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Spätkontrolle aufschlussreich

Spätkontrolle aufschlussreich

Titel: Spätkontrolle aufschlussreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Un­ter­schät­zen Sie uns nicht. Wer sind Sie ei­gent­lich und was wol­len Sie? Warum spie­len Sie nicht mit of­fe­nen Kar­ten?«
    Als er mir zu­nick­te und den Ta­schen­trans­la­tor in die Hal­te­rung zu­rück­schob, war das Ge­spräch be­en­det. Vor uns glitt die Fels­wand aus­ein­an­der.
    Er fuhr in die er­kenn­bar wer­den­de Luft­schleu­se ein, be­sei­tig­te mit ei­nem Ko­de­im­puls die zwei­te Strahl­schutz­sper­re und glitt mit dem großen Wa­gen in die Pan­zer­röh­re hin­ein.
    Nach dem Druck­aus­gleich ging es tiefer in den Berg hin­ein. Nach dem Pas­sie­ren von zwei wei­te­ren Si­cher­heits­sek­to­ren öff­ne­te sich die Strahl­wand ei­nes An­ti­gra­vi­ta­ti­ons­schachts.
    Wir san­ken schnell nach un­ten. Es dau­er­te nur we­ni­ge Au­gen­bli­cke, ein Zei­chen da­für, daß die­ses Au­ßen­fort nicht tief un­ter der Ober­flä­che lag.
    »Pech«, sag­te Han­ni­bal. »Man könn­te ver­zwei­feln. Weißt du, wel­chen Ein­druck ich ha­be? Khoul ist hun­dert­mal mehr Mensch und hat viel mehr mensch­li­che Emp­fin­dun­gen als van Keer­kens mit sei­nen Gangs­tern. Die­se Bur­schen sind schon so gut wie tot. Ich ha­be die Er­in­ne­rungs­sek­to­ren der drei Nar­ren ge­nau ge­tes­tet. Sie ah­nen nicht ei­ne Spur der Wahr­heit. Kon­zen­trie­re dich mal auf Al­li­son. Er ist hell­wach und will et­was mit­tei­len. Na­tür­lich hat er die laut­ge­spro­che­nen Wor­te mit­ge­hört.«
    Ich schritt zu Fra­mus hin­über. Er lag auf ei­ner an­de­ren Sitz­bank. Nie­mand hin­der­te mich dar­an. Keer­kens be­ob­ach­te­te mich le­dig­lich aus ver­knif­fe­nen Au­gen. Er sah sei­ne Fel­le hin­weg­schwim­men, aber er konn­te nicht er­grün­den, warum ihn die­ses Ge­fühl be­drück­te.
    Ich blick­te in Al­li­sons Au­gen. Sie wa­ren weit auf­ge­ris­sen und von Trä­nen­was­ser ver­krus­tet. Ich wisch­te es ab und nick­te ihm zu. Da wuß­te er, daß ich mich auf sei­ne Hirn­fre­quenz ge­schal­tet hat­te. Nun brauch­te er nur noch kon­zen­triert zu den­ken.
    In dem Au­gen­blick gab der Al­t­afri­ka­ner einen Be­fehl. Es muß­te ei­ner sein, denn vor­her hat­te sei­ne dunkle Stim­me nicht so scharf und for­dernd ge­klun­gen.
    Ich schau­te mich um. Ei­ner von Keer­kens’ Be­glei­tern, ein kno­chi­ger Mann na­mens Ralph Ader­s­ty, kam auf mich zu. Er trug einen Kunst­stoff­beu­tel in der Hand.
    »Hier, wa­schen Sie ihm die Au­gen aus, oder sie trock­nen ein«, brum­mel­te er un­wirsch. »Nur ein ver­damm­ter Narr läßt sie bei ei­nem Pa­ra­ly­se­schuß of­fen. Da war der Klei­ne schlau­er. Hier, neh­men Sie! Oder soll ich das auch noch ma­chen?«
    »Kor­po­ral Ralph Ader­s­ty, ehe­mals Eu­ro-Mond­di­vi­si­on, eng­li­sche Bri­ga­de«, gab Han­ni­bal in­for­ma­to­risch durch. »Der ist eben­so ›ge­fal­len‹ wie Will Deg­land. Ein fei­ner Hau­fen ist das.«
    Ich nahm den Was­ser­beu­tel, such­te den Blick des Afri­ka­ners und nick­te ihm dan­kend zu. Sei­ne An­wei­sung wür­de Al­li­son vor ei­nem erns­ten Au­gen­scha­den be­wah­ren.
    Er lä­chel­te schon wie­der und wink­te ganz kurz. Warum konn­te sich die­ser Mann nicht mit uns ei­ni­gen? Muß­te er uns un­be­dingt ver­nich­ten? Aber nein – das war ein völ­lig falscher Be­griff. Das woll­te er ja gar nicht. Er hat­te le­dig­lich in sei­ner Zeit ei­ne Waf­fe zu kon­trol­lie­ren, oder auch zu zün­den, um den Aus­gang des Krie­ges zu ma­ni­pu­lie­ren.
    War das iden­tisch mit ei­ner Ver­nich­tung im Sin­ne des Wor­tes? Si­cher­lich nicht, denn es wür­de nie­mals ei­ne Mensch­heit, wie wir sie kann­ten, ent­ste­hen kön­nen. Konn­te man das als Völ­ker­mord an­se­hen?
    Ich war über­for­dert. Das Pro­blem droh­te in die Ufer­lo­sig­keit ei­ner mensch­heits­frem­den Phi­lo­so­phie ab­zuglei­ten. Män­ner mei­ner Art konn­ten es nur noch mit dem Ver­stand der rea­len Jetzt-Mensch­heit lö­sen, aber das er­for­der­te be­reits einen ab­strak­ten Denk­pro­zeß.
    Al­li­son dach­te jetzt so in­ten­siv, daß ich sei­ne Ge­dan­ken wie laut ge­spro­che­ne Wor­te auf­neh­men konn­te.
    »Sie wer­den über die an­we­sen­den Per­so­nen schon mehr wis­sen als ich. Das ist aber ne­ben­säch­lich. Die

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