immer mit der Suppe auf, haben sie mir die Suppe berechnet, fragt er, als wäre das alles, was er bestellt hat, ich schüttle den Kopf und ziehe einen groÃen Geldschein heraus, er lässt zu, dass ich mich von meinem Geld trenne, als müsste ich ihn für seine Mühe entschädigen, er lässt auch zu, dass die Kellnerin das kleine Tablett nimmt und mir das wenige Wechselgeld zurückgibt, das ich sofort wieder ihr zuschiebe, und ich frage mich erstaunt, ob das die neuen Gepflogenheiten sind, dass die Frauen bezahlen, auch wenn sie nichts gegessen haben, ich glaube kaum, dass ich mir solche Verabredungen öfter leisten kann, aber wichtig ist mir nur, ihn loszuwerden, ich wäre bereit, das Doppelte zu bezahlen, nur damit er verschwindet, wir erheben uns vom Tisch wie ein Paar, das uralten Groll verbreitet, gehen schnell an der feiernden Familie vorbei, sie sind alle ins Essen und in ihre Gespräche vertieft, keiner scheint das schwache Abschiedslächeln bemerkt zu haben, das ich zurücklasse.
Wohnst du hier in der Nähe, fragt er und schlägt vor, mich nach Hause zu begleiten, als wir in die neblige, schlüpfrigeNacht hinaustreten, aber ich lehne es sofort ab, danke, ich möchte zu Fuà gehen, sage ich einfach, es war sehr schön, wir telefonieren, und er nimmt meinen Arm, warte einen Moment, Ella, drängt er, hör auf, mich so zu behandeln, ich weiÃ, dass es dir nicht gefallen hat, ich weiÃ, dass wir nicht telefonieren werden, hör auf, dich zu verstellen, und ich ziehe überrascht meinen Arm zurück, zum ersten Mal, seit wir uns getroffen haben, schaue ich ihn offen an, hör zu, es hat wirklich nichts mit dir zu tun, sage ich, ich bin momentan einfach nicht für solche Treffen geeignet, es ist zu früh für mich, ich habe es Dina gleich gesagt, aber sie hat trotzdem darauf bestanden, es tut mir wirklich Leid. Auch mir tut es Leid, sagt er, sein Gesicht ist meinem ganz nahe, schade, dass du mir keine Chance gibst, du nimmst überhaupt nicht an dem teil, was passiert, du wagst es nicht, den Fuà ins Wasser zu strecken, du isst nichts, du sprichst nicht, du trägst nichts bei zu dieser Verabredung, vielleicht glaubst du, dass du auf diese Art bei dem Spiel gewinnst, aber du irrst dich, du spielst überhaupt nicht mit, und ich schaue ihn verlegen an, was hast du eigentlich erwartet? Was hätte ich dir schon Wesentliches zu sagen gehabt?
Zum Beispiel, dass ich für das Steak bezahlen soll, das ich gegessen habe, sagt er, es war dir angenehmer, selbst zu bezahlen, als mir einen ehrlichen Satz zu sagen, glaub ja nicht, dass es mir nicht aufgefallen ist, er nimmt einen Geldschein aus seiner Tasche und hält ihn mir hin, hier, nimm, ich öffne mich dir, so wie ich bin, mit Gutem und Bösem, und du verschlieÃt dich, was verbirgst du, sag es mir, und ich verteidige mich sofort, nein, ich verberge gar nichts, solche Dates sind einfach nichts für mich. Wo lebst du denn, glaubst du etwa, für mich, fragt er spöttisch, glaubst du, so etwas macht irgendjemandem SpaÃ? Es
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