Spartan Frost: Das Logan-Quinn-Special aus der Welt der "Mythos Academy" (German Edition)
das Essen. Ich schnappte mir einen Teller, lud ihn voll, ging zum Tisch und setzte mich an meinen üblichen Platz, drei Stühle entfernt von Dads Arbeitsplatz am Kopfende.
Dad nahm sich selbst auch etwas zu essen, dann kam er zum Tisch. Er wollte sich schon auf seinen Platz am Kopfende setzen, dann zögerte er mit einem kurzen Blick auf mich, als dächte er darüber nach, den Tisch zu umrunden und mir gegenüber Platz zu nehmen. Ich hielt meinen Blick auf den Teller gesenkt und schob mir eine weitere Gabel voll Rührei in den Mund. Nach einem Moment glitt er doch auf seinen üblichen Stuhl und schob den Laptop ein wenig zur Seite, um Platz für seinen Teller zu schaffen.
Ich wusste nicht, ob es mich enttäuschte, dass er sich nicht näher zu mir gesetzt hatte, oder ob es mich glücklich machte. Nach einem Moment entschied ich mich für glücklich, oder zumindest erleichtert, da auf diese Art der Status quo nicht verändert wurde. So stand es eben zwischen uns, und es war eigentlich nie anders gewesen – unser Verhältnis war nun einmal unpersönlich und distanziert, wie bei Fremden, die an einem Tisch essen. Nur so hatten wir in den letzten Jahren verhindern können, uns gegenseitig anzuschreien. Indem wir höflich waren, schnell aßen und uns sonst aus dem Weg gingen, uns an verschiedene Enden des Herrenhauses zurückzogen und unser eigenes Dinge durchzogen, sobald wir konnten.
Mehrere Minuten lang konzentrierten wir uns auf unser Essen, und die einzigen Geräusche im Raum waren das Kratzen unseres Bestecks auf den Tellern und das gelegentliche Schwappen des Saftes in unseren Gläsern.
Mein Dad war kein Sternekoch, nicht wie die Köche in Mythos, die täglich Hummeromelette, würzige Kalbswürstchen und andere aufwändige Kreationen schufen. Aber das Essen war warm, lecker und sättigend. Die Pfannkuchen waren locker und luftig, während der Sirup aus wilden Blaubeeren, den ich darüber goss, gleichzeitig sauer, würzig und süß schmeckte. Die Rühreier mit Käse passten wunderbar zu dem leicht salzigen Schinken, den Milchbrötchen, den Peperoni und den Kartoffelpuffern. Und hey, Speck machte alles besser.
Nachdem wir unsere erste Portion aufgegessen und die Teller ein weiteres Mal gefüllt hatten, räusperte sich mein Dad. Wachsam sah ich zu ihm. Das tat er nur, wenn er mit mir reden wollte, gewöhnlich über irgendetwas, das mir nicht gefiel. Eigentlich sprachen wir nie über etwas, das mir nicht gegen den Strich ging.
»Also«, sagte er und kämpfte wie ich zuvor darum, sich ein Lächeln ins Gesicht zu kleistern. »Was hast du heute vor?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht ein paar Trainingseinheiten. Ich sollte meine Fähigkeiten am Bogen verbessern. Da habe ich in letzter Zeit etwas nachgelassen.«
Außerdem erinnerten mich Pfeil und Bogen nicht sofort an das, was ich Gwen angetan hatte. Anders als die ganzen Schwerter an den Wänden.
Dad runzelte die Stirn. »Seit wir angekommen sind, tust du nichts anderes. Ich habe wirklich nichts gegen Training und dagegen, sich fit zu halten. Aber ich glaube, du treibst es etwas zu weit, Logan. Du hast jeden Tag mindestens drei Stunden im Trainingssaal verbracht, seit wir hier sind – manchmal sogar mehr. Dann, nach dem Training, gehst du noch ein paar Stunden Bergwandern, und kommst erst zurück, wenn es draußen schon dunkel ist.«
Ich zuckte wieder mit den Achseln. Ich würde ihm nicht erzählen, dass ich alles tat, um mich bis zur vollkommenen Erschöpfung auszupowern, weil ich nur so verhindern konnte, wieder davon zu träumen, wie ich Gwen aufspießte. Nur so konnte ich die Albträume zumindest aufschieben. Und ich würde ihm sicherlich nicht den zweiten Grund für mein hartes Training verraten – dass ich es tat, um Agrona töten zu können, wenn ich sie das nächste Mal sah.
Ein Teil von mir konnte immer noch nicht glauben, dass meine Stiefmutter die Anführerin der Schnitter war – die Person, die vor all diesen Jahren den Angriff auf meine Mom und Schwester geleitet hatte, um sie zu töten und mich zu entführen. Agrona war als Stiefmutter eigentlich ganz in Ordnung gewesen. Sie hatte mich immer nett behandelt und hatte in keinster Weise versucht, den Platz meiner Mom einzunehmen. Sie hatte mich nicht mal großartig herumkommandiert oder mich angemosert, weil mein Zimmer nie aufgeräumt war.
Sie hatte mir sogar zugehört, wenn ich mich über meinen Dad beschwert hatte, und hatte uns beide immer ermuntert, unser Verhältnis zu
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