Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
vor.
Seine Schwester, dachte ich. Carmen sah mich
an und dann Adelio.
>>Deshalb wolltest du also
unbedingt, dass nicht Mercedes uns wie bisher die Pelze vorführt!<<, rief
sie und bezichtigte Señor José, mit ihrem Bruder unter einer Decke zu stecken.
Doch Señor José erklärte sogleich, dass er von nichts wüsste und keine Ahnung
gehabt habe, dass Adelio und ich uns kannten. Tatsächlich stand ihm seine
Überraschung auch ins Gesicht geschrieben und zum Glück fragte er auch nicht, woher wir uns kannten!
Adelio beschwichtigte seine Schwester
ebenfalls und beteuerte lachend, dies sei ausnahmsweise mal kein abgekartetes
Spiel gewesen und er hätte nicht gewusst, dass ich nun für Señor José arbeiten
würde. Dabei warf Adelio mir einen Blick mit hundert Fragen zu. Carmen mokierte
sich derweilen weiterhin und rief, es gäbe ganz offensichtlich wirklich keinen Rock
unter Dreißig mehr, der einigermaßen aussähe und an dem ihr Bruder seine Finger
noch nicht gehabt hätte! Ich holte tief Luft, denn erstens mochte ich es nicht,
wenn man in meiner Gegenwart von mir sprach, als wäre ich gar nicht da, und
zweitens war zwischen Adelio und mir nie etwas gewesen! Doch Adelio kam mir
zuvor und fuhr seine Schwester an, sich zu mäßigen. Carmen machte eine lapidare
Handbewegung.
>>Está bien! Está
bien!-Schon gut! Schon gut!<<, sagte sie dann. Dabei drehte sie sich jedoch zu mir
um und fügte hinzu, dass ich mir bloß nicht zu viel darauf einbilden sollte, denn
ihr Bruder hätte an jedem Finger mindestens zehn Weiber wie mich!
Señor José warf mir daraufhin einen flehentlichen
Blick zu und mir entging auch nicht, dass Señora Prat, die sich mittlerweile
zwar dezent zurückgezogen hatte, eine gewisse Schadenfreue widerspiegelte.
Adelio hingegen sah ebenfalls mich an und zuckte dann die Schultern.
>>Was soll ich sagen<<,
flüsterte er mir zu. >>Aber bei meinem Aussehen laufen mir die Frauen
halt scharenweise hinterher. Ich kann nichts dafür!<<
Er verdrehte dabei die Augen und ich
musste lachen. Carmen fragte gerade Señor José, wie ihr Bruder dies seiner
Meinung nach wohl machen würde. Señor José verstand jedoch nicht und Carmen
erklärte, dass ihr Bruder nur mit den Fingern schnippen müsse und sogleich
hätte er an jedem Finger zehn — sie hingegen hätte noch nicht mal einen Kerl
für nur einen Finger, weshalb sie ja auch immer noch genötigt sei, ihre
Einkäufe in Begleitung ihres Bruders, statt in Begleitung eines Ehemannes zu
tätigen! Señor José begriff und machte ein betretenes Gesicht.
Carmen wollte unbedingt den Leo,
obwohl auch Señor José ihr davon abriet. Doch alles was ich ihr alternativ dazu
vorführte, lehnte Carmen kategorisch ab! Schließlich war ich es leid, sprang
von dem Catwalk und bat Señora Prat um ihr Armkissen mit Stecknadeln, welches
sie mir widerwillig gab.
>>Wenn ihr Herz schon so an dem
vermaledeiten Leo hängt, dann lassen Sie ihn sich zumindest so viel kürzer
machen, dass sie darin nicht aussehen, als hätte man Sie in eine schwarze Decke
gewickelt!<<, sagte ich barsch. >>Sie haben erstklassige Beine,
also zeigen Sie sie auch!<<
Carmen war so baff darüber, dass
jemand mit ihr im gleichen Ton sprach, wie sie es für gewöhnlich selbst mit
anderen tat, dass sie zuerst einmal nur nach Luft schnappen konnte. In der Zeit
hatte ich jedoch schon die Stecknadeln wieder entfernt, die Señora Prat so mühsam
angebracht hatte damit der Pelz wenigstens nicht über den Boden schleifte! Dann
hob ich den Mantel bis über Carmens Knie an und raffte ihn auch hinten enger
zusammen.
>>Und wenn Sie schlau sind,
lassen Sie sich hinten noch einen Schlitz in den Mantel verpassen, bis hoch zum
Po! Und dann schauen wir mal, wer hier in Zukunft mehr abschleppt, sie oder ihr Bruder!<<
Damit war der Verkauf beendet. Carmen
bekam ihren Leo und dazu noch einen helleren Zobel, der nun aber ebenfalls auf
Knielänge eingekürzt und dann auf Taille umgeändert werden sollte — natürlich
auch mit Schlitz! Ich stieg wieder auf den Catwalk und ging von dort in den
kleinen Umkleideraum zurück. Es dauert jedoch noch keine dreißig Sekunden, als
an die Tür geklopft wurde. Ich rief herein. Adelio öffnete die Tür, trat ein
und schloss die Tür gleich wieder hinter sich.
>>Ich kann es immer noch nicht glauben<<,
sagte er leise. >>Fast hätte ich mich eben wegen dir auch noch an so
einem blöden Kanapee verschluckt!<<
Er kam auf mich zu und nahm meine
Hände in seine. Ich sah, wie der Raum
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