Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
Castellano zu unterhalten. Was die Aussicht auf ein hübsches Sümmchen
nicht alles bewirken kann, dachte ich so bei mir. Und was diese affektierte
Kundin anging, so hatte sie ihren Mann und seine Affären wohl ganz gut
durchschaut. Jedoch schien sie dies nicht weiter zu stören — solange er nur
ihre Extravaganzen bezahlte! Die Kundin hatte auch gleich von Anfang an klar
gemacht, dass sie nun unbedingt mindestens zwei neue Pelzmäntel benötigen
würde! Und diesmal wollte sie auch auf jeden Fall einen dieser schwarzen
Leopardenmäntel haben! Sie rief, dass sie sich den Leo diesmal auch
nicht wieder von Adi würde ausreden lassen — so, wie im letzten Jahr! Nun, was
das anging, so hatte ihr Mann sie jedenfalls gut beraten, den Leo nicht zu
kaufen, denn in Schwarz sah dieses zierliche Persönchen noch verlorener aus!
Ich war gerade im Nebenraum und zog
mich erneut um, als auch Adi endlich eintraf und sich sogleich einen Schwall
Vorwürfe von seiner Gattin anhören musste. Kein Wunder, dass der Kerl
fremdgeht, dachte ich wieder so bei mir. Señor José war bislang sichtlich
bemüht gewesen, es dieser Kundin, die fortwährend auf ihren Adi geschimpft
hatte, so angenehm und recht wie möglich zu machen — jedoch nur mit mäßigem
Erfolg. Nun hörte ich die Stimme von Adi. Adi lachte und sagte: >>Mein Schatz
reg dich doch nicht so auf. Du weißt doch, dass du davon nur hektische rote
Flecken bekommst — genau, wie von Katzenhaaren! Also schlag dir endlich den Leo
aus dem Kopf.<<
Adi hatte eine sehr angenehme, sonore
Stimme, mit leicht spöttischem Unterton und sie kam mir irgendwie bekannt vor. Ja, dachte ich, Xaví hatte so eine Stimme! Ich atmete einmal tief durch,
schickte Xaví in Gedanken wieder dahin zurück, wo der Pfeffer wuchs und setzte erneut
mein imitiertes Lächeln auf. Auch ich wollte meine Kommission und der Leo gehörte nun mal zu den teuersten Stücken, die „Modas Taurus“ überhaupt anbot!
Dann stieg ich mit einem Mantel aus
Silbernerz auf das Podest und ging durch die Öffnung in den privaten
Vorführraum nebenan. Die Kundin drehte sich gerade zum x-ten Male in dem
schwarzen Leo vor dem großen Spiegel, wobei der Pelz gute zehn Zentimeter über
dem Boden schleifte.
>>Aber das kann man doch alles
einkürzen<<, rief Señora Prat, während sie auf allen Vieren über den
Boden kroch. Niemand achtete auf mich. Señor José war um die Kundin bemüht,
ebenso Señora Prat. Die Kundin selbst war in ihr Spiegelbild verliebt und ihr
Mann hatte uns allen den Rücken zugewandt und naschte gerade von den Kanapees.
Ich räusperte mich, denn eigentlich war es Señor Josés Aufgabe, der Kundin nun
zu erklären, welche Kreation ich da vorführte. Dann drehte ihr Mann sich zu
mir um.
>>Sabrina<<, sagte er
völlig überrascht.
>>Hallo Adelio<<,
antwortete ich und schmunzelte. Adi — ging ja gar nicht! Adelio erriet
scheinbar meine Gedanken, denn er warf mir einen durchdringenden Blick zu und lächelte
dann.
>>Ach — ihr kennt euch<<,
riefen seine Frau und Señor José, wie aus einem Mund. Dabei hatte die Stimme
der Frau jedoch so geklungen, als hätte sie dies auch eigentlich gar nicht
anders erwartet, wohingegen Señor José wirklich überrascht geklungen hatte. Die
Frau warf mir noch einen müden Blick zu und sagte, das wäre mal wieder typisch
für Adi, er könnte die Hände halt von keinem Rock lassen! Dann widmete sie sich
wieder ihrem Spiegelbild. Adelio ignorierte sie. Er war mittlerweile zu mir
herüber gekommen und reichte mir seine Hand. Ich stand noch auf dem Laufsteg und
war dadurch wesentlich grösser als er. Aber ich hatte auch nicht vor
herunterzusteigen.
>>Wir haben uns lange nicht
gesehen<<, sagte er förmlich, während wir uns die Hand gaben.
>>Geht es dir gut?<<
>>Ja, und selbst?<<
Noch während wir uns die Hände reichten,
wurde mir heiß und ich war froh, als Adelio meine Hand wieder losließ. Aber seine
Augen funkelten dabei und er lächelte vielsagend, so als wüsste er genau über
meine Hitzewallung Bescheid.
>>Ich würde dir gerne jemanden
vorstellen<<, sagte er dann, mit einem verschmitzten Grinsen. Daraufhin
wandte er sich zu seiner Frau um und bat sie zu uns. Diese seufzte, tat ihm
aber den Gefallen. Sie raffte den Leo hoch und trat dabei in den Saum, den
Señora Prat mittlerweile mühevoll halbwegs auf die richtige Länge abgesteckt
hatte.
>>Sabrina, das ist meine Schwester Carmen. Carmen, das ist Sabrina — eine liebe Freundin<<, stelle Adelio
uns einander
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