Special Edition: Alarmstufe Blond & Vor Liebe wird gewarnt (German Edition)
gelesen?«
»Ich hatte mehr auf dein Bild geachtet. Du sahst umwerfend aus. So unschuldig und süß.« Er rückte noch näher.
Ich hielt den Atem an. Sein Gesicht war nicht mehr weit von meinem entfernt. Das war ja fast wie in meiner Fahrstuhlfantasie. Vielleicht sogar noch besser.
»Das Foto war nicht mehr ganz taufrisch«, gab ich zu.
Er lachte leise. »Das ist mir nicht aufgefallen. Vielleicht, wenn du so ein ewiger Student wie dieser Typ aus unserer Sendung gewesen wärst, dann hätte ich es bemerkt. Aber auch nur, wenn du kein so süßes Foto mitgeschickt hättest.«
Den Rest des Satzes hörte ich kaum noch. Eine Schranke war gefallen. Er hatte von Tim gesprochen.
Ich spürte auf einmal, wie mein Herz wieder anfing, stark zu klopfen. Und das lag nicht an Daniels Gegenwart. Ich griff nach meinem Weinglas, um es zwischen mich und meinem Gast zu bringen.
»Vielleicht hat er noch viel vor in seinem Leben«, konterte ich. »Es sind nicht alle so ehrgeizig wie du.«
Daniel nickte. »Das war ich schon immer. Schon als Kind wollte ich zum Fernsehen. Deshalb habe ich…«
Ich hörte kaum zu, denn ich Gedanken war ich bei Tim, erinnerte mich, wie wir als Kinder die Nachbarschaft terrorisiert hatten. Ich wollte damals mit ihm hinaus in die Welt, das war mein einziger Wunsch für die Zukunft gewesen. Tim dagegen liebäugelte damit, eine Bande anzuführen, die die Regierung stürzte und das Bankensystem zum Bankrott führte. Drei Jungs hatte er schon um sich geschart, die ihm blind gehorchten. Und mich.
»Und du?«, riss mich Daniel aus meiner Versunkenheit. »Wann war für dich klar, dass du zum Fernsehen willst?«
»Keine Ahnung«, antwortete ich. »Es geschah eigentlich eher durch einen Zufall.«
»Einen Zufall!« Er lachte. Seine Hand stellte das Glas auf den Tisch, dann spürte ich, wie sich sein Bein an mich presste. Mein Herz setzte aus.
»Was für ein Zufall?«, bohrte er mit leiser Stimme nach. Er hatte sich mir voll zugewandt.
»Ich suchte einfach nur einen Job und hatte eine Freundin, die jemanden kannte, dessen Cousine jemanden kannte, der wiederum jemanden kannte, der wusste, dass gerade eine Assistentin gesucht wurde. Da habe ich mich beworben.« Ich war unkonzentriert. Die Berührung seines Beines brannte heiß an meinem Knie. Ich beugte mich zur Seite, um es unauffällig wegzuziehen. Dabei rutschte ich auch einen Zentimeter weg. Vielleicht auch zwei oder drei.
Er lächelte sein schiefes Lächeln. Noch vor wenigen Minuten hätte ich mich bei diesem Anblick in seine Arme geworfen. Aber auf einmal konnte ich nicht mehr. Egal, was ich auch tat, Tim tauchte in meinen Gedanken auf. Wie sehnsüchtig hatte ich damals auf Post von ihm gewartet, als ich weg war. Dann meine jahrelange Suche nach ihm und meine Versuche, seine Eltern zu kontaktieren, obwohl niemand mit mir sprechen wollte. Bis ich irgendwann aufgab. Und jetzt tauchte er in meiner Show mit einer Frau auf, mit der unglücklich war. Bedeutete das ein Wink des Schicksals?
»Was ist los?«, fragte Daniel. Er hatte bemerkt, dass ich nicht bei der Sache war, und setzte sich aufrecht hin. Zwischen seinem Bein und dem meinen hätte die Berliner Mauer samt Grenzstreifen gepasst.
»Ich bin nur müde, es tut mir leid«, wich ich aus. »Es hat nichts mit dir zu tun.« Zur Bekräftigung meiner Worte, legte ich meine Hand auf seinen Arm.
Er nickte und sah auf die Uhr. »Es ist auch schon spät.«
Es war noch nicht einmal neun Uhr.
Er stand auf. »Das Essen war sehr lecker, Emma. Vielleicht revanchiere ich mich demnächst für die Einladung und serviere dir etwas Leckeres. Aber das habe ich dann mit Sicherheit nicht selbst gekocht.«
Ich lächelte. »Das wäre sehr nett. Ich stehe auf Männer, die gut Konserven öffnen oder beim Lieferdienst bestellen können.«
Ich erhob mich ebenfalls, um ihn zur Tür zu bringen.
Wir wechselten noch ein paar Abschiedsfloskeln. Dann ging er zur Tür hinaus in die Nacht.
Das war also mein erstes Date mit meinem Traummann. Wenn ich mich weiter so von Gefühlen für einen Mann treiben ließ, der mich vermutlich längst vergessen hatte, würde es auch das letzte bleiben.
KAPITEL 4
Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr: trotz seiner selbst.
Victor Hugo
Dorothea und Georg Herford, Sendung vom 22.März, 20:15 Uhr
Mehrere Schläuche steckten in dem alten Mann und führten ihm Sauerstoff, Blutverdünnungsmittel und andere Medikamente zu. Auf
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