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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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zu legen; im hohen Bogen warf sie ihren Slip dazu. »Die Polizei, dein Freund und Helfer«, scherzte sie noch, bevor sie sich in der heftiger werdenden Umarmung verlor.
    Danach leise geflüstert die Worte: »Erlaubter Waffengebrauch. Wie schön, von einem Kommissar gerettet zu werden.« Dann umfing sie der Schlaf.
    Ein Kultusminister war besiegt.
     
     
    Im Polizeipräsidium hatte Lupus die Regie in seine Hände genommen. Fräulein Kuhnert war es endlich gelungen, den Arzt im Rechtsmedizinischen Institut ans Telefon zu bekommen. Lupus gab sich alle Mühe, seinen Gesprächspartner zu überzeugen, daß eine schnelle Vorabauskunft unerläßlich sei.
    »Bitte, Herr Doktor, haben Sie Verständnis dafür, daß in der Sache Korbel für uns höchste Eile geboten sein kann. Wir brauchen dringend den Befund – und sei er noch so vorläufig.«
    Fräulein Kuhnert hörte über ihren Apparat im Vorzimmer mit und hielt Bleistift und Schreibblock bereit. Ahrens hatte sich die Mithörmuschel ans Ohr geklemmt, um ja kein Wort zu versäumen. Peters sah angespannt aus dem Fenster, hinüber zu den langgestreckten Höhen des Siebengebirges jenseits des Rheins.
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen«, sagte Lupus. »Ich werde die wichtigsten Fakten notieren und Kommissar Freiberg berichten. Er hat noch einen dringenden anderen Termin. – Könnten Sie mir zusammengefaßt das Ergebnis durchgeben?« Er hörte aufmerksam zu und wiederholte: »Vorhergehende Erdrosselung, also Tötung durch fremde Hand, ist nicht ausgeschlossen. – Sie sagen, leider keine letzte Sicherheit, aber große Wahrscheinlichkeit. Könnten Sie das etwas genauer definieren? Das könnte hilfreich sein.«
    Es wurde ein längerer Vortrag, der vom gelegentlichen Kopfschütteln Fräulein Kuhnerts begleitet war.
    »Danke«, sagte Lupus schließlich. »Der Fall dürfte uns noch einige Rätsel aufgeben.«
    Ahrens legte langsam die Mithörmuschel zurück und wandte sich an Peters, der immer noch bewegungslos dastand und aus dem Fenster starrte. »Man soll doch niemals den Teufel an die Wand malen. Jetzt haben wir die saftige Leiche, die du dem Chef gewünscht hast, als Mordfall.«
    Freiberg hatte seine studentische Hilfskraft mit einem leichten Plaid zugedeckt und in dem kleinen Badezimmer sein derangiertes Äußeres in Ordnung gebracht. Mit der Taxe war er zum Präsidium zurückgefahren. Dort traf er in seinem Dienstzimmer die Mannschaft bei einer heftigen Diskussion an. Lupus gab den Kollegen lautstark seine Version kund: »… und ich sage euch, da wurde eine Leiche aufgehängt. Die Zweifel der Rechtsmediziner können wir vergessen.«
    »Anfangsverdacht genügt«, schaltete sich Freiberg ein und nickte Fräulein Kuhnert, die ihn fragend ansah, beruhigend zu.
    »Soll ich Ihnen einen Kaffee und etwas zu essen machen? – Wir waren schon in der Kantine«, sagte sie.
    »Danke, später. – Also, was ist mit dem Befund?«
    Lupus drehte sich zu ihm um: »Es kann Mord sein.«
    »Kann?«
    »Ja, einige Zweifel können die Rechtsmediziner nicht unterdrücken. Willst du mehr hören?«
    »Schieß schon los«, sagte Freiberg und war froh, nicht weiteren fragenden Blicken ausgesetzt zu sein.
    »Also: Die Strangmarke am Hals des Toten ist durch die beiden Stricke der Doppelschlinge geprägt. Die dadurch entstandene Zwischenkammblutung kann sowohl bei einem Selbstmord als auch beim Aufhängen eines Toten erfolgt sein, wenn dieses Aufhängen kurze Zeit nach dem Erdrosseln geschehen ist.«
    »Demnach kein zwingendes Indiz – weder für Mord noch für Selbstmord?«
    »So ist es. Infolge der Doppelschlinge läßt sich auch nicht eindeutig erkennen, ob noch eine Drosselmarke vorhanden ist.«
    Enttäuscht sagte Freiberg: »Also ebenfalls unergiebig.«
    »Aber jetzt das Entscheidende«, fuhr Lupus triumphierend fort. »Unsere Wissenschaftler sind doch etwas schlauer als der oder die Täter. Ohne die Weißkittel wäre das Handwerk der Kripo nur die Hälfte wert. Also höre: Einige Erscheinungen sprechen für eine vorhergehende Tötung durch Erdrosseln. Das hat mir der Mediziner allerdings mit tausend Vorbehalten gesagt.«
    »Dann versuch mal, mir das ohne die Vorbehalte zu erklären.«
    Lupus sah auf seine Notizen. »Beim typischen freien Erhängen, wie es beim Korbel der Fall ist, wäre wegen des ruckartigen Blockierens der Adern Leichenblässe zu erwarten gewesen. Tatsächlich aber hat er Stauungserscheinungen im Gesicht und in den Augenbindehäuten.«
    »Daraus folgt?«
    »Daß Korbel vorher

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