Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
Tausende Schmetterlinge in meinem Bauch toben. Wie viele Jahre war es her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte? Fünfzehn. Danach war er aus meinem Leben verschwunden.
Ich strich erneut über sein kaltes Bildschirmgesicht, als es an meiner Bürotür klopfte. Schnell schaltete ich den Computer aus. In meine Wangen schoss eine verräterische Röte, als hätte mich jemand beim Anschauen eines Pornos ertappt. Es war der Neue, der seinen Kopf hereinsteckte.
»Störe ich?«, fragte er.
»Ja«, antwortete ich. »Was wollen Sie?« Ich nahm mir ein Blatt Papier zur Hand und kritzelte etwas darauf, um beschäftigt zu wirken.
»Ich wollte nur noch einmal kurz ›Hallo‹ sagen. Wer hätte gedacht, dass wir uns schon so bald wiedersehen?«
»Ja, wer hätte das gedacht.«
»Ich habe neulich wirklich Ihren Boss gefragt, ob in der Firma noch eine Stelle frei ist, und heute Morgen rief er mich an. So schnell kann es gehen.«
»Ja, so schnell.« Dann war ich also Schuld daran, dass wir einen neuen Bluthund besaßen. Toll.
Er schien zu merken, dass ich nicht sonderlich scharf auf seine Gesellschaft war, denn er zog den Kopf wieder zurück.
»Dann will ich nicht länger stören. Viel Erfolg bei der Arbeit.«
»Bis demnächst«, erwiderte ich, bevor er die Tür hinter sich schloss. Auf keinen Fall konnte ich ihm viel Erfolg bei seiner Arbeit wünschen. Schon um meinetwillen nicht.
Ich schaltete den Computer wieder an, um mich meiner Sehnsucht nach Tim hinzugeben, als es erneut an meiner Tür klopfte.
»Was wollen Sie denn jetzt noch?«, fragte ich genervt. Doch es war Daniel, der mein Büro betrat.
»So unwirsch, schöne Frau?«, fragte er und kam grinsend auf mich zu. In diesem Moment hatte ich ihm seinen Auftritt von vorhin schon fast verziehen.
»Es war der Neue, der mich gerade gestört hatte und ich dachte, er täte es jetzt schon wieder. Was ist?« Ich gab mir Mühe, cool zu wirken.
In dem Moment stolperte Daniel fast über eine Bodenwelle. »Was ist denn mit dem Fußboden passiert?«, fragte er irritiert.
»Lange Geschichte. Erzähle ich dir ein anderes Mal.«
»Heute Abend vielleicht?«, grinste er auffordernd.
Ich grinste zurück. »Klar, heute Abend. Wenn du meine berühmt-berüchtigten Spaghetti Bolognese ertragen willst?«
»Die will ich schon lange mal probieren. Ich wette, die sind sensationell.«
»Natürlich.«
Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. »Was ich noch sagen wollte: Die beiden Musiker, Katharina und Lenny, egal wie die Zuschauer stimmen, sie müssen bis zur Endrunde drin bleiben.«
»Die beiden Langweiler? Warum? Weil sie Sex hatten?«
»Ja. Und nein. Das hat noch andere Gründe. Die kann ich dir aber hier nicht erläutern. Auch wenn es schwerfällt zu glauben, aber auch ich habe meine Geheimnisse.«
Es fiel mir nicht schwer, das zu glauben. »In Ordnung. Vielleicht tun sie es ja noch einmal.«
»Das hoffe ich auch, obwohl es schon Beschwerden von Familienschützern gab. Aber damit befasst sich die Rechtsabteilung. Nur damit du Bescheid weißt.« Er nickte mir lächelnd zu. »Dann sehen wir uns heute Abend.« Er grinste erneut und verließ mein Büro.
Ich schnappte nach Luft. War das eben wirklich passiert oder nur ein Traum? Ich kniff mir in die Hand und jaulte kurz auf. Es tat weh. Ich war also wirklich hellwach. Daniel würde heute Abend wahrhaftig zu mir kommen.
Mein Herz klopfte, ich begann zu schwitzen und überlegte fieberhaft, was ich vorher noch erledigen musste. Das Bett frisch überziehen (man weiß ja nie), die Küche saubermachen, den Müll runterbringen, das Wohnzimmer vom Wäscheständer befreien, Spaghetti und Wein einkaufen, Kondome besorgen (man weiß ja nie), Bad putzen, duschen, umziehen, Haare frisieren, Make-up auftragen…
An dieser Stelle meiner Liste angekommen, gab ich auf. Eigentlich hätte ich einen Vorlauf von mehreren Tagen gebraucht und nicht nur ein paar klägliche Stunden, um mich auf das Date vorzubereiten. Schnell überlegte ich, was ich streichen konnte. Die Bettwäsche war erst drei Wochen alt, die ging noch. Den Müll würde ich im Schrank verstecken, aus der Küche konnte ich den Besucher raushalten, ebenso aus dem Bad. Außerdem konnte ich dort eine Glühbirne rausschrauben, damit es im Halbdunkel blieb und er nicht viel sah. Die Wäsche fand auf dem Balkon Platz, es würde heute Nacht sicher nicht regnen. Blieben die Einkäufe und meine Eitelkeit. Das war zu schaffen.
Ich atmete tief durch und schaltete den Computer zum dritten
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