Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
Mal ein. Tims müdes Gesicht erschien erneut. Ich lächelte ihn wehmütig an, wobei ich abermals spürte, wie mein Herz bei seinem Anblick einen Schlag lang aussetzte. Doch dann öffnete ich den Arbeitsplan des heutigen Tages. Es gab viel zu tun, ein Punkt nach dem anderen wartete darauf, abgearbeitet zu werden.
***
Mein Feierabend kam leider etwas später als erhofft. Das lag einerseits daran, dass ich einige Male für längere Zeit auf dem Klo verschwinden musste, um dem Neuen aus dem Weg zu gehen. Der war erstaunlich oft zu mir gekommen, um mich etwas zu fragen. Andererseits hatte mich kurz vor Arbeitsschluss Torgen in sein Büro gerufen, um mir mitzuteilen, dass er zwar einen teuren Dreh in Amerika für unsere Show buchen musste, aber dennoch noch einen Star aufgetrieben hatte, der in den Finanzplan passen und bei der finalen Show singen würde. Nicht Lady Gaga, aber immerhin ein Zugpferd.
Nachdem wir alle Einzelheiten dazu besprochen hatten, eilte ich nach Hause.
Ich wohnte in einem kleinen Apartment am Stadtrand, in der Nähe vom Fluss. Mein Wohnzimmer hatte Blick auf einen Grünstreifen mit blühenden Apfelbäumen, meine Küche auf einen Hinterhof. Wenn ich im Bad auf dem Klo saß, konnte ich gleichzeitig duschen und mir die Zähne putzen, so klein war es. Aber hey, ich will mich nicht beschweren. Ich hatte schon schlechter gelebt.
Als ich das Haus betrat und den Briefkasten öffnete, fielen eine kostenlose Werbezeitung, die Telefonrechnung und ein Brief heraus. Die Zeitung warf ich in den Müll, die Rechnung und den Brief nahm ich mit nach oben, wobei ich die Rechnung ungeöffnet auf die Ablage warf und nur den Brief aufriss. Er stammte von Paul Stalitzki, einem Mann, der wegen Steuerhinterziehung und Betrugs im Gefängnis saß.
Liebe Emma,
vielen Dank für deinen netten Brief. Es hat mir all die Jahre sehr viel Spaß gemacht, deine Nachrichten zu lesen, an deinem Leben teilnehmen zu dürfen. Doch nun ist meine Zeit abgelaufen. Du hast mir mit deinen netten Zeilen die schwere und harte Zeit in diesem Bau verkürzt und einem alten Mann viel Freude geschenkt. Nochmals vielen Dank dafür.
Ich wünsche dir alles Gute, Emma.
Viele Grüße
Paul
Ich ließ den Brief sinken. Er hatte mir gar nichts davon erzählt, dass er jetzt entlassen werden würde, aber vielleicht kam es überraschend. Wegen guter Führung. Das war natürlich gut für ihn, doch ich war ein bisschen enttäuscht. Er hatte zehn Jahre aufgebrummt bekommen. Seit fünf nahm ich an einem Programm teil, das Brieffreundschaften mit Verurteilten vermittelte, um diesen die Zeit hinter Gittern zu erleichtern. Das Projekt richtete sich vor allem an jene, die keine Verwandten hatten. Ich hatte Paul ausgesucht und ihm regelmäßig geschrieben, wofür er sehr dankbar war. Seine Frau hatte sich nach der Verurteilung von ihm abgewandt, zu seinen zwei erwachsenen Kindern hatte er kaum Kontakt. Ich konnte ihm nachfühlen, wie einsam er sein musste.
Doch jetzt war er wieder frei und konnte echte Verbindungen knüpfen.
Ich legte den Brief auf den Tisch und brachte die Einkäufe, die ich unterwegs besorgt hatte, in die Küche. Danach schlüpfte ich aus meiner Jeans und der Bluse, um unter die Dusche zu springen.
Ich spulte das komplette Programm ab: Haare waschen, Beine rasieren… ihr wisst schon. Wenn Daniel kam, musste alles stimmen. Man weiß ja nie. Dann zog ich eine enge schwarze Hose an, die meinen Po optisch verkleinerte, ein T-Shirt, das eine Schulter freiließ, und föhnte meine dunkelblonden Haare so, dass ein paar Strähnen sexy ins Gesicht hingen.
Als das erledigt war, stellte ich mich in die Küche und begann, die Spaghetti vorzubereiten.
Kurz nach acht klingelte es.
Ich nahm einen Schluck von dem Wein, den ich mir bereits eingegossen hatte, um lockerer zu werden, und eilte zur Tür.
Daniel trug die Kleidung vom Arbeitstag und sein sexy Grinsen, als er eintrat.
»Hi Emma«, sagte er. »Ich wusste nicht, ob du Wein im Hause hast, deshalb habe ich welchen mitgebracht.«
Er hielt eine Flasche in die Höhe. Mein Herz hüpfte. Das war ein gutes Zeichen.
»Ich habe zwar welchen da, aber man kann nie genug haben«, antwortete ich und führte ihn ins Wohnzimmer. Als ich auf den Tisch sah, durchfuhr mich ein unangenehmer Schreck, denn dort lag noch immer der Brief. Den durfte er auf keinen Fall sehen!
Ich schob meinen Körper zwischen den Brief und Daniel, um ihm die Sicht zu versperren.
»Es riecht gut«, sagte Daniel
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