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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Spritzer auf ihn niedertropften. Der dritte bohrte sich in seine linke Hand. Martin spürte keinen Schmerz, nur die Finger, die den Patronenstreifen wechselten, waren mit einem Mal klebrig und blutüberströmt.
    Da schlugen die Blitze ein.
    Die erste Entladung hielt Martin noch für eine neue Waffe, die der ungeduldige Aranker jetzt zum Einsatz brachte. Über ihm schlängelte sich eine weiße durchbrochene Linie, bohrte sich weit oben in das schwarze Gestein. Donner krachte, der Fels schien ein dumpfes Heulen auszustoßen.
    Die zweite Entladung schoss horizontal über den Boden, ein schöner, nie gesehener fliederfarbener Blitz, der sich von Horizont zu Horizont zog, als spalte er den Planeten. Es roch nach Ozon, das Kopfhaar knisterte infolge der statischen Elektrizität.
    »Was ist das?«, schrie Doggar. Das Gewehrgeknatter verebbte. Offensichtlich schrieben die Aranker diese Wendung Martin zu.
    Dieser brach seinerseits in schallendes Gelächter aus – weil es in der Tat so war.
    Talisman hatte die Arbeit aufgenommen.
    Die alte Fabrik hatte ein neues Programm bekommen. Sie stellte einen neuen Zünder her – einen für Menschen.
    Oder ausschließlich für Martin?
    Die Blitze verloren an Größe, erfolgten dafür jetzt aber ununterbrochen. Der Himmel bezog sich mit einem Flammennetz, der Himmel brüllte und grollte wie der Donnergott Jupiter. Die schwarzen Felsen leuchteten in einem farblosen, in die Augen schneidenden Licht. Im Nebel ließ sich ein wenig mehr erkennen. Wind pfiff, ein scharfer, dennoch unsicherer Wind, der sich einfach nicht zu entscheiden vermochte, welche Richtung er nehmen sollte. Ein Blitzeinschlag löste einen sich wie irrsinnig drehenden Wirbel aus, der mit der Geschwindigkeit eines Schnellzugs davonraste.
    Abermals ratterte ein Gewehr los, wenn auch verzagt, verhalten, als schäme es sich, es mit den tobenden Naturgewalten aufzunehmen. Martin strich über den Steindeckel. Der Deckel glühte.
    In dem Moment trafen ihn auf einen Schlag drei Kugeln. Die erste durchschlug die Hand und nagelte sie förmlich am Deckel fest. Die zweite drang unter dem Schulterblatt in den Rücken ein, die dritte schnappte nach seinem Bein.
    Ein Schrei wollte sich Martin mit aller Gewalt entreißen, den er indes unterdrückte, indem er sich so auf die Lippe biss, dass sie blutete.
    Schließlich hatte Irina auch nicht geschrien, als sie in den Abgrund gestürzt war, ihrem siebten und letzten Tod entgegen.
    »Du hast uns keine andere Wahl gelassen, Martin«, sagte Doggar.
    Martin sah auf seine Uhr. Mit Sicherheit behielt Doggar ebenfalls die Zeit im Auge. Und er würde Martin nicht die Chance einräumen, den Zünder an sich zu bringen. Es blieben noch vier Minuten …
    Ein Blitz, verzweigt und prachtvoll, ein Blitz im barocken Stil, ein verschnörkelter, verspielter Blitz inmitten einer Traube von Kugelblitzen und erleuchtet von dunkelblauen Flammen, die gleich Vögeln am Himmel auseinanderstoben, schlug direkt über Martins Kopf ein.
    Und Martin sah klar und deutlich, wie die Ziffern seiner Casio Tourist schneller umschlugen und im Geschwindschritt vier Minuten bewältigten.
    Er brach in schallendes Gelächter aus.
    Das Blut hatte den Deckel glitschig werden lassen, seine Hände fanden keinen Halt. Mehr als eine Minute brauchte er für eine einzige unglückselige Drehung.
    Bevor er den Deckel abnehmen konnte, musste er Atem schöpfen.
    »Gib auf, Martin!«, klang Doggars Stimme zu ihm herüber. »Deine Freundin kann noch gerettet werden! Steh auf, und wir rühren dich nicht an!«
    »Ein Russe ergibt sich nie«, brummte Martin, der mit einem Ruck den Deckel wegstieß.
    Am Boden des Safes lag eine kleine Kugel aus goldschimmerndem Gelee. Sie leuchtete mit einem inneren Licht, einem reinen und klaren Licht, als sei ein Strahl der echten, der irdischen Sonne auf sie gefallen.
    Martin angelte nach dem Kügelchen, das scheinbar von selbst auf seinen Handteller rollte. Der Zünder für einen Menschen stellte sich als warm und weich heraus. Er hinterließ an den Fingern ein leichtes Kribbeln. Martin wandte sich zurück.
    Der weiße Nebel über ihm brodelte. Blitze mäanderten, jagten in die Gipfel der schwarzen Felsen. Ab und an taten sich im Nebel Schlitze auf, tobten irre Wirbelstürme los. Das beißende Licht des bösen Sterns brach in den Nebelspalt und schlug Martin in die Augen.
    Martin öffnete den Mund und legte sich die goldschimmernde Kugel auf die Zunge.
    Eine warme Welle rann ihm den Hals hinunter.
    »Wir geben

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