Spartan Frost: Das Logan-Quinn-Special aus der Welt der "Mythos Academy" (German Edition)
reagiert. Tatsächlich schaute ich jedes Mal ganz genau auf mein Handy, wenn es piepte, um nicht aus Versehen einen ihrer Anrufe anzunehmen. Trotzdem spielte ich die Nachrichten, die sie mir hinterlassen hatte, wieder und wieder ab, lauschte auf jedes Wort und versuchte aus dem Klang ihrer Stimme herauszuhören, ob es ihr wirklich gut ging. Aber ich hätte es nicht ertragen, mit ihr zu reden. Allein der Gedanke sorgte dafür, dass mir die Brust eng wurde und mein Magen sich vor Schuldgefühlen verkrampfte.
Trotzdem ertappte ich mich mehr als einmal dabei, wie ich mein Handy anstarrte und versuchte, den Mut zu finden, ihr zumindest eine SMS zu schreiben und ihr zu sagen, dass sie sich keine Sorgen um mich machen sollte. Dass ich keine einzige Sekunde ihrer Zeit verdient hatte. Nicht mehr. Aber nicht mal das schaffte ich. Noch nicht. Vielleicht niemals.
Nicht nach dem, was ich ihr angetan hatte.
Die Uhr schlug ein letztes Mal und riss mich damit aus meinen dunklen Gedanken. Ich ging weiter. Schließlich erreichte ich die Küche, einen der größten Räume im gesamten Herrenhaus. Auch hier bestanden Boden und Wände aus Holz und Stein, während in die Decke mehrere Oberlichter eingelassen waren, deren Glas jedoch wie alles andere von Schnee bedeckt war. Eine lange, schmale Kücheninsel aus Marmor teilte den vorderen Teil der Küche in zwei Hälften mit glänzenden Haushaltsgeräten auf beiden Seiten. Im hinteren Teil des Raums stand ein rechteckiger Esstisch, dessen vier hölzerne Beine in der Form von vier stehenden Gargoyles geschnitzt waren. Die gläserne Tischplatte selbst lag auf den hoch erhobenen Vorderarmen der Wesen auf, als wären sie wirklich hier und hielten den Tisch mit ihren klauenbewehrten Händen. Hinter dem Tisch gab eine gläserne Doppeltür den Blick frei auf noch mehr Schnee und Kälte.
Rechts an den Herdplatten stand ein Mann und rührte etwas in einer Pfanne um. Blondes Haar, fahlblaue Augen, groß und dünn. Linus Quinn, mein Dad und der Leiter des Protektorats.
Dad trug wie ich Jeans, Stiefel und einen dicken Pulli, obwohl seine graue Protektoratsrobe über den Stuhl am Kopfende des Tisches hing und auf der Sitzfläche sein Schwert lag. Außerdem befand sich sein Handy auf dem Tisch, zusammen mit seinem geöffneten Laptop, mehreren Ordnern und drei hohen Stapeln Papier. Seine schwarze Lesebrille lag auf einem Stapel glänzender Fotos, zusammen mit einer Lupe.
Solange ich mich erinnern konnte, war der Tisch mit Ordnern, Papieren, Stiften und mehr belegt. Dad arbeitete immer an irgendetwas. Selbst als ich noch ein Kind gewesen war und wir hergekommen waren, um uns im Urlaub zu entspannen, hatte er Stapel über Stapel von Berichten mitgebracht, die sich damit beschäftigten, was die Schnitter vielleicht planten und wo sie als Nächstes zuschlagen könnten. Seine Hingabe an den Job – daran, die Schnitter aufzuhalten und die Mitglieder des Pantheons so gut zu beschützen wie möglich – war eine der Sachen, die ich am meisten an ihm bewunderte … und gleichzeitig hasste. Denn Dad hatte sich nach dem Mord an Mom und Larenta in seinen Protektoratspflichten verlieren können. Mir war nichts anderes geblieben, als die beiden zu vermissen.
Dad drehte sich um, als er meine Schritte hörte. »Da bist du ja«, sagte er. »Ich hatte mich schon gefragt, ob du dich verlaufen hast.«
Er lachte leise über seinen schwachen Witz, und ich zwang mich, ihn anzulächeln.
»Ja, das Haus ist größer als in meiner Erinnerung. Ich bin nach links statt nach rechts abgebogen.«
Er nickte, dann schaufelte er das Rührei aus der Pfanne auf eine weiße Servierplatte. »Na ja, du kommst gerade rechtzeitig. Komm und füll dir einen Teller.«
Ich wanderte zur Arbeitsplatte neben dem Herd. Neben den Eiern stand eine noch größere Platte mit knusprigen Speckscheiben, frischen Brötchen und angebratenem Schinken. Buchweizenpfannkuchen, Milchbrötchen, frittierte Peperoni und Kartoffelpuffer vollendeten das Menü, zusammen mit Krügen voll mit frischgepresstem Orangen-, Apfel- und Grapefruitsaft. Die Düfte von angebratenem Fleisch, luftigen Eiern und gebratenen Kartoffeln sorgten dafür, dass mein Magen knurrte. Ich hatte in letzter Zeit nicht viel gegessen.
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Heute Morgen hast du aber wirklich alles gegeben.«
»Wie sagt man so schön? Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.« Wieder lachte Dad leise.
Dieses Mal reagierte ich nicht. Ich interessierte mich zu sehr für
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