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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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eingegangen, but the job is a bit difficult, sehr schwierig sogar«, antwortete der mit »Lad« Angeredete. »Zur Hälfte Ostblock, zur anderen Hälfte atlantische Allianz. Das ist nicht so schnell zusammenzubekommen.«
    Es war wirklich eines der seltsamsten Geschäfte, das Lad Wany – unter diesem Namen war Johann Wanitzky seinen Gesprächspartnern bekannt – übernommen hatte. Aber für ihn war es undenkbar, sich eine Provision von zwanzig Prozent entgehen zu lassen. Seine Verbindungen quer durch die Linien würden das Geschäft schon möglich machen, doch er brauchte Zeit, um den atlantischen Teil heranzubringen.
    Der Militärattache drängte: »Es gibt doch ein – wie sagt man: ›Time is Money‹ – Zeit ist Geld –, aber für unsere Freunde gilt: Zeit ist Leben. Also, Lad, wann kommen die Werkzeuge?«
    »Already on the way«, versuchte Lad Wany zu beruhigen. »Die Ware Ost ist eingeschifft und segelt unter sicherer Flagge.«
    »Können wir uns darüber Gewißheit verschaffen, bei Abladern oder Mittelsmännern?«
    »No, my boy«, fuhr Lad auf. »Genau das könnt ihr nicht. Ich werde doch meine Beziehungen nicht kaputtmachen lassen! Die CIA braucht keine achtundvierzig Stunden, um euren ›agents‹ auf die Spur zu kommen. Ihr müßt mir schon glauben oder euch einen anderen Partner suchen.«
    »Schon gut.«
    »Das Schiff muß erst einmal aus den Hoheitsgewässern einiger Freunde heraussein und Gibraltar hinter sich haben. Dann ist die Kiste gelaufen. Zwei Tage vor der Ankunft könnt ihr auf hoher See eure Leute an Bord bringen – aber erst südlich der Kapverdischen Inseln. Ich schicke ein Kabel, in dem zweimal das Stichwort ›Tierfangexpedition‹ vorkommt. Vorher geschieht nichts – absolut nichts.«
    »That’s o. k.«, erklärte einer der Herren in Zivil. »Und die guns und lorries kommen mit einem anderen Schiff?«
    »Wie geplant.«
    »Was hat der erste steamer geladen?«
    Lad Wanys Verbindlichkeit schmolz dahin: »Damned, soll ich es euch noch mal aufzählen: dreitausend sowjetische Sturmgewehre AK-47, eintausend Bazookas RPG-18, fünfzig Raketen SAM 7, vierhunderttausend Schuß Gewehrmunition. Dazu noch die dreitausend Tarnanzüge, Koppel und Schuhe – und ein paar Werkzeugmaschinen; schließlich bin ich ja Maschinenhändler.« Schnell griff er in die Jackentasche und hielt zum Beweis der Verschiffung ein mehrfach gesiegeltes Konnossement hoch, ohne es jedoch aus der Hand zu geben.
    »That’s fine«, strahlte der Attache.
    »Friends«, sagte Lad Wany sehr betont, »wenn das Schiff in euren Hoheitsgewässern ist, habe ich meinen Auftrag erfüllt. – Wie das Zeug an Land kommt, ist nicht mehr mein Problem.«
    »Indeed – alles klar. Die custom people sind gute Patrioten. – Sie wollen ja auch lange leben.«
    »Damit kein Mißverständnis entsteht«, ergänzte Wany, »die guns und lorries kommen genau drei Tage später zum Übernahmepunkt. Sie sind als Transportfahrzeuge für Lebensmittelhilfe deklariert.«
    »No problem at all, damit haben wir Erfahrung. Das läuft glatt«, bestätigte der Militärattache und spielte mit einem seiner zahlreichen Orden.
    Lad Wany, alias Johann Wanitzky, hatte das Fenster im Rücken, so daß sein Gesicht im Schatten blieb. Er tupfte mit dem linken Zeigefinger auf seinen Schnurrbart. »Das wäre schon die halbe Miete, gentlemen.«
    »Please, what did you say?«
    »Ich sagte, damit ist bereits die Hälfte des Auftrags erfüllt.«
    »Und wann kommen die NATO-Werkzeuge? We like them more.«
    »Sie kommen; aber bitte nicht drängen. Um das Geschäft voranzubringen, muß ich erst wieder nach Brüssel zurück. Germany is too small.«
    »But very nice – serr, serr schön«, schwärmte der dritte Mann, der bisher schweigsam geblieben war. Seine Augen umfaßten das vom Panoramafenster gerahmte Bild der Landschaft. »Exciting view; the Rhine-valley is marvellous.«
    Was den Römern schon vor zweitausend Jahren gefallen hatte, verfehlte auch seine Wirkung auf die Gäste aus Afrika nicht: die Vulkankuppen des Siebengebirges mit den Landmarken Drachenfels und Petersberg, in der Ferne die Ausläufer des Westerwaldes, näher dann sanft gewölbt der Rodderberg und das satte Grün der zum Rheintal abfallenden Randhöhen des Kottenforstes. – Nur der Fluß blieb verdeckt. Über dem Turm der Drachenburg stand eine Fahne im Wind, und die kleinen Wolken wirkten im zarten Blau des Himmels wie hingetupft.
    Auf der Wendeltreppe waren Schritte zu hören. Ein Kellner kam und servierte

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