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Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Barnard
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mehr ein, und so stiegen sie in den Geländewagen, um nach Hause zu fahren.
    Die Sicherheitslampen draußen waren an, aber das Haus selbst war dunkel. Da es nach zehn war, vermutete Shara, dass Derek schmollte und dafür gesorgt hatte, dass er nicht zu Hause sein würde, um sie begrüßen zu müssen. Ein leeres Haus war etwas besser als ein gereizter Freund, aber keine dieser Aussichten trieb Shara aus dem Wagen.
    »Danke für einen wunderbaren Miniurlaub –«
    »Na, dann sehen wir uns wohl morgen –«
    Sie sprachen beide gleichzeitig in die unangenehme Stille, die sich über sie gebreitet hatte und die nur von den leisen Klaviertönen einer Schostakowitsch-Fuge unterbrochen wurde.
    »Ich bin froh, dass ich nicht alles verdorben habe, weil ich –« Jessa wusste nicht, was sie sagen sollte. ›Deine Hand auf meine Brust gelegt habe‹ würde nur die Verlegenheit für beide wieder wachrufen, aber sie war zu aufrichtig, um so zu tun, als wäre nichts passiert. Sollte sie erklären, warum sie es getan hatte? ›Ich kann sehen, wie du versuchst, die Art und Weise, wie du mich anschaust zu verleugnen und zu ignorieren, und ich will nicht, dass du einen Typen heiratest, um es noch mehr verleugnen zu können! Ich weiß, dass du mich berühren willst. Wie könnte ich das nicht wissen, wenn mein Verlangen, dich zu berühren manchmal stärker ist als zu atmen?‹ Aber sie wusste, dass eine solche Erklärung das verbale Gegenstück zu der Handlung wäre, die fast die Atmosphäre zwischen ihnen zerstört hätte.
    »Sie haben überhaupt nichts verdorben.« Sharas einfache Feststellung rettete Jessa davor, ihren Satz beenden zu müssen. »Wie dem auch sei, danke.« Sie öffnete die Wagentür und hüpfte auf den Boden.
    Jessa stieg aus und ging nach hinten, um ihr beim Ausladen zu helfen. »Ich könnte Ihre Taschen ins Haus tragen, wenn Sie möchten.«
    »Nein, das geht schon. Hören Sie, warum laden wir nicht den Abfall und das Recycling-Zeugs hier aus? Wir haben doch diese großen Tonnen, und es ist bestimmt einfacher, als alles bei Ihnen wegzuwerfen.«
    »Ja sicher, danke.«
    Sie trugen die Tüten gemeinsam zur einen Hausseite. Die Stelle wurde nur indirekt durch die Sicherheitsbeleuchtung erhellt, aber das reichte aus, um alles in die entsprechenden Tonnen zu werfen.
    Als sie fertig waren, fragte Jessa: »Brauchen Sie eine Mitfahrgelegenheit zum Flughafen?«
    »Nein danke. Ich benutze einen Dienst, der sehr gut ist, aber lieb von Ihnen, es anzubieten.«
    »Tja, so bin ich eben«, sagte Jessa ironisch, »lieb.«
    »Das bist du wirklich, weißt du«, beharrte Shara und betrachtete Jessa in dem gedämpften Licht.
    »Ich gehe jetzt lieber«, sagte Jessa mit leiser Stimme.
    »Bis morgen um elf?«
    »Ja.« Jessa fühlte sich plötzlich unsicher.
    Shara trat einen Schritt vor und umarmte sie. Jessa schloss die Augen und kostete es aus, für einige Sekunden Sharas warmen, festen Körper gegen den ihren zu drücken. Hiernach hatte sie sich gesehnt. Seit dem Moment, als Shara Quinn an jenem ersten Tag ihr Gesicht dem Regen entgegengestreckt hatte, hatte sie dies gewollt. Als Shara dieses leise, kehlige Geräusch gemacht hatte, als sie oben auf dem Hügel waren und sie auf Jessas Mund geschaut hatte, als wollte sie sie lebendigen Leibes verspeisen, hatte Jessa es noch viel mehr gewollt. Und während der folgenden drei Tage, in denen sie zusammen gegessen, zusammen geschwiegen und lebhaft miteinander geredet hatten, war ihr Wunsch danach mit einer fast verzweifelnden Intensität gewachsen.
    Sie lösten ihre Umarmung, bewegten sich aber nicht von der Stelle. Shara schaute zu Jessa auf, und das Verlangen, das sie in Jessas Gesicht sah, brachte Tränen in ihre Augen. Sie machte wieder dieses leise, kehlige Geräusch, an das Jessa sich vom Regen her erinnerte.
    Jessa lehnte sich in dem Augenblick vor, in dem Shara die Hand in ihren Nacken legte. Als ihre Lippen sich zum ersten Mal berührten, stöhnten sie beide. Ein Kuss wurde zu zwei und dann zu drei. Jessas Hände wanderten unruhig über Sharas Rücken, und Shara fuhr mit einer Hand durch Jessas Haar, während die andere freiwillig das tat, wozu Jessa sie noch am Tag zuvor gezwungen hatte. Shara sog das leise Geräusch in ihren Mund, das Jessa hervorstieß, und fühlte sich ermutigt, Jessas erregte Brustwarze weiter mit ihrem Daumen zu streicheln.
    Keine zehn Meter von ihnen entfernt knallte eine Autotür. Sie fuhren auseinander, schwer atmend, und starrten sich gegenseitig in stillem

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