Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)

ich dennoch versucht, mich so nah wie
möglich an diese zu halten. Und was Ernie betraf, so begriff er wohl, dass ich
ihm nicht zurückschreiben würde, denn es kamen auch keine weiteren Briefe mehr
von ihm zu meiner alten Adresse.
     
    ***
     
    Ende November wurde ich dann zu einem
privaten Verkaufsempfang in die Filiale von „Modas Taurus“ in Lloret gebeten. Früh
morgens klingelte ein Mädchen das dort als Verkäuferin tätig war an meiner Wohnungstür
und teilte mit, Señor José ließe ausrichten, dass ich bitte nachmittags für ein
private Vorführung kommen und ein Kostüm und keine Catsuits mitbringen sollte!
Die Filiale von „Modas Taurus“ in Lloret lag ja gleich neben dem „Edificio
Byblos“ und da ich auch nichts anderes vorhatte, sagte ich zu. Außerdem wusste
ich, dass ein Model, das zu einer privaten Vorführung gebeten wurde, ebenfalls
5% vom Umsatz der Waren bekam, die dabei letztendlich verkauft wurden. Bislang
war dieses Privileg jedoch immer nur Mercedes vorbehalten gewesen. Für diese
privaten Vorführungen, die auch nur in Lloret stattfanden, war auch eigens der VIP
Raum eingerichtet worden, den Vanessa und ich bei unserem ersten Treffen fürs Laufen
lernen benutzt hatten. Eine private Vorführung bedeutete immer, dass jemand
mit viel Geld erwartete wurde, der gerne unerkannt blieb — und anscheinend dachte
Señor José auch, dass bei solchen Leuten ein Kostüm unter einem Pelzmantel wohl
doch mehr hermachte als beispielsweise ein Catsuit!
     
    Also schmiss ich mich gegen 17.00 Uhr
in ein dunkelgraues Kostüm, welches ich mir mittlerweile ebenfalls zugelegt
hatte und ging den kurzen Weg hinüber zur Filiale. Doch die Herrschaften
verspäteten sich und der kaltgestellte Freixenet wanderte wieder in den
Kühlschrank — ebenso, wie die eigens bestellten Kanapees! Bei den
Veranstaltungen für die Touristen wurde billiger Sekt serviert, den auch Paco
im „Mau-Mau“ eingeschenkt hatte, dazu gab es Erdnussflips. Für die spanische
und französische Kundschaft, die vorwiegend an den Wochenenden kam, gab es jedoch
Kanapees vom Konditor und dazu Freixenet Cordon Negro. Und natürlich wurde auch
bei einer solchen Privatvorführung nur das Feinste vom Feinsten gereicht!
     
    Gegen 18.00 Uhr wollte ich wieder
gehen, doch Señor José bat mich inständig noch zu warten. Er war sich sicher,
dass die Herrschaften, die diesen privaten Verkaufsempfang gebucht hatten, noch
kommen würden und erklärte, es handele sich dabei um langjährige Kunden und
alte Freunde. Er würde die Herrschaften dann begrüßen und danach sollte ich ihnen
die neuesten Kreationen vorführen. Señora Prat, die ebenfalls zugegen war, würde
daraufhin die Änderungen mit den Herrschaften besprechen. Dabei stöhnte Señor
José und ich schloss daraus, dass es sich bei den Herrschaften außerdem um
schwierige Kundschaft handeln musste! Auch  Señora Prat machte an diesem Tag
ein noch sauertöpfischeres Gesicht als sonst und natürlich wunderte ich mich,
weil man zu dieser Privataudienz nicht ihre Tochter Mercedes als Model
gebeten hatte! Bei den Teilen, die man mir zum Vorführen hingehängt hatte, handelte
es sich jedoch nur um bodenlange Pelze und die sahen an mir nun mal ganz anders
aus als an der kleinen Mercedes — trotz ihrer extrem hohen Schuhe. Außerdem
hatte man auch nur das Teuerste vom Teuersten für diese Kunden ausgesucht! Als
die Herrschaften dann endlich eintrafen oder besser gesagt, zumindest die Frau,
für die die Pelze bestimmt sein sollten, begriff ich auch, warum Señor José so gestöhnt
und dabei von Änderungen gesprochen hatte! Die Frau war zwar sehr
schlank, aber auch sehr klein und sie sah in den langen Pelzen trotz ihrer 10
cm Absätze, ähnlich wie Mercedes, irgendwie verloren aus. Ein taillierter Pelzmantel
mit einer Länge bis gerade oberhalb der Knie hätte ihr durchaus besser
gestanden!
     
    Die Frau war noch relativ jung,
höchstens Mitte Dreißig und sie sah auch wirklich gut aus. Nur leider war sie sehr
affektiert und rief dauernd nach ihrem Mann Adi, dessen Schuld es auch sei,
dass sie so spät wäre! Offenbar hatte er sie nun auch nur hier abgesetzt und
wollte später dazu kommen, weil er zuerst noch etwas Wichtiges erledigen
musste.
    >>Er kann nur ans Geldverdienen
denken oder an die Weiber!<<, erboste sich die Frau und Señora Prat
nickte teilnahmsvoll. Obwohl diese Kundin keine Katalanin war, zeigte Señora
Prat sich von ihrer besten Seite und schaffte es sogar, sich mühelos mit ihr
auf