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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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hatten, Tarnanzüge mitzunehmen oder Wurfwaffen oder überhaupt irgendetwas, das Tally jetzt brauchen könnte. Sie hatte nur ihr Messer, ihre Fingernägel, ihre Special-Reflexe und ihre Muskeln.
    Das Peinliche war, dass sie auf irgendeine Weise umgedreht worden war. Versteckte sie sich wirklich hinter diesen Bäumen? Oder sah ihr gerade ein Angreifer ins Gesicht und legte gelassen einen weiteren Pfeil auf den Bogen, um sie fertigzumachen?
    Tally warf einen Blick nach oben, um sich an den Sternen zu orientieren, aber Zweige zerpflückten den Himmel zu einem unlesbaren Muster. Sie wartete und versuchte ruhig und regelmäßig zu atmen. Da nicht wieder auf sie geschossen worden war, musste sie außer Sichtweite sein.
    Aber sollte sie losrennen? Oder sitzen bleiben?
    Tally kam sich nackt vor, so, wie sie hier zwischen die Bäume kauerte. Die Smokies hatten noch nie auf diese Weise gekämpft; sie rannten immer davon und versteckten sich, wenn Specials auftauchten. Bei Tallys Schlitzer-Training ging es darum, den Feind aufzuspüren und einzufangen, von unsichtbaren Angreifern war nie die Rede gewesen.
    Sie bemerkte, wie Shays heißgelbe Gestalt tiefer in die Naturzone hineinglitt, sich entfernte, sie allein ließ.
    „Boss?“, flüsterte sie. „Vielleicht sollten wir ein paar reguläre Specials anfordern?“
    „Vergiss es, Tally. Komm ja nicht auf die Idee, mich bei Dr. Cable zu blamieren. Bleib einfach, wo du bist, und ich mach einen Bogen um sie herum. Vielleicht können wir unseren eigenen kleinen Hinterhalt durchziehen.“
    „Na schön. Aber wie soll das gehen? Ich meine, die sind unsichtbar und waren nicht mal...“
    „Geduld, Tally-wa. Und ein bisschen Ruhe, bitte.“
    Tally seufzte, zwang sich, die Augen zu schließen, und versuchte ihr Herz langsamer schlagen zu lassen. Sie horchte auf das Summen angespannter Bogensehnen.
    Nicht weit hinter ihr ertönte ein zitternder, hoher Laut, eine straff gezogene Bogensehne, der Pfeil angelegt und abflugbereit. Dann war ein zweiter Laut dieser Art zu hören und ein dritter ... aber zielten sie auf Tally? Sie zählte langsam bis zehn und wartete auf das Schnappen eines abgeschossenen Pfeils. Doch nichts passierte.
    Offenbar war sie wirklich nicht zu sehen. Aber sie hatte insgesamt fünf Smokies gezählt. Wenn drei die Bögen gespannt hatten, wo steckten die beiden anderen?
    Und dann, noch leiser als Shays ruhige, regelmäßige Atemzüge, nahmen ihre Ohren das Geräusch von Schritten zwischen den Kiefernnadeln wahr. Aber diese Schritte waren zu vorsichtig, zu lautlos für einen in der Stadt geborenen Zufallstypen. Nur jemand, der in der Wildnis aufgewachsen war, konnte sich so leise bewegen.
    David.
    Tally richtete sich langsam auf, den Rücken am Baumstamm, und öffnete die Augen.
    Die Schritte näherten sich, sie kamen von rechts. Sie schob sich zur Seite und hielt den Baumstamm zwischen sich und dem Geräusch.
    Tally wagte einen kurzen Blick nach oben und fragte sich, ob die Zweige dicht genug wären, um ihre Körperwärme vor Infrarotsicht zu verstecken. Aber sie hatte keine Chance, nach oben zu klettern, ohne von David gehört zu werden.
    Er war ganz nahe ... Vielleicht schaffte sie es ja, vorzuspringen und ihm einen Stich zu versetzen, ehe die anderen Smokies ihre Pfeile abschießen konnten. Schließlich waren die nichts weiter als eingebildete Zufalls-Uglies, die nun auch den Vorteil des Überraschungseffekts verloren hatten.
    Tally drehte ihren Stechring und ließ eine frisch geladene Nadel herausschießen. „Shay, wo ist er?“, flüsterte sie.
    „Zwölf Meter von dir entfernt.“ Die Worte kamen als ganz leiser Hauch. „Er kniet und schaut sich den Boden an.“
    Sogar aus dem Stand konnte Tally zwölf Meter innerhalb von Sekunden zurücklegen ... Aber wäre das auch schnell genug, um für die anderen Smokies nicht zur Zielscheibe zu werden? „Schlechte Nachrichten“, hauchte Shay. „Er hat Tachs’ Brett gefunden.“
    Tally bohrte sich die Zähne in die Unterlippe, als ihr klar wurde, worum es bei diesem Hinterhalt ging: Die Smokies wollten ein Hubbrett der Specials an sich bringen.
    „Mach dich bereit“, sagte Shay. „Ich komm jetzt zu dir zurück.“ In der Ferne huschte ihre glühende Gestalt zwischen den Bäumen hin und her, deutlich sichtbar, aber zu schnell und zu weit weg, um von etwas so Langsamem wie einem Pfeil erwischt zu werden.
    Tally kniff abermals die Augen zu und horchte mit aller Konzentration. Sie hörte weitere Schritte, lauter und

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