Späte Familie
Schultern und erklärt allen Interessierten den Weg, und schon bildet sich eine fröhliche Versammlung um sie, ja, natürlich werden wir kommen, warum nicht, wenn wir jemanden für die Kinder finden, sollen wir etwas mitbringen, ich habe einen wunderbaren Kuchen, was hast du gesagt, wo man abbiegen muss, in die erste StraÃe nach dem Platz, rechts oder links, und ich wende den Blick von ihnen ab und betrachte die kleinen Flämmchen der Schabbatkerzen, die im Abendwind flackern, wie vom Alter oder von einer Krankheit gelb gewordene Augen.
Friede mit Euch, dienende Engel, Engel des Höchsten â¦, summen sie mit einem Mund voller Challa vor sich hin, Euer Kommen sei zum Frieden, Engel des Friedens, Engel des Höchsten â¦, und schon schütteln sie ihre Decken aus und legen sie zusammen, manche sorgfältig, manche unordentlich, sie sammeln ihre Rucksäcke, ihre Kinder, ihre Hunde und ihre Kinderwagen ein und verstreuen sich hastig, wie Wolken, die der Wind auseinander treibt, sie setzen sich in ihre Autos oder laufen leichtfüÃig zu ihren Häusern, zu ihrem Schabbatessen, zu ihren Gewohnheiten, manche werden bei den GroÃeltern essen, andere bei Freunden, wieder andere laden zu sich ein, und ihre Kinder, Gilis zukünftige Freunde, werden begeistert den Tisch decken und die hektischen Vorbereitungen genieÃen, während wir unsin der Dämmerung langsam vorwärts bewegen, zu unserem ersten getrennten Schabbat, zu unserem neuen getrennten Leben, und ich weiÃ, dass es schon bald selbstverständlich sein wird, und das, was sich nicht von selbst versteht, wird unsere gemeinsame Vergangenheit sein, und Gili wird sich schon kaum mehr erinnern, wie das war, als wir eine wirkliche Familie waren. In nur zehn Jahren werden wir länger getrennt sein, als wir zusammen waren, aber schon viel früher wird diese gemeinsame Zeit zu einem Märchen werden, es war einmal, da hatten wir eine einzige Wohnung, einen einzigen Kühlschrank, einen einzigen Esstisch, und wir sind immer ganz selbstverständlich nach Hause gegangen, ohne zu planen, mit wem geht er jetzt, mit dir oder mit mir, und bei wem wird er morgen sein.
Auf einen Stock gestützt, den ich unterwegs gefunden habe, bewege ich mich langsam, so werde ich gehen, wenn ich alt und ohne Zukunft sein werde, und ich werde nur den Schatz haben, der mir jetzt fehlt, den Schatz des Wissens, vom Gipfel des Ruinenhügels werde ich auf diese Tage hinunterblicken, und dann werde ich wissen, ob das alles notwendig oder nur Luxus war. Gili und Amnon entfernen sich immer weiter von mir, und ich schaue ihnen nach, während ich ihnen wie zufällig folge, ein groà gewachsener Vater mit seinem Sohn auf den Schultern, und neben ihnen geht keine Mutter, vielleicht wartet sie ja zu Hause auf sie, kocht das Abendessen, und bald wird sie sie mit einem Kuss empfangen, oder sie ist ihnen auf grausame Art entrissen worden, durch einen tödlichen Verkehrsunfall oder durch eine unheilbare Krankheit, oder sie hat sie aus freien Stücken verlassen, um ein neues Leben anzufangen, um gegen die Gesetze der Natur wieder ein junges Mädchen zu sein.
Papa, warten wir auf Mama, höre ich Gili sagen und sehe, wie Amnon unwillig stehen bleibt, sein Gesicht verbirgt,sich bückt und den Jungen herunterlässt, und als ich bei ihnen ankomme, reicht Gili mir die eine Hand, die andere greift nach Amnon, und er sagt, ihr seid die besten Eltern der Welt, besser als alle anderen Eltern, und ich ziehe bei diesem plötzlichen Lob unbehaglich die Schultern hoch, versuche, das Ausmaà des Zorns abzuschätzen, das sich hinter diesen Worten verbirgt. Ja, wiederholt er vor unseren düsteren Gesichtern, wirklich, ich weiÃ, dass ich euch manchmal ärgere, aber denkt daran, dass ich euch am liebsten habe auf der ganzen Welt, und ihr tut so viel für mich, und ich bringe ihn mit unterdrückter Ungeduld zum Schweigen, es fällt mir schwer, auch nur ein weiteres Wort von ihm zu ertragen, es wäre mir lieber, er würde uns beschimpfen, mit den Fäusten nach uns schlagen, und so gehen wir schweigend weiter, durch seinen schmalen Körper strömt, gegen seinen Willen, die feindliche Stimmung zwischen uns, ganze Reihen von Familien gehen auf ihrem Heimweg von der Synagoge an uns vorbei, die Parfüms der Frauen mischen sich mit den Stimmen der Kinder, sie gehen mitten auf der StraÃe und machen den wenigen Autos nur unwillig Platz,
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