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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sie kurz auf und lächelte ihre Tochter an. Als sie fertig war, reichte sie den Brief an Bob weiter, der ihn las, ohne die Augen vom Blatt zu heben, und ihn Abby dann zurückgab.
    »Also, ich werde das Gefühl nicht los, dass der Bursche dich liebt, Abby«, sagte Bob grinsend und brach damit das gespannte Schweigen. Alle drei lachten, doch Abbys Lachen überspielte nur den tiefen Konflikt in ihrem Inneren, den der Brief neuerlich angeheizt hatte.
    »Katherine. Das ist ziemlich weit weg«, stellte Gwen fest, die sich vorstellen konnte, was in Abby vorging, und sie zum Reden bringen wollte. »Ganz oben in Nimmerland … wie man so schön sagt.«
    »Ich hätte allerdings nie geglaubt, dass Nimmerland in meinem Leben einmal eine Rolle spielen würde.«
    »Ist es denn so?«, fragte Bob. »Spielt es in deinem Leben die Rolle, die Barney sich vorstellt?«
    Abby drehte den Brief nachdenklich in den Händen und sah zwischen ihren Eltern hin und her, dabei füllten sich ihre Augen langsam mit Tränen. »Ich weiß nicht … ich weiß es einfach nicht.« Sie sah unschlüssig aus und steckte den Brief dann in ihre Tasche. »Ich liebe ihn … so sehr … aber ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich glaube, ich muss für eine Weile nach draußen gehen und nachdenken.«
    Gwen und Bob sahen ihr nach. »Armes Ding«, sagte Gwen und nahm Bobs Hand. »Sie quält sich schrecklich.«
    Es war eine klare Sommernacht. Im Garten wehte ein zartes Lüftchen, was Abby überraschte, weil es für die Jahreszeit ganz ungewöhnlich war. Keine Wolke stand am Himmel. Ach, Barney, wärst du doch hier, dachte sie, als der kühle Wind mit einer Strähne ihres Haars spielte.
    Sie wanderte den Weg hinunter zu dem kleinen Felsen, auf dem die Kinder immer saßen, um sich Geschichten zu erzählen und Streiche auszuhecken. Mit angezogenen Beinen setzte sie sich darauf, legte die Arme um die Knie und versuchte, Ordnung in das Chaos in ihrem Kopf zu bringen.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so gesessen hatte, als sie plötzlich wieder den kühlen Hauch spürte, ein winziges Lüftchen, das sich fast sofort wieder legte, aber ausreichte, um sie aus den Gedanken zu reißen. Sie streckte die Beine aus, lehnte sich nach hinten und sah zum Himmel auf.
    Ihr Blick wanderte zum Kreuz des Südens. Sie lächelte, als sie das Sternbild erkannte, und suchte nach dem besonderen Stern, den sie und Barney in dieser wunderschönen Nacht vor beinahe neun Monaten in Besitz genommen hatten.
    »Hallo, Stern«, begrüßte sie ihn leise. »Hast du die Antwort für mich?«
    Eine Stunde später, Gwen und Bob hatten sich gerade hingesetzt, um Radio zu hören, kehrte Abby zurück und blieb in der Wohnzimmertür stehen. Sie sahen sich an. Keiner sagte ein Wort. Bob drehte den Ton leiser.
    »Ich werde Barney heiraten«, verkündete Abby leise.
    Gwen sprang sofort auf und schloss ihre Tochter in die Arme. »O Abby, Liebling. O Abby.«
    Bob stellte sich dazu. »So ein Anlass muss mit einer Familienumarmung gefeiert werden«, sagte er und gab beiden einen Kuss.
    »Was hat den Ausschlag zu deiner Entscheidung gegeben?«, fragte Gwen.
    Abby lächelte ihre Mutter an. »Man könnte vielleicht sagen, dass die Sterne mir den Weg gewiesen haben. Ich habe in den Himmel geschaut und mich plötzlich an eine Unterhaltung mit Mr. Richards erinnert. Es ging darum, dass man auf sein Herz hören sollte, dass nur die Liebe glücklich macht und solche Dinge. Ich erinnerte mich an jedes einzelne Wort des Gesprächs und wurde plötzlich ganz ruhig. Auf einmal war alles klar.«
    »Barney hat gesagt, dass du ihm das Wichtigste bist und dass er einen Job suchen wird, damit ihr zusammen sein könnt, ohne von jemandem abhängig zu sein. Der Brief beweist, dass es ihm ernst ist. Er wird ein guter Ehemann, Abby. Du kannst dich glücklich schätzen.«
    »Und er kann sich mit ihr auch glücklich schätzen«, setzte Gwen hinzu.
    Bob ging zum Kühlschrank hinüber und nahm eine Flasche Bier heraus. »Und jetzt sollten wir darauf anstoßen.« Er hob sein Glas: »Auf Barney.«
    »Auf Barney und Abby«, sagte Gwen. »Ich wünsche euch beiden alles Glück der Erde.«
    In Gwens und Bobs Schlafzimmer war das Licht schon lange ausgegangen, da saß Abby noch am Küchentisch und schrieb an Barney. Sie berichtete ihm in allen Einzelheiten, was an diesem Tag passiert war, von der Ankunft des Briefs bis zu dem Moment, als sie ihren Stern gesucht und sich an Mr. Richards' ›Abendpredigt‹ erinnert hatte.
    Und das

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