Spartan Frost: Das Logan-Quinn-Special aus der Welt der "Mythos Academy" (German Edition)
dann waren wir in seinem Privatjet nach Bigtime geflogen, um dort in ein anderes Auto zu steigen und zu unserem letztendlichen Ziel zu fahren – dem Sommerhaus der Quinn-Familie in den Adirondacks in der Nähe von New York.
Das Haus lag nicht allzu weit von der New Yorker Mythos Academy entfernt, und dort verbrachte mein Dad einen Großteil seiner Zeit. Das Sommerhaus war seine Operationsbasis, seit er zum Leiter des Protektorats ernannt worden war, der Polizeitruppe der mythologischen Welt, die Schnitter aufspürte und ins Gefängnis steckte, wo sie hingehörten.
Doch noch wichtiger war, dass Agrona und ihre Schnitter nicht in diesem Haus meine Mom Larenta und meine ältere Schwester Larissa ermordet hatten, als ich fünf war. Hier verfolgten mich keine bösen Erinnerungen. Es war kein Blut in den Holzboden eingezogen. Es gab keine Kratzer an den dicken Steinwänden, die von Waffen stammten, die ihr Ziel verfehlt hatten, um sich in die Wand zu bohren statt in den Schädel eines Feindes. Hier verfolgten mich keine Schreie, um mich daran zu erinnern, dass ich es nicht geschafft hatte, meine Familie zu beschützen; dass ich mich den Schnittern nicht zusammen mit meiner Mom und meiner Schwester gestellt hatte. Ich hörte kein hinterhältiges Flüstern, das mir ins Gedächtnis rief, wie tief enttäuscht mein Dad deswegen von mir war – weil ich mich an diesem Tag nicht benommen hatte wie ein echter Spartaner. Weil ich mich versteckt hatte, wie meine Mom und meine Schwester es mir befohlen hatten, statt an ihrer Seite zu kämpfen – und zu sterben.
Wieder schnaubte ich. Vielleicht hatte ich zu viel Zeit mit Gwen verbracht. Denn langsam bekam ich das Gefühl, dass ich Dinge hören und sehen konnte, die gar nicht wirklich da waren, und Erinnerungen und Gefühle auffangen konnte – wie sie mit ihrer Psychometrie.
Ich ging weiter, von einem Flur in den nächsten. Das Sommerhaus präsentierte sich in poliertem Holz, glänzendem Glas und grauem Stein, eher wie eine große, rustikale Jagdhütte als wie eine Villa. Doch anstelle von ausgestopften Köpfen von Fenriswölfen, Nemeischen Pirschern und Schwarzen Rocks war ein Großteil der Wände mit Waffen bedeckt – Schwertern, Äxten, Streitkolben, Dolchen und Bögen mit Köchern voller Pfeile daneben. Einige der Waffen dienten nur der Dekoration, aber die meisten hingen für den Fall eines Schnitterangriffs dort. Eine Bedrohung, die jetzt, da Loki aus Helheim entkommen war und seine Schnitter kurz davor standen, einen zweiten Chaoskrieg zu entfesseln, umso greifbarer war.
Ich wanderte an einer Reihe bodentiefer Fenster vorbei, die den Blick auf den Hinterhof und die baumbestandenen Hügel freigaben, die das Herrenhaus umgaben. Draußen fielen dicke Schneeflocken aus dem grauen Winterhimmel und legten sich auf die Schneeschicht der vergangenen Nacht. Es schneite, seit wir vor zwei Wochen hier angekommen waren. Fast überall lag ein guter halber Meter Schnee, und es sah nicht so aus, als würde es bald aufhören. Für mich war das okay. Die eisige Kälte passte zu meiner Stimmung.
Eine aufwändig verzierte Standuhr mit einem goldenen Greifen auf ihrer hölzernen Kuppe schlug die Stunde, als ich an einem der Wohnzimmer im Erdgeschoss vorbeiging. Das goldene Ziffernblatt der Uhr war ebenfalls mit einem Greifen versehen, komplett mit zwei Topasen als Augen und einem Schnabel aus Ebenholz. Der Schnabel der Kreatur war zu einem lautlosen Schrei geöffnet, als wollte sie sich aus dem Glas befreien, hinter dem sie eingeschlossen war. Ich sah auf die Zeiger, die die Form zweier silberner Schwerter besaßen, die auf das Gesicht des Greifen herabstießen. Genau sieben Uhr.
Im Moment sollte Gwen in der Sporthalle sein, um mit Oliver und Kenzie Tanaka, zwei meiner besten Freunde, ihr Waffentraining abzuhalten. Daphne Cruz, Gwens beste Freundin, und Carson Callahan, Daphnes Freund, waren wahrscheinlich auch dabei. Ich würde Oliver später eine SMS schreiben müssen, um zu fragen, wie es Gwen ging – wie ich es jeden Tag tat, seit ich die Akademie verlassen hatte. Oh, ich wusste, dass es ihr gut ging – körperlich zumindest, nachdem ihre Wunde geheilt worden war – und dass all unsere Freunde auf sie aufpassten. Aber Oliver hatte mir mehr als einmal erzählt, dass Gwen in letzter Zeit sehr still wirkte – und dass sie jeden Tag nach mir fragte.
Gwen hatte mir in den letzten zwei Wochen mehrmals SMS geschrieben und auch auf meine Mailbox gesprochen, aber ich hatte nicht darauf
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