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Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Später Frost: Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Voosen , Kerstin Signe Danielsson
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Augenbrauen hochgezogen hatte. In Habers Gesicht hatte sich zu der ostentativen Verachtung auch der Ausdruck von Triumph gesellt. Sie selber musste sich beherrschen, ernst zu bleiben. Der österreichische Akzent Habers war auch nach vielen Jahren in Schweden deutlich zu hören:
    Outoritärer Willkürstoot.
    Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie das Gespräch an dieser Stelle beenden können; Joachim Haber gehörte zur Kategorie harmloser Spinner, da war sie sich sicher, kein Mörder, kein Erpresser, keine Schlange mit zwei Gesichtern. Dennoch entschied sie sich, die Zügel ein wenig anzuziehen, allein schon um dem komischen Vogel den Hohn und die Selbstgerechtigkeit aus dem Gesicht zu wischen.
    »Also, Moonwolf, als Erstes möchte ich klarstellen, dass es sich hier nicht um eine Vernehmung handelt, sondern um ein informatives Gespräch. Davor und danach und dazwischen kannst du so viel telefonieren, wie du willst, ob mit einem Anwalt oder mit deinem persönlichen Sonnen-, äh, Entschuldigung, Mondgott, das ist mir völlig egal. Des Weiteren möchte ich dich darüber informieren, dass es diesmal nicht um sabotierte Hochstände oder eine Demonstration vor einem Fast-Food-Laden geht, sondern um einen Mordfall. Verstehst du? Ein Mann wurde getötet, ein Mann, den du vor wenigen Wochen mehrmals öffentlich bedroht hast. Ich zitiere eine Zeugenaussage aus dem Gemeindezentrum in Värnamo: ›Los die Vieacha renna, oda i dre da den Hoals um!‹«
    Forss sagte den letzten Satz sehr laut und imitierte dabei so überzogen den österreichischen Akzent, dass ihr ein wenig Spucke aus dem Mund sprühte. Sie konnte spüren, wie Nyström neben ihr zusammenzuckte. Sie ließ ihren Ausbruch einen Moment auf Haber wirken, dann fuhr sie fort.
    »Oder bei anderer Gelegenheit in der Stadtbücherei: ›Du Zionistensau, i würg di, bist blau oarennst in deina Drecksfressn!‹«
    Wieder spritzte Spucke. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie Nyström sich auf ihrem Stuhl wand. Wieder wartete Forss einen Augenblick.
    »Und ebendieser Mann, Balthasar Melchior Frost, ist am Samstagabend draußen bei Ramnåsa erstickt worden. Ein seltsamer Zufall, oder, Moonwolf? «
    Jetzt war es Haber, der still war. In seinem Gesicht begann es zu arbeiten, sein Grinsen war einem pulsierenden Zucken in der linken Gesichtshälfte gewichen. Mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand begann er, eine Strähne seines langen Bartes zu zwirbeln.
    »Das habe ich nicht zu ihm gesagt«, entfuhr es ihm schließlich leise.
    »Es gibt einen Videomitschnitt von dem Vortragsabend in der Bibliothek. Da kann man dich eindeutig erkennen und verstehen, was du gerufen hast.«
    Das stimmte so nicht. Nyström hatte ihr zwar erzählt, dass manche der kulturellen Veranstaltungen in der Bibliothek auf Video aufgezeichnet wurden, aber sie hatten gar nicht die Zeit gehabt, das betreffende Band zu besorgen und anzuschauen.
    »Ich habe es jedenfalls nicht so gemeint.« Habers Stimme wurde immer leiser.
    »Rede bitte lauter!« Forss sprach sehr laut und eindringlich.
    »Wie hast du es denn gemeint?« Nyströms Stimme war einladend sanft.
    »Ich ... Ich war halt wütend. Beide Male. Ich habe an die armen Palästinenser gedacht. All die wehrlosen Menschen, die Frauen, die Kinder, die ganze Gewalt dort. Und er? Er stellt sich auf die Seite des imperialistisch-israelischen Militärkomplexes! Und dann noch die Sache mit seinen Schmetterlingen. Ich fand, er hatte kein Recht, diese Tiere einzusperren. Selbst wenn es nur Schmetterlinge sind. Sie gehören nicht hierher, sondern in die Tropen. Auch Insekten haben ein Recht auf ihren natürlichen Lebensraum. Was er tat, war falsch und unnatürlich. Es war gegen das Leben!«
    »Und deswegen sollte er sterben?«
    »Nein! Natürlich nicht! Ich habe das nicht so gemeint. Ich war einfach sauer, aufgebracht. Und vielleicht wollte ich ihm etwas Angst einjagen.«
    »Tja, das Problem ist, dass deine Drohung wahr geworden ist. Frost ist tot, erstickt, so wie du es vor vielen Zeugen gerufen hast. Zweimal. Und dann noch die Sache in deiner Akte mit den angesägten Jagdständen. Man könnte in deinen Taten ein Muster erkennen, Moonwolf. Ein Muster des Todes!«
    Forss’ Stimme hatte jetzt einen dramatischen Tonfall angenommen. In Habers Gesicht zuckte es schneller. Nyström machte weiter.
    »Es wäre gut für dich, wenn du uns irgendetwas anbieten könntest. Ein Alibi zum Beispiel.«
    In Habers Gesicht arbeitete es. Forss setzte noch einen drauf. Sie

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