Späte Heimkehr
bin und wie sehr ich mit Ihnen allen mitfühle. Aber ich bin in Gedanken und im Gebet bei Ihnen und hoffe, dass das ein bisschen hilft. Sie werden lange Zeit traurig sein und sich sicher oft fragen: »Warum?«
Bruder John würde sagen: »Der Herr gibt und der Herr nimmt.« Er hat Ihnen Richie gegeben und Abby genommen.
Aber Sie werden nicht nur nach dem Warum fragen, sondern sich vielleicht selbst die Schuld an dem geben, was passiert ist, oder einen anderen Schuldigen suchen. Aber das wird wahrscheinlich nicht viel nützen.
Was Ihnen durch diese schmerzvolle Zeit helfen wird, ist die Liebe. Denken Sie an die große Liebe zwischen Abby und Barney. Erinnern Sie sich daran und teilen Sie diese Erinnerung. Dadurch, dass Sie die Liebe dieser beiden wunderbaren Menschen an andere weitergeben, halten Sie sie am Leben.
Bitte entschuldigen Sie meine krakelige Schrift, aber ich schreibe diesen Brief im Licht eines Lagerfeuers am Ufer des Cooper. Über mir steht ein großer Stern, und wenn ich hoch blicke, sehe ich das Kreuz des Südens. Abby hat mir einmal erzählt, dass es ein ganz besonderes Sternbild für sie sei.
Herzlichst
Mr. Richards
Gwen faltete den Brief behutsam zusammen und steckte den Umschlag wieder hinter die Teebüchse. Anschließend trat sie auf die Veranda, sah zu den Sternen auf und suchte das Kreuz des Südens.
»Gute Nacht, Abby«, flüsterte sie.
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Neunzehntes Kapitel
E iner der Farmer fuhr mit seiner Mähmaschine über die Wiese, um das Gras zu schneiden, ein anderer legte ein Stromkabel vom Gemeindesaal zu den Bäumen am Fluss, damit eine Girlande mit bunten Lämpchen zwischen den Zweigen aufgehängt werden konnte. Eine Gruppe Jugendlicher ordnete Stuhlreihen und Strohballen in einem Halbkreis an, und die Frauen des Landfrauenverbands hatten bereits einen Tisch vorbereitet, auf dem eine Häkeldecke lag, darauf standen Blumen und Kerzen, und daneben lag eine Bibel. Im Gemeindesaal bauten sie das Büfett auf, für das sie Platten mit Sandwiches, Kuchen und Gebäck zurechtgemacht hatten.
Der Priester der anglikanischen Kirche brachte eine tragbare Orgel mit. Es war ein herrlicher, aber auch ein sehr heißer Tag gewesen, und als die Sonne unterging und es etwas kühler wurde, erhob sich eine leichte Brise, welche das Tal für die Familien, die allmählich aus allen Richtungen eintrudelten, in eine angenehme Oase verwandelte.
Man begrüßte sich lautstark, und die Kinder tobten ausgelassen über die Wiese. Die älteren Jungen hockten auf dem Zaun oder in Gruppen beisammen, alberten herum und beobachteten die Mädchen, die sich fein gemacht hatten und jetzt kichernd herumstanden. Die Erwachsenen gaben sich die Hand oder umarmten sich. Die Männer unterhielten sich über das Wetter, die Preise und die Wirtschaft im Allgemeinen, ihre Frauen tauschten sich über den Stand ihrer Weihnachtsvorbereitungen aus. Alle waren sich darüber einig, dass die Landfrauenvereinigung sich selbst übertroffen hatte. Es würde sicher ein wunderbarer Abend werden. Mr. Richards traf ein und wurde von den McBrides begeistert begrüßt.
Als die Sonne schließlich ganz hinter der Hügelkuppe verschwunden war, traten die Priester der drei Religionsgemeinschaften, angeführt von einer Gruppe von Kindern, die ein Kreuz und Kerzen trugen, aus dem Gemeindehaus. Die kleine Prozession bewegte sich langsam die Anhöhe hinunter auf das natürliche Amphitheater an der Biegung des Flusses zu, gefolgt von einer stetig anwachsenden Menschenmenge.
Die Organistin Mrs. Doherty begann bereits das erste Weihnachtslied zu spielen, während die einzelnen Familien sich ihren Platz suchten. Der Himmel glühte in rosa und violetten Tönen.
Die Kerzen auf dem Tisch wurden entzündet, und als alles bereit zu sein schien, trat Reverend Charles Hill, der anglikanische Priester, nach vorn und gab der Organistin ein Zeichen, die daraufhin rasch einen Schlussakkord spielte.
»Danke, Mrs. Doherty«, sagt er so leise, dass man es ihm nur von den Lippen ablesen konnte, und hob seine Stimme dann auf Kanzelniveau. »Liebe Gläubigen, ich möchte Sie alle anlässlich dieses schönen Zusammenseins herzlich willkommen heißen. Auch im Namen meiner geistlichen Kollegen möchte ich Ihnen sagen, dass wir uns sehr über Ihr zahlreiches Erscheinen freuen. Es ist ein wahrer Segen, dass wir die Feier dieses Weihnachtsfests bei Kerzenschein und Liedern in einer solch schönen Umgebung zelebrieren können, denn hier ist es so einfach, die Anwesenheit
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