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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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beide lachten. Anschließend ging sie zu dem inzwischen verlassenen Tisch zurück und öffnete ihre Lohntüte. Sie fand ein ordentlich gefaltetes Bündel Pfundnoten und einen Lohnzettel, auf dem mit Bleistift ihre Arbeitsstunden und der Gesamtbetrag aufgelistet waren. An diesen Zettel geheftet war eine brandneue Fünf-Pfund-Note und eine zweite Notiz:
Vielen Dank fürs Aushelfen. Kaufen Sie sich was Schönes bei Ihrem nächsten Schaufensterbummel. Danke, Barney Holten.
    Abby blieb vor Überraschung die Luft weg. Er musste das Geld in den Umschlag gelegt haben, nachdem sie sich über Sydney unterhalten hatten. Sie wurde rot und schob den Lohn in ihre Tasche zurück. Die Pfundnote fest in der Faust, ging sie dann nach draußen.
    Sie wartete, bis sie Barney entdeckte, der sich mit einem Händedruck von zwei Männern verabschiedete. Als er sie im Dämmerlicht erkannte, schlenderte er zu ihr herüber. »Wollen Sie und Ihr Vater auch schon fahren?«
    »Ja. Vielen Dank für das schöne Essen. Und danke, aber das hier kann ich nicht annehmen.« Sie schob ihm den blauen Schein zwischen die Finger und wandte sich zum Gehen.
    Barney hielt sie am Handgelenk fest und drückte ihr das Geld in die Hand zurück. »Hören Sie, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Aber Sie haben wirklich hart gearbeitet, nennen Sie es eine wohlverdiente Prämie. Sie dürfen nicht ablehnen.«
    Abby wollte sich Barney Holten gegenüber nicht verpflichtet fühlen. »Es kommt mir nicht richtig vor. Ich habe auch nicht mehr getan als die anderen.« Sie sah peinlich berührt zu Boden und war erleichtert, als ihr Vater zu ihnen trat.
    »Wir wären dann soweit, Abby. Unsere Sachen sind schon im Wagen.«
    »Dann spring rein, Dad.« Sie drehte sich um und sagte, ohne Barney anzublicken: »Wiedersehen und noch mal danke.«
    Bob McBride wollte ihr gerade folgen, als Barney ihn ansprach: »Ihre Tochter ist ganz schön stur, Mr. McBride. Ich habe ihr eine Prämie gegeben, und sie will sie nicht annehmen. Hier, bewahren Sie das Geld für sie auf.« Er reichte ihm den Geldschein.
    Bob McBride blickte erst auf das Geld und dann auf Abby. »Hast du deinen Lohn bekommen, Abby?«
    »Ja, Dad. Ich habe wirklich nicht mehr gearbeitet als die anderen.«
    »Wenn du meinst, du hast es nicht verdient, dann solltest du es nicht behalten.« Er gab Barney das Geld zurück. »Wir wissen, dass Sie es gut gemeint haben. Danke.«
    Barney nickte. Plötzlich begriff er, dass Abby nicht in seiner Schuld stehen wollte und er sie, ohne es zu wollen, durch seine Geste gedemütigt hatte. »Ich wollte mich nur erkenntlich zeigen. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie so kurzfristig eingesprungen ist«, sagte er leise.
    »Ein Händedruck ist Dank genug«, antwortete Bob McBride. Er reichte Barney die Hand. »Wir laufen uns bestimmt bald wieder über den Weg.« Er ging zum Wagen.
    Abby sah Barney entschuldigend an. Sie hatte ihn nicht in Verlegenheit bringen wollen. Sie streckte ihm die Hand hin, er schüttelte sie noch einmal und sah in ihre großen Augen.
    »Danke«, sagte er.
    Abby lächelte und zog sanft die Hand zurück. »Danke auch. Auf Wiedersehen.« Sie eilte ihrem Vater nach und hörte nicht, wie Barney leise sagte: »Hoffentlich.«
    Auf dem Heimweg döste Abbys Vater ein. Sie wünschte, Barney Holten hätte ihr das Geld nicht angeboten – obwohl es natürlich auch schön gewesen wäre, ihre Mutter damit zu überraschen –, dadurch hatte er die Unbefangenheit zunichte gemacht, die während ihrer Unterhaltung zwischen ihnen bestanden hatte. Jetzt waren sie nicht mehr nur zwei junge Menschen, die miteinander redeten, er hatte ihr deutlich gemacht, dass er derjenige war, der das Geld besaß und gönnerhaft sein konnte. Einen Augenblick lang war sie wütend auf ihn, dachte, er versuche sich ihre Gunst zu erkaufen, aber dann lachte sie über sich selbst. Für wen hältst du dich eigentlich, Abigail McBride? Als ob Barney Holten sich die Mühe machen würde. Vermutlich glaubte er, er müsse nur mit den Fingern schnippen und sie würde ihm zu Füßen fallen. Aber da war er auf dem Holzweg. Als sie vernünftig darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie ihm wahrscheinlich Leid tat, wegen ihrer großen Familie und weil sie Arbeit suchte, und dass er angenommen hatte, sie könne das Extrageld gut gebrauchen. Beinahe ärgerte sie sich jetzt über sich selbst. Sie hätte den Schein einfach behalten sollen. »Ach, was soll's …«, seufzte sie laut vor sich hin, als sie in den

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