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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Weg zum Haus einbog.
    Der Hund sprang auf, und seine Kette schlug klirrend gegen die kleine Hundehütte aus Blech, aber er bellte nicht, als er den Wagen erkannte.
    »Aufwachen, Dad. Wir sind da.«
    Bob McBride streckte sich und spähte dann in die Dunkelheit. »Was ist das, Abby? Das Licht da drüben?«
    »Wo denn, Daddy?«
    »Bei der Zisterne. Ich könnte schwören, ich habe da eben ein Licht gesehen.«
    »Du siehst Gespenster, Dad.« Sie stellte den Motor ab. Aus dem Inneren des Hauses drang Licht, und der Hof lag still. Dann sah es auch Abby. Ein kurzer heller Strahl. Beide kletterten leise aus dem Wagen und schlichen auf die Silhouette des Wassertanks zu. In dem Moment, in dem sie um die Ecke bogen, blieben sie stehen. Da hockten zwei kleine weiße Gestalten auf den Knien und leuchteten mit einer Taschenlampe in den Hühnerstall.
    »Was ist denn da los?«, fragte Bob McBride laut.
    »Oh!«
    Die Zwillinge sprangen so eilig auf die Füße, dass sie sich im Saum ihrer Nachthemden verhedderten. Colleen versteckte die Taschenlampe hinter ihrem Rücken. »Ihr habt uns erschreckt«, sagte sie.
    »Ihr uns aber auch«, erwiderte Abby. »Was habt ihr denn nachts bei den Hühnern zu suchen?«
    »Wir wollten bloß nachsehen, ob sie da sind«, erklärte Shirley. »Beim Füttern sind sie uns nämlich entwischt.«
    »Und Kev hat gesagt, wenn wir den Stall offen lassen, kommen sie von selbst wieder.«
    »Sind sie denn da?«, fragte der Vater grinsend.
    Beide Mädchen strahlten über das ganze Gesicht: »Ja!«
    »So, jetzt bringen wir euch mal ins Haus. Weiß Mama, dass ihr euch hier draußen rumtreibt?«
    »Nein, wir sind aus dem Fenster geklettert«, erklärte Shirley und erntete einen Rippenstoß von Colleen, weil sie ihr Geheimnis verraten hatte.
    »Okey dokey. Abby, du nimmst die eine und ich die andere, und dann schmuggeln wir sie ins Haus zurück.« Bob McBride bückte sich, und Colleen kletterte flugs auf seinen Rücken, während Shirley dasselbe mit Abby machte. Abby schob Shirley etwas höher und wankte los. Ihr Vater galoppierte mit Colleen, die sich an ihm festklammerte, voran, und so trugen sie die beiden huckepack zum Schlafzimmerfenster. Keuchend ließen sie die kichernden Mädchen dann durchs Fenster auf das darunter stehende Bett gleiten.
    Gwen blickte von ihrer Flickarbeit auf, als Abby und ihr Vater mit untergehakten Armen und breitem Lächeln ins Zimmer traten. »Ihr zwei seht aus, als hättet ihr mächtig viel Spaß gehabt.«
    »Hatten wir auch.« Bob griff in seine Hemdtasche und ließ die ungeöffnete Lohntüte in ihren Schoß fallen. »Bitte schön.« Er küsste sie auf den Scheitel. Gwen sah lächelnd zu ihm auf. »Möchte jemand eine Tasse Tee?«
    »Ich, Mama. Ich setze gleich den Kessel auf«, sagte Abby.
    »Ich werde mich erst mal waschen«, sagte Bob und verschwand gähnend in Richtung Badezimmer.
    »In spätestens fünf Minuten ist er eingeschlafen, Abby«, prophezeite Gwen und steckte die Nadel in das Nadelkissen zurück. »Setz dich und erzähl mir alles.«
    Abby ließ sich neben ihre Mutter auf die Couch fallen, nahm eines der Sofakissen in den Schoß, schlang die Arme darum und begann unvermittelt zu lachen. »Ich habe Mrs. Holten kennen gelernt … und ihre Freunde …«
    Während Abby und ihre Mutter sich leise unterhielten und von Zeit zu Zeit ihr helles Lachen durch das stille Haus schallen ließen, flüsterten die Zwillinge schläfrig miteinander, glücklich, dass Tom Turkey und die Bantams sicher in ihrem Bett waren. Aus Kevins und Brians Zimmer, in dem beide tief und fest schlummerten, drangen laute, regelmäßige Atemzüge. Bob McBride streifte seine Stiefel ab, zog den Ledergürtel aus der Hose, ließ sich rückwärts aufs Bett fallen und war umgehend eingeschlafen.
     
    Auf Amba saß Barney Holten im Dunklen auf der Veranda. Seine Mutter war im Wohnzimmer, wo sie im Radio einem Hörspiel lauschte, die beiden Hunde hatten es sich auf ihrem Schoß gemütlich gemacht. Sein Vater saß hinter verschlossener Tür in seinem Arbeitszimmer. Wahrscheinlich las er, machte die Buchführung oder beschäftigte sich mit seiner Briefmarkensammlung, vermutete Barney. Einem plötzlichen Impuls folgend, erhob er sich, ging zur Tür des Arbeitszimmers und klopfte leise an. Als er das »Ja?« seines Vaters hörte, öffnete er die Tür.
    Phillip saß am Schreibtisch und starrte durch ein Vergrößerungsglas auf das geöffnet vor ihm liegende Briefmarkenalbum. »Was gibt's, Barney?«
    »Nichts Besonderes.

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