Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
und aß ein Stück vom Kuchen. »Der ist sehr lecker.« Es fiel ihr nicht leicht, beim Kauen zu sprechen, aber sie meisterte es einigermaßen.
Georg und Doro nickten zufrieden.
»Also, was hat Sie bewogen, sich zu bewerben?«, wiederholte Nikita ihre Frage.
»Unser Leben ist langweilig«, antwortete Dorothea.
»Wir kennen uns einfach zu gut«, ergänzte Georg. »Ich weiß genau, was sie will.«
»Und ich weiß sogar, was er als nächstes sagen will«, fügte Doro hinzu.
Georg räusperte sich heftig und hängte einen kurzen Husten hinten dran.
»Auf dem Nachttisch«, sagte Doro.
»Danke«, erwiderte Georg und stand auf, um etwas zu holen, von dem nur Doro wusste, was es war.
»Aber ist das nicht das, wovon jedes Paar träumt?«, fragte Nikita irritiert dazwischen. Dieses Mal war es nicht gespielt.
»Vielleicht, aber wir haben nicht davon geträumt«, sagte Doro. »Wir sind jetzt etwa sechzig Jahre miteinander verheiratet und fragen uns, ob es nicht vielleicht doch noch etwas anderes gibt.«
»Etwas mehr«, ergänzte Georg.
»Mehr? Wovon?«
»Von allem«, erwiderten beide wie aus einem Mund.
»Wir sitzen oft tagelang da und reden kein Wort miteinander. Das ist nicht schön.«
»Und wenn wir reden, dann nur belangloses Zeug.«
»Wir gehen kaum noch aus dem Haus, ins Konzert oder Theater, weil wir alles schon miteinander erlebt haben. Und weil wir genau wissen, wie es der andere findet.«
»Und was denken Sie, was Sie erwartet, wenn Sie sich scheiden lassen?« Nikita vergaß völlig, den Kuchen weiter zu essen.
Beide zuckten synchron mit den Schultern. »So genau wissen wir das nicht, aber es wird auf jeden Fall das Ende der Langweile bedeuten.«
»Vielleicht lernen wir noch jemanden kennen, mit dem wir uns besser unterhalten können, mit dem wir wieder etwas unternehmen.«
»Aber das können Sie doch auch so!«, funkte Nikita dazwischen. »Suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie ausgehen können, dann erzählen Sie sich gegenseitig von Ihren Erlebnissen.«
»Mit wem denn? Als verheirateter Mensch kann man mit niemandem ausgehen, der alleine ist. Das wäre nicht fair. Und mit anderen Pärchen ist es genauso öde.«
»Haben Sie keine Freunde, mit denen Sie getrennt weggehen können? Sie nur mit der Frau und er nur mit dem Mann?« Nikitas Psychologiekurs machte sich bezahlt. Sie hätte wirklich eine gute Mediatorin abgegeben.
Die beiden schwiegen einen Moment und dachten über die Idee nach. Danach sahen sie sich an. »Vielleicht mit Hanni und Theo«, sagte Doro.
»Und Gerd und Luise«, fügte Georg hinzu.
Nikita nickte aufmunternd, während der Kameramann Nahaufnahmen von den Bildern an der Wand drehte. Es waren viele Familienfotos darunter, die Herfords hatten offensichtlich drei Kinder.
»Was würden Ihre Kinder zu einer Scheidung sagen?«, warf Nikita mahnend ein.
»Den haben wir es noch nicht erzählt«, antwortete Doro.
»Sie würden es nicht verstehen«, ergänzte Georg.
»Ich auch nicht, wirklich nicht«, sagte nun Nikita und hielt sich damit überhaupt nicht ans Skript. »An Ihrer Stelle würde ich es genießen, wie Sie zu leben.«
»Ehrlich?« Doro zog erstaunt ihre grauen Augenbrauen nach oben.
»Das sagen Sie doch nur so«, lachte Georg.
»Nein, das meine ich ehrlich. Wenn Sie diesen Job machen und wie ich ständig zu verkrachten Paaren nach Hause kommen würden, wüssten Sie, wovon ich spreche. Sie sollten Ihre letzten gemeinsamen Jahre wirklich genießen. Es ist schön, wenn man jemanden hat, mit dem man sich wortlos versteht.«
Doro und Georg sahen sich fragend an. Ein leichter Zweifel hatte sich in ihren Blick geschlichen. Georg zuckte skeptisch mit den Schultern, Doro ebenfalls.
Dann klingelte es an der Tür.
Werbepause.
Zwei etwas derbe Zeitgenossen blockierten die Wohnzimmertür der Herfords. Sie drängten die alten Leute zur Seite und schoben sich vor die Linse der Kamera. Eine dicke Frau grinste dümmlich. »Das ist jetzt live im Fernsehen?«, fragte sie und blinzelte das blinkende rote Lämpchen an.
»Nicht live, aber ja, Sie sind im Fernsehen«, korrigierte Nikita sie geduldig. »Das sind die Wollhaupts, Nachbarn von Dorothea und Georg Herford«, erklärte sie den Zuschauern.
Herr Wollhaupt, der einen dunkelblauen Trainingsanzug über seinen dicken Bauch gezogen hatte, deutete mit dem Finger auf die Linse der Kamera. »Kann ich jemanden grüßen?«
»Nein, eigentlich nicht«, sagte Nikita, doch der Mann ignorierte sie. »Schorschi, Hannes, Icke und
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