Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
durchaus bewusst, dass Mercedes uns durch die große
Panoramascheibe im Foyer von „Modas Taurus“ beobachtete. Der Stammkunde von dem
sie immer so geschwärmt hatte und der angeblich seine Schwester jedes Jahr nur
wegen ihr begleitete, war mit Sicherheit kein anderer als Adelio!
>>OK — was willst du
Adelio<<, sagte ich.
>>Für den Anfang? Ein
Essen!<<
>>Das geht nicht!<<
>>Warum fragst du mich dann,
was ich will, wenn du nicht bereit bist, es mir zu geben!<<
>>Oh Gott, Adelio, bist du
eigentlich gewöhnt, immer zu bekommen, was du gerade haben möchtest?<<
>>Natürlich!<<
>>Nun, ich auch!<<
Damit lief ich um seinen Wagen herum,
stieg in mein eigenes Auto und fuhr davon.
Am nächsten Abend saß Adelio in der
Modenschau, die um 19.00 Uhr anfing und im Foyer wartete ein Strauß mit 100
roten Rosen auf mich. Die armen Blumen, dachte ich. Señor José hingegen
war total aus dem Häuschen und flüsterte mir zu, was für ein Glück ich doch
hätte. Adelio sei ein sehr begehrter Junggeselle und offenbar habe er ein
ernstzunehmendes Interesse an mir! Aber nicht wegen 100 Rosen, dachte
ich, denn ich wusste, was er früher für ein paar Stunden Plauderei im „Mau-Mau“
bezahlt hatte. Nein, nein, da war er mit den Blumen im Vergleich richtig
günstig weggekommen! Aber du könntest wenigstens mal mit ihm Essen gehen und
hören, was er dir zu sagen hat, meinte das Stimmchen. Nein, das geht
nicht. Adelio ist genauso verlogen wie Xaví und will mich nur um den Finger wickeln, antwortete ich. Himmel, dachte ich. Jetzt führte ich auch schon
Selbstgespräche!
Mercedes hingegen schäumte an diesem
Abend geradezu vor Wut. Natürlich wussten gerade die Angestellten, die
ebenfalls schon länger für Señor José arbeiteten, dass Mercedes mit ihrem
Stammkunden immer Adelio gemeint hatte. Und nun kam er und schenkte
ausgerechnet ihrer Erzfeindin auch noch 100 rote Rosen! Ich ließ die Blumen im
Foyer zurück und rief Mercedes zu, dass sie die Blumen meinetwegen ruhig haben
könnte. Ich hatte Adelio nach der Modenschau auch nicht mehr gesehen, doch als
ich auf den Parkplatz kam, stand er an mein Auto gelehnt.
>>Hübsches Auto, das du da
fährst<<, begrüßte er mich. >>Du stehst scheinbar auf ältere
Semester? Das mag ich!<<
>>Adelio, so geht das wirklich
nicht und Blumen sorgen nur dafür, dass ich Zoff mit den anderen Mädchen
bekomme!<<
>>Dann geh mit mir Essen! Du
hast die Wahl — das, oder ich werde dir bis an mein Lebensende jeden Tag 100
rote Rosen schicken!<<
Adelio grinste, doch ich wusste, es
war ihm durchaus ernst damit.
>>Das ist Erpressung!<<,
sagte ich.
>>Aber nur zu deinem eigenen Besten!<<
>>OK, was schlägst du also
vor?<<
>>Ich kenne da ein wunderbares
kleines Fischrestaurant und es ist auch gar nicht weit von hier. In meinem Auto sind wir jedenfalls in zwanzig Minuten dort!<<
>>Und danach setzt du mich hier
wieder ab?<<
Adelio hob Zeige- und Mittelfinger
der rechten Hand.
>>Großes Indianer-Ehrenwort!<<
Ich schüttelte den Kopf, doch ich stieg
in seinen Porsche, der gleich hinter meinem VoPo stand.
>>Benimmst du dich nicht
reichlich kindisch für einen Mann deines Alters?<<, fragte ich ihn.
Adelio sah mich an und grinste wieder.
>>Warum? Nur weil ich mich
freue, dass ich endlich bekomme, worauf ich so lange gewartet habe? Und zudem — was weißt du schon über mein Alter! <<
Als wir dann in Arenys de Mar
ankamen, kehrte Adelio wieder ganz den coolen Playboy und arroganten Snob nach
außen. Er parkte seinen Wagen einfach genau vor der Treppe zum Restaurant und bat
mich, mit dem Aussteigen zu warten. Dann stieg er aus, steckte dem
Parkplatzaufseher ein paar Scheine zu, kam um den Wagen herum und öffnete mir
galant die Tür. Es war Samstag und natürlich hatten wir keine
Tischreservierung. Abgesehen davon, dass das Restaurant ausgebucht war, wollte Adelio
aber auch noch einen Tisch mit Blick aufs Meer und das in einer ruhigen Ecke.
Weil es noch relativ früh war, niemand ging hier vor 22.00 Uhr zum
Abendessen ins Restaurant, waren die meisten Tische zwar noch nicht
besetzt, aber natürlich waren sie dennoch reserviert. Doch auch hier setzte
Adelio mit Hilfe des nötigen Kleingeldes gegenüber dem Oberkellner wieder seinen
Willen durch.
>>Das Beste hier ist der
Lobster mit Salsa Americana<<, sagte er, als wir dann an unserem ruhigen Tisch
mit Meerblick saßen. >>Und dazu eine Flasche Cresta Rossa Perelada. Das
ist zwar kein teurer Wein, aber zum Lobster ist er einfach
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