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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802

Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802

Titel: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gottfried Seume
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nichts nötig; Sie reisen so ab, wenn Sie wollen.« – Der Paß war noch der preußische von Rom aus. – »Wenn Sie ihn allenfalls vom Grafen Lucchesini wollen vidieren lassen, das können Sie tun; aber nötig ist es nicht.« Ich dankte ihm und ging. In dergleichen Fällen tue ich nicht gern mehr, als ich muß; ich ging also nicht zu dem Gesandten.

Frankfurt

    Dem Himmel sei Dank, nun bin ich wieder diesseits des Rheins im Vaterlande. Ich werde Dir über meinen Gang von Paris hierher nur wenig zu sagen haben, da er so oft gemacht wird und bekannter ist als eine Poststraße in Deutschland.
    Den einundzwanzigsten ging ich aus Paris und schlief in Meaux. Der Weg ist angenehm und volkreich, wenn gleich nicht malerisch, und die Bewirtung ist überall ziemlich gut, freundlich und billig. Wenn ich zwischen Rom und Paris eine Vergleichung ziehen soll, so fällt sie in Rücksicht der Literatur und des Lebensgenusses allerdings für Paris, aber in Rücksicht der Kunst immer noch für Rom aus. Du darfst nur das neueste sehr treue Gemälde von Rom lesen, um zu sehen, wie viel für Humanität und Umgang dort zu haben ist; für Wissenschaft ist fast nichts mehr. Alte Geschichte und alles, was sich darauf bezieht, ist das einzige, was man dort an Ort und Stelle gründlich und geschmackvoll studieren kann. In Paris sind die öffentlichen vortrefflichen Büchersammlungen für jedermann, und es gehört sogar zum guten Tone, wenigstens zuweilen eine Promenade durch die Säle zu machen, die Fächer zu besehen, die Raritätenkasten zu begucken und einige Kupferstiche zu beschauen. Wer sie benutzen will, findet in allen Zweigen Reichtümer, und alles wird mit Gefälligkeit gereicht. In Rom wurde die vatikanische Bibliothek, solange ich dort war, nicht geöffnet. Die Schätze schlafen in Italien, und es ist vielleicht kein Unglück, daß sie etwas geweckt und zu wandern gezwungen worden sind.
    Mit der Kunst ist es anders. Wäre ich Künstler und hätte die Wahl zwischen Rom und Paris, ich würde mich keine Minute besinnen und für das erste entscheiden. Die Franzosen hatten allerdings vorher eine hübsche Sammlung und haben nun die Hauptwerke der Kunst herübergeschafft, aber dadurch haben sie Rom den Vorteil noch nicht abgewonnen. In Gemälden mag vielleicht kein Ort der Welt sein, der reicher wäre als Paris; aber die ersten Meisterwerke der größten Künstler, die lauter Frescostücke sind, konnten doch nicht weggeschafft werden. Die Logen, die Stanzen, die Kapelle, die Farnesina, Grottaferrata und andere Orte, wo Michel Angelo, Raphael, die Caracci, Domenichino und andere den ganzen Reichtum ihres Geistes niedergelegt haben, mußten unangetastet bleiben, wenn man nicht vandalisch zerstören wollte. Die Schule von Athen allein gilt mehr als eine ganze Galerie. Die venezianischen Pferde, welche vor dem Hofe der Tuilerien aufgestellt sind, mögen sehr schöne Arbeit sein, aber mir gefallen die meisten Statuen in Italien besser. Die Rasse der Pferde ist nicht sehr edel. Ich zweifle, ob sie unter den Pferdekennern so viel Lärm machen werden, als sie unter den Künstlern oder vielmehr unter den Antiquaren gemacht haben. Das Pferd des Mark Aurel auf dem Kapitol ist mir weit mehr wert, und die beiden Marmorpferde aus Herkulanum in Portici würde ich auch vorziehen. Der einzige Vorzug, den sie haben, ist, daß sie vielleicht die einzigen alten Tetrippen sind, die wir noch übrighaben, und auch dazu fehlt ihnen noch viel. Schlecht sind sie nicht, und man sieht sie immer mit Vergnügen; aber für die schöne Arbeit sollten es schönere Pferde sein. Man hat ihnen die gallischen Hähne zu Wächtern gegeben. Gegen das Kapitol haben diese nicht nötig zu krähen, wie die Gänse gegen die Gallier schrieen; wenn sie nur sonst die wichtigste Weckstunde nicht vorbeilassen.
    Die Franzosen haben übrigens nur öffentliche Sammlungen, die vatikanische und kapitolinische, in Kontribution gesetzt. Es ist kein Privateigentum angegriffen worden. Die Privatsammlungen machen aber in Rom vielleicht den größten Teil aus. In der Villa Borghese steht alles, wie es war; und der Fechter und der Silen mit dem Bacchus sind Werke, die an klassischem Wert in Paris ihresgleichen suchen. Die schönsten Basreliefs sind noch in Rom in dem Garten Borghese und auf dem Kapitol und sonst hier und da. Sarkophage, freilich sehr untergeordnete Kunstwerke, und Badegefäße sind in Rom noch in großer Menge von ausgesuchter Schönheit; in Paris sind von den letztern nur zwei

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