Späte Heimkehr
ihre Knöchel an.
»Was tun Sie da?«
Abby wirbelte erschrocken herum, als sie die frostige Stimme hörte. In der Tür stand Enid Holten mit einem Blick des Entsetzens auf dem Gesicht.
»Wer sind Sie überhaupt? Geben Sie mir sofort meinen Hund zurück!« Sie machte einen Schritt auf Abby zu, die nichts zu sagen wusste und ihr das Tier bereitwillig übergab. Enid kniete sich hin, nahm Diet ebenfalls hoch und unterzog die beiden einer raschen Untersuchung. Dann starrte sie Abby wütend an: »Keiner fasst meine Hunde an. Sie gehen nicht zu Leuten, die sie nicht kennen«, sagte sie vorwurfsvoll.
Abby überlegte, dass die Frau einen Moment lang geglaubt haben musste, dass sie die Tiere in den nächsten Kochtopf befördern wollte. »Entschuldigen Sie bitte. Die beiden kamen einfach hereingelaufen. Ich sehe solche Hunde zum ersten Mal.«
»Das sind Rassehunde. Hochsensible und empfindliche Tiere, die sehr leicht aufzuregen sind.«
Abby blickte auf die Hunde, die Enid Holten im Arm trug, und die beiden starrten mit einem Gesichtsausdruck zurück, der dem ihrer Herrin sehr nahe kam. Beinahe erwartete sie, die beiden würden ihr gleich die Zunge herausstrecken.
Zum Glück kam in diesem Augenblick Mrs. Anderson mit einer Schüssel Schlagsahne in die Küche. »O Mrs. Holten. Das ist Abigail McBride. Sie hat bei der Schur ausgeholfen.«
»Was hat sie dann hier zu suchen?«
»Ich bin mitgekommen, um Mrs. Anderson zu helfen, den Nachtisch für die Grillparty zu holen«, sagte Abby besänftigend. Diese Frau war also Barneys Mutter.
Enid drehte sich auf dem Absatz um und sah Mrs. Anderson verärgert an. »Nachtisch für die Party? Ich dachte, der Koch kümmert sich um das Essen?«
Mrs. Anderson drückte Abby die Schüssel mit der Schlagsahne in die Hand und nahm die beiden Kuchen von der Anrichte. »Barney hat mich gebeten, einen oder zwei einfache Kuchen zu backen. Komm Abby, wir wollen die anderen nicht warten lassen.« Sie warf ihr einen durchdringenden Blick zu, und Abby ging rasch zur Tür.
»Es war nett, Sie kennen zu lernen, Mrs. Holten.«
»Bringen sie den Rest des Kuchens wieder mit, Mrs. Anderson«, rief Enid ihr nach.
»Damit sie ihn an ihre verwöhnten Biester verfüttern kann«, brummte Mrs. Anderson leise.
Abby konnte ein Kichern nicht unterdrücken. »Du meine Güte. Als die beiden in die Küche kamen, hielt ich sie im ersten Augenblick für zwei Monsterratten!«
»Ich sage dir, diese Hunde sind noch mal mein Tod. Ich muss sogar extra für sie kochen. Einmal hatte ich einen Traum, in dem sie so voll gestopft wurden, dass sie am Ende dick wie Weihnachtsgänse waren. Ich habe sie gegrillt, auf einen silbernen Präsentierteller gelegt und dann den Deckel hochgehoben und gesagt: ›Es ist angerichtet, Madam.‹ Jim fand den Traum schlimm.«
Abby lachte. »Ich habe mir Barneys Mutter ganz anders vorgestellt. Einen Moment lang hat sie mir richtig Angst eingejagt.«
»Normalerweise ist sie nicht so leicht in Rage zu bringen. Meistens schwebt sie in einer Art Traumwelt. Jetzt komm, lass uns den Kuchen servieren.«
Als sie wieder zurück waren, lächelte Bob McBride Abby zu und schob ihr einen Umschlag über den Tisch. »Hier ist dein Geld, Schatz.«
»Danke, Dad.« Sie ließ den Umschlag in ihrer Rocktasche verschwinden und nahm sich ein Stück Kuchen. Einige der Männer packten bereits ihr Zeug zusammen und machten sich zur Abfahrt bereit. Sie gaben Bob die Hand, verabschiedeten sich von Abby und sagten ihr, sie habe frischen Wind in den Schuppen gebracht und sei eine echte Hilfe gewesen.
»Es war nicht das Schlechteste, mit einem Mädchen zu arbeiten, da haben wir wenigstens auf unsere Manieren geachtet«, grinste der Teamchef.
Während ihr Vater sich von den anderen verabschiedete und höflich ablehnte, als sie vorschlugen, sich später noch in der Stadt auf ein Bier zu treffen, sammelte Abby einen Stapel Teller ein und brachte sie dem Koch. »Das war wieder mal ein prima Essen. Wie alles von Ihnen, Tommo. Ich begreife nicht, wie Sie das immer hinkriegen.«
»Das ist schon eine Kunst für sich, Abby. Besonders wenn man draußen auf der Piste ist, wo es keine richtige Küche gibt und man alles auf einem Campingkocher oder in der heißen Asche kochen muss. Soll ich Ihnen mal verraten, wie sie mich früher genannt haben?«
Abby nickte gespannt.
»One Pot Tommo. Weil bei mir alles vom Kuchen bis zum Braten aus einem einzigen Topf kam!«
»Wie der Zauberpudding im Märchen!«, rief Abby, und
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