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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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lächelte: »Grüßen Sie bitte Ihre Frau von mir.«
     
    Bei den McBrides wurde unterdessen gefrühstückt. Wie immer sorgte Gwen für einen reibungslosen Ablauf. Sie stellte den Porridge auf den Tisch, während sie für danach schon den Toast, die Spiegeleier mit Speck und die aufgebratenen Gemüsereste vom Vortag vorbereitete.
    »Wo steckt eigentlich Colleen?«, wunderte sich Abby, nahm Brians leere Schüssel weg und drückte ihm eine mit Marmelade bestrichene Scheibe Toast in die Hand.
    »Sie holt sich gerade draußen ein frisches Ei«, erklärte Gwen. »Die Eier von gestern sind ihr nicht gut genug.«
    »Dann soll sie es sich gefälligst auch selbst kochen. Setz dich doch, Schatz, dein Porridge wird kalt«, sagte Bob und gab Ketchup über sein Ei und das Gemüse.
    Die Tür schlug mit einem Knall zu, und Colleen stürzte aufgeregt in die Küche. In der Hand hielt sie ein sehr großes Ei. »Schaut euch das an!«, rief sie. »Tom Turkey hat ein Ei gelegt!«
    Alle prusteten vor Lachen.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass er eine Pute ist, weil ihm diese Dinger nicht im Gesicht hängen«, sagte Kevin in lehrerhaftem Ton.
    »Dann taufst du ihn wohl besser in Tomasina um«, riet Gwen. »Und jetzt leg das Ei in den Topf, Colleen.«
    »Ich will auch so ein großes Ei«, jammerte Brian.
    »Ich auch«, verlangte Shirley.
    »Morgen«, sagte Gwen und sorgte damit wieder für Ruhe. »Wer weiß, was morgen alles passiert.«
    »Und das soll unser Motto für heute sein: Mach jeden Tag zu einem Abenteuer«, verkündete Bob.
    »Ich weiß nicht, ob ich so viel Aufregung ertragen würde«, sagte Gwen lächelnd zu Abby.
    Abby schmunzelte und machte sich mit Heißhunger über ihr Frühstück her. Jetzt verstand sie, warum es ›für zwei essen‹ hieß. Sie dachte aber auch über das nach, was ihr Mr. Richards im Laufe der Wochen, die er bei ihnen gewohnt hatte, gesagt hatte. Womöglich verpasste sie in Zukunft die kleinen Abenteuer des Lebens, wenn das Kind und ihre Mutterpflichten sie zu sehr in Anspruch nahmen. Einen Moment lang wünschte sie sich, frei wie ein Vogel zu sein, in den Himmel aufzusteigen und zu fliegen, wohin der Wind sie trug – in ein verzaubertes Land, in dem Träume wahr wurden und das Leben so verlief, wie man es sich vorstellte. Gab es einen solchen Ort?
    »Woran denkst du, Abby?«, wollte ihr Vater wissen, als er den abwesenden Blick in ihren Augen sah.
    »Ach, ich habe mir gerade gewünscht, ich könnte in ein Märchenland fliegen, wo es keine Probleme gibt. Leider gibt es so einen Ort vermutlich nicht«, erwiderte sie mit einem bedauernden Lächeln.
    Gwen, die gerade die Teller zum Spülbecken trug, drückte Abby einen Kuss aufs Haar. »Gibt es doch, Liebling«, sagte sie. »Dieser Ort ist genau hier, in deinem Zuhause.«
    Bob hob die Arme und schwenkte Messer und Gabel:
»Somewhere over the Rainbow, way up high, there's a land that I heard of …«
Weiter kam er nicht, weil ihm Gwen mit einem Stück Toast den Mund stopfte und die Kinder das Lied weitersangen und ihn übertönten.
    Abby und Kevin waren mit Spülen dran. »Jedenfalls kann niemand behaupten, dass es bei uns langweilig zugeht«, bemerkte er trocken.
    »Familienleben bei den McBrides. Darauf möchte ich um nichts in der Welt verzichten«, lachte Abby. »Ich frage mich, ob in anderen Familien auch so viel Blödsinn gemacht wird wie bei uns.«

[home]
    Fünfzehntes Kapitel
    D ie Geschwister waren gemeinsam zum Fluss gegangen. Abby ließ sich im kühlen, stillen Wasser treiben und sah Kevin und den Mädchen zu, die den alten LKW -Reifen als Sprungbrett benutzten. Brian kauerte am Ufer und backte Sandkuchen, sein ganzer Körper samt Gesicht und Haaren war bereits mit dem gelblichen Lehm verklebt.
    Das Baden im Fluss bot eine willkommene Erfrischung bei der Hitze, fand Abby. Sie genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit im Wasser, denn die Geburt stand in wenigen Wochen bevor, und mit ihrem unförmigen Körper fühlte sie sich schwer und unbeweglich. Da war es sehr bequem, sich so an der Oberfläche treiben zu lassen, mit nichts auf dem Leib als einem ausrangierten Hemd ihres Vaters.
    Das entzückte Kreischen und Lachen der Kinder wirkte ansteckend. Abby schloss die Augen, als sie spürte, wie sich das Kind in ihrem Bauch bewegte und sie mit den Füßen trat. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass sie bald einen winzigen neuen Menschen im Arm halten würde. Ein lebendiges Zeichen für die Liebe zwischen ihr und Barney. Sie hatte solche

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