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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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dahinterstecken könnte!… Was sagen Sie da? Bei Selbstmord wäre es die Duplizität der Fälle? Vor fünf Monaten hat sich ein Computer-Wissenschaftler aus Mehlem erschossen, weil Korbel im Begriff war, ihm Unregelmäßigkeiten nachzuweisen… GRU und KGB dürften scharf auf solche Informationen sein… In Mehlem war es also wirklich Selbstmord und hat keine Flitzerwelle ausgelöst? Ach so, im Nachbarland Rheinland-Pfalz hat er sich erschossen. Dann waren wir Nordrheinlichen damit ja auch nicht befaßt… Na klar, schriftlicher Bericht kommt unverzüglich.«
    Sörensen hielt den Hörer noch eine Weile in der Hand, erst nach einigen Sekunden legte er ihn auf die Gabel zurück.
    »Mensch, Freiberg, du hast die richtige Nase. Da hat sich also ein Bundeswehrbeamter aus Mehlem eine Kugel in den Kopf gejagt, weil Korbel ihm die Hölle heiß gemacht hat. Und ein paar Wochen später holt ihr den Teufel – oder war es der Beelzebub? – mit einem Strick um den Hals aus dem Baum. – Na dann, viel Vergnügen bei euren Ermittlungen.«
    »Oje«, seufzte Freiberg, »warum darf sich die Kripo in Bonn nicht mit der simplen Kunst des Mordes befassen; kaum ein Fall, ohne daß die Dienste tangiert werden. Manchmal hat man das Gefühl, die mischen selber mit.«
    Sörensen wollte sich nicht festlegen. »Wenn überhaupt etwas geheim bleibt, dann das.«
    Freiberg dankte und schob seinen Stuhl zurück. »Dann wollen wir mal wieder zu unseren langen Stangen greifen und im Nebel herumstochern.«
    »Tritt nicht in zu viele Fettnäpfchen«, verabschiedete ihn Sörensen, »und halte mich auf dem laufenden.«

 
    7
     
     
     
    Die Staatsvisiten der »Kleinen« blockieren die Bundeshauptstadt nicht so sehr wie die Staatsbesuche der »Großen«. Der Aufwand mit Fahnen, Eskorten und Empfängen hält sich in Grenzen und geht im Alltagsleben völlig unter; gleichwohl wird die Bundeskasse sehr viel stärker strapaziert, denn die erwarteten Kapitalhilfen können gar nicht hoch und bar genug sein. Bei Arbeitsessen und Empfängen läßt das Nehmerland dafür seinen ganzen Charme spielen. Je dunkler die Hautfarbe, um so besser die Stimmung.
    Die Godesburg war fest in der Hand der Staatsgäste. Diejenigen unter ihnen, die ein wenig Deutsch konnten, hatten es sich nicht nehmen lassen, die Graugußplatte am Aufgang zu entziffern und ihre Erkenntnisse weiterzugeben:
    1210 Gründung einer Feste der Kölner Erzbischöfe, Vorburg um 1350, Zerstörung 1583, Neugestaltung 1959-60.
    Nach einer guten Stunde höchst intensiver, aber völlig bedeutungsloser Fachgespräche im Rittersaal des Hotels hatte die Arbeit dem Lunch weichen müssen. Der Ministerpräsident aus dem fernen Erdteil hatte eine in der bunten Landestracht prunkende, überaus schwergewichtige Dame zur Seite, welche die Freuden des Essens noch zu schätzen wußte. Mager waren im eigenen Land nur die Armen, die aus Blech und Pappe an den Stadträndern ihre »Homes« gebaut hatten und sich schneller vermehrten, als das Sozialprodukt wuchs. Die dunklen Herren in Dunkel waren zwar reichlich vertreten, aber doch in der Minderheit, denn dem Protokoll war es wieder einmal nicht gelungen, die Zahl der deutschen Gesprächspartner im Rahmen zu halten. Die oft und weit reisenden Regierungsmitglieder gaben das Vorbild: Deutsch sein heißt zahlreich sein.
    Was auf der Karte als Arbeitsessen geführt wurde, war ein kleines Menü, das den Gastgebern durchaus zur Ehre gereichte. Die Speisekarte mit dem goldenen Staatswappen versprach zunächst Morchelrahmsuppe, zum Hauptgang Kalbsrückensteaks rheinischer Art und danach Wiener Apfelstrudel mit Vanillesauce. Als Weine Bernkasteier Backstube und Brackenheimer Zweifelberg, zum Dessert Champagner Henriot Brut – und für die Strenggläubigen Eau minerale muette.
    Während im Rittersaal die Toasts auf beide Staatsoberhäupter und die anwesenden Delegierten ausgebracht wurden, ließ sich im Turmzimmer eine kleine Gruppe das Essen munden, ohne vom Protokoll eingeengt zu sein. Die Runde von drei dunklen Herren in Zivil wurde durch den Militärattache ihres Landes in Galauniform und durch einen Europäer heller Hautfarbe im gedeckten Anzug ergänzt und belebt. Das Gespräch lief mal in Englisch, mal in Deutsch.
    »Indeed, Lad, wir brauchen die Ware sehr bald. Unsere Freunde im Süden geraten in die Klemme. Darum haben sie erhebliche Vorauszahlungen geleistet. You have already got the payment in advance«, sagte der Attache.
    »Ja, das stimmt schon, die Vorkasse ist

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