Spätkontrolle aufschlussreich
zurücklassen mußten und in unserer Ebene auftauchten. Kleiner – der Atlanter darf weder verhaftet noch getötet werden. Er muß zurück, oder wir werden niemals existieren!«
Ich hatte in meiner jäh aufkommenden Erregung die Kontrolle über meinen Körper vergessen und mich aufgerichtet.
Als Hannibal nicht antwortete, bemerkte ich mein Versagen. Sekunden später stellte sich jedoch heraus, daß ich mich richtig verhalten hatte.
Vor mir stand plötzlich ein kleingewachsener, hagerer Mann mit schütteren Blondhaaren und einer riesigen Hakennase.
Er sah mich spöttisch an und umklammerte betont das Griffstück einer marsianischen Offizierswaffe. Es handelte sich um einen der sehr seltenen Strahler in Pistolenform.
Ich konzentrierte mich blitzschnell auf den Mann mit den stechenden Augen. Ja, das war jener, dem Captain Normans einen Spitznamen verliehen hatte. Wahrscheinlich hörte er ihn nicht gerne.
»Hei, Beelzy, wie geht es Ihnen denn?« sprach ich ihn grinsend an. »Traurig, daß Sie mich in den Gleiter tragen mußten? Oder waren Sie störrisch genug, nicht einmal Hand anzulegen?«
In seinen dunklen Augen flammte jäher Haß auf. Die Lippen wirkten plötzlich wie schmale Striche.
»Mit Ihnen werde ich noch fertig, HC-9!« versprach er mir. »Das Theater haben Sie einmal abgezogen. Für Sie bin ich nach wie vor Doktor van Keerkens.«
Ich mußte schnell und gewissenhaft handeln. Fehler waren nicht mehr statthaft.
»Aber Beelzy! Für einen Akademiker ist Ihr Sprachgebrauch ziemlich dürftig. Was meinen Sie mit ›abgezogen‹?«
Der hinter der seltsamen Knüppelsteuerung des Gleiters sitzende Hüne wandte langsam den Kopf. Er schien interessiert zu sein.
Ich bemerkte den mächtigen Narbenwulst auf seiner Stirn. Kluge Augen musterten mich abschätzend und anscheinend auch etwas überrascht. Hatte er Normans den Parablock verabreicht?
Jener, der sich Dr. van Keerkens nannte, war mir dem Namen nach aus einer früheren Großfahndung bekannt. Damals hatte ein gewisser Johan van Keerkens, Geologe und Mitglied des Euro-Institutes für Tiefenbohrungen im Licht der Öffentlichkeit gestanden. Er war beschuldigt worden, anläßlich einer kostspieligen Mondexpedition Bohrproben veruntreut zu haben. Man erfuhr später, daß es um ein tiefliegendes Uranlager gegangen war. Nur wenige Wochen später war Keerkens verschwunden gewesen. Nun wußte ich, wo er sich aufgehalten hatte. Wahrscheinlich war er auf dem Mond mit anarchistischen Weltverbesserern in Kontakt gekommen. Wir wußten ja nie genau, was die vielen zehntausend Experten, die im Auftrag der gesamten Menschheit den Erdtrabanten erkundeten, tatsächlich über das Erbe des Mars dachten und für wie wertvoll oder gefahrbringend sie es hielten.
Dr. van Keerkens gehörte anscheinend zu den Kritikern, aber auch zu jenen Leuten, die Gewalttaten einer demokratischen Diskussion vorzogen.
Captain Moris J. Normans mußte den kleinen Mann seelisch durchgeknetet haben. Wie er sich verhalten hatte, konnte ich mir nur vorstellen. Wahrscheinlich hatte er aber versucht, meine Mentalität zu kopieren. Wenn ich von diesem logisch erscheinenden Bezugspunkt ausging, konnte es nichts schaden, van Keerkens so zu behandeln, wie ich es ohnehin getan hätte.
Die Aufmerksamkeit des dunkelhäutigen Frühmenschen ließ nach. Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich mußte die Initiative so lange wie möglich behalten.
»Beelzy – wissen Sie auch, wer Ihren Freund, Mitstreiter oder wie immer Sie ihn genannt haben, erschossen hat? Ich meine in der Sahara und anläßlich meiner Entführung. Ich konnte das damals nicht sehen, aber vor einer
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