Spanischer Wein
ihr gewusst, dass Antonio genug Geld haben würde, um sogar eine neue Fir menzentrale zu bauen, wenn er wollte, sobald ihr Großvater sterben würde.
Gina machte sich die heftigsten Vorwürfe. Und nun war sie tatsächlich in einer Vernunftehe gefange n.
Der Tag der Trauerfeier rückte näher, und Gina schien es, als würde sie die schrecklichen Stunden nur mit Hilfe ihrer unbändigen Wut auf ihre eigene Dummheit und das abscheuliche Verhalten ihres Mannes durchstehen.
Es war nicht nur idiotisch von ihr gewesen, auf Antonios Charme hereinzufallen. Selbst jetzt, nachdem sie erfahren hatte, was für ein intriganter Mistkerl er war, konnte sie ihn nicht aus ihrem Herzen verbannen. Ihre Sehnsucht nach ihm und das beinah schmerzliche Verlangen, seine Hände wieder zu spüren, ließen nicht im Mindesten nach.
Zum Glück hatten Antonio und sie sich wegen des Zeitunterschieds zwischen London und Kalifornien bereits vor seiner Abreise darauf geeinigt, sich nicht gegenseitig anzurufen. Ihr war natürlich klar, dass sie ihn irgendwann zur Rede stellen musste, doch das wollte sie nicht am Telefon tun.
Und in ihren maßlosen Zorn mischte sich die schreckliche Erkenntnis, dass sie nun ganz allein auf der Welt war.
Sie hatte zwar eine Patentante und viele Freunde, aber keine Geschwister, keine Eltern, keine Tanten oder Onkel - absolut niemanden, der ihr in dieser schweren Zeit hätte helfen können. Und dieses Gefühl der Einsamkeit schien sie völlig zu beherrschen, genau wie das Gefühl, von ihrem Mann verraten worden zu sein, dem einzigen Mann, dem sie vertraut und den sie über alles geliebt hatte.
Als Gina am Tag der Trauerfeier, die um elf stattfinden sollte, zum Frühstück nach unten kam, wurde ihr klar, dass es naiv gewesen war, mit Antonios Erscheinen zu rechnen.
Warum hätte er auch kommen sollen? fragte sie sich grimmig, als ihr Blick in den Spiegel in der Eingangshalle fiel, und sie erschrak, weil sie so blass war.
Antonio wusste sicher, dass er das Geld bekommen würde, das er brauchte, um seine verdammte Bodega ins einundzwanzigste Jahrhundert hinüberzuretten. Daher musste er auch nicht mehr den netten, liebenden Ehemann spielen.
Sie brachte keinen Bissen hinunter und trank deshalb nur eine Tasse Kaffee. Anschließend ging sie ins Arbeitszimmer. Angespannt warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr.
Zehn Uhr. Ihr blieb noch eine Stunde - nein, weniger, denn der Chauffeur würde sie in einer halben Stunde abholen. Die Sekretärin ihres Großvaters hatte es veranlasst, damit sie vor den anderen Gästen in der Kirche eintraf.
Gina erschrak zutiefst, als sie plötzlich Antonios Stimme und kurz darauf seine Schritte im Flur hörte.
„Es tut mir Leid, dass ich mich so verspätet habe, Schatz", sagte Antonio, als er das Arbeitszimmer betrat, und warf seine Aktentasche auf einen Stuhl. „Ich hatte wahnsinnig viel zu tun und habe es gerade noch geschafft, das Flugzeug nach London zu erreichen. Wie ist es dir ergangen?"
„Wie es mir ergangen ist?" Sie lachte schrill. „Oh, sehr gut. Es hätte nicht besser sein können."
„Que?" fragte er leise und runzelte die Stirn.
„Allerdings muss ich sagen, dass ich während deiner Abwesenheit ein hochinteressantes Gespräch mit unserem Familienanwalt hatte. Und wie du mittlerweile sicher weißt, sieht es so aus, als müsstest du dir keine Sorgen mehr darüber machen, wie du das Geld für die Modernisierung deiner Firma auftreiben sollst. Großvater hat sein Wort gehalten, stimmt's?"
fügte sie grimmig hinzu.
Antonio zuckte die Schultern. „Ich habe keine Ahnung, wo von du redest." Dann wandte er sich lächelnd an Harold, der mit einem Tablett, auf dem eine Kanne Kaffee sowie zwei Tassen und Untertassen standen, den Raum betreten hatte.
„Genau das brauche ich jetzt nach der anstrengenden Reise." Er ging zu dem Tisch, auf den Harold das Tablett gestellt hatte, und schenkte sich Kaffee ein. „Möchtest du auch eine Tasse, Gina?"
„Nein, danke", sagte sie mühsam beherrscht, als Harold die Tür hinter sich schloss, bevor sie auf den nächstbesten Stuhl sank, weil sie plötzlich ganz weiche Knie hatte.
„Es tut mir Leid, dass ich dich allein lassen musste. Hoffentlich war es nicht zu schlimm für dich." Antonio drehte sich um und betrachtete das angespannte, blasse Gesicht seiner Frau. „Alles in Ordnung, querida?"
„Nein, nichts ist in Ordnung", entgegnete sie scharf. Dann berichtete sie ihm von ihrem Besuch bei ihrem Anwalt, der ihr end lich die Augen
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