Spekulation in Bonn
einzustellen. »Wir gehen am besten in die VIP-Lounge, damit Sie mir ein paar Fragen beantworten können.«
»Was ist mit Frau Nikols?«
»Die unterhält sich mit meinem Kollegen. Wir treffen uns nachher. Mein Name ist Freiberg, Kriminalhauptkommissar, Präsidium Bonn.«
Kai Fischbach folgte zögernd und trug seinen Koffer mit gestrecktem Arm. »Was wollen Sie denn von mir?« fragte er auf der Treppe zum Untergeschoß und versuchte vergeblich, seine Stimme entrüstet klingen zu lassen.
»Fragen stellen und Antworten hören«, erklärte Freiberg, »aber nicht hier auf der Treppe.«
Der Lounge-Steward sah erstaunt auf. Des Kommissars scharf gesprochene Worte und ein kurzes Zeigen des Dienstausweises halfen, die Tür zum VIP-Raum 2 zu öffnen. »In einigen Minuten kommt mein Kollege mit einer Dame; lassen Sie die beiden dann bitte herein.«
»Wie Sie wünschen«, antwortete der Steward und vergewisserte sich mit einem Rundblick, daß die im Raum wartenden Very Important Persons nicht beunruhigt waren.
»Wir nehmen dort Platz«, sagte Freiberg und wies in die Ecke unter dem Bild vom Kölner Dom. Kai Fischbach konnte eine gewisse Unsicherheit nicht verbergen. Das galt es auszunutzen, und sofort kam die Frage: »Hatte Ihr Flug nach Zürich geschäftliche oder private Gründe?«
»Warum wollen Sie das wissen? Ich hatte dort einiges zu erledigen.«
»Hat Frau Nikols damit etwas zu tun?«
»Wieso Frau Nikols? – Nichts hat sie damit zu tun. Warum diese Frage?«
»Weil Sie vor Ihrem Abflug in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gemeinsam im Flughafenhotel übernachtet haben.«
»Aber… dürfte ich…?«
»Stimmt das etwa nicht? Frau Nikols hat es vor ein paar Stunden erzählt. Außerdem haben wir uns im Hotel erkundigt. – Also, versuchen Sie bitte nicht zu leugnen.«
Abermals setzte Fischbach zu einer Frage an: »Dürfte ich denn vielleicht…«
Freiberg unterbrach. »Die Dame ist spornstreichs von Bonn hierhergeeilt, um Ihnen über unseren Besuch in der Koordinata zu berichten. Warum? Kennen Sie den Grund?«
Kai Fischbach hatte sich noch immer nicht gefangen. »Ich weiß es wirklich nicht. Dürfte ich…«
»Wir haben ein Delikt aufzuklären. – Also, warum waren Sie in Zürich?«
»Geschäftlich. Aber das dürfte die Kripo nicht interessieren!«
»Vielleicht doch. Haben Sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag das Flughafenhotel noch einmal verlassen? Überlegen Sie Ihre Antwort genau.«
»Das Hotel verlassen? Nein – ganz gewiß nicht.«
»Vielleicht mit Frau Nikols?«
»Aber nein – ich sagte es schon.«
»Nur für einen Abstecher nach Bonn?«
»Was für eine dumme Frage – entschuldigen Sie; von dort sind wir doch gekommen.«
»Mit Ihrem Auto?«
»Mit zwei Wagen. Niki, ich meine Frau Nikols, mit ihrem Golf; ich mit meinem Mercedes.«
»Und der steht jetzt hier auf dem Flughafengelände?«
»Wenn er nicht gestohlen worden ist – ja. Auf dem Parkplatz Nord. – Aber bevor ich noch eine einzige Frage beantworte, möchte ich von Ihnen wissen, was Sie mir vorwerfen.«
Freiberg gab sich konziliant. »Gern! Wir suchen im Zusammenhang mit der Aufklärung einer Straftat einen bestimmten Wagen. Würden Sie mir bitte sagen, welches Modell Sie fahren?«
»Einen 280er Mercedes, schon etwas älter.«
»Von heller Farbe – vermute ich.«
»Ja, beige – fast gelb.«
»Haben Sie ein Abschleppseil im Wagen?«
Fischbach schüttelte den Kopf. »Langsam verstehe ich gar nichts mehr. Wieso fragen Sie nach dem Abschleppseil? – Verbandskasten und Warndreieck habe ich mit Sicherheit im Kofferraum. Aber ein Abschleppseil? Das weiß ich wirklich nicht; ich habe nie eins gebraucht.«
»Sie werden mich bitte zu Ihrem Wagen führen und den Kofferraum öffnen!«
»Wenn es sein muß.«
»Wir gehen, sobald mein Kollege hier ist. Mich interessiert noch – und die Frage haben Sie nicht beantwortet –, warum Sie in Zürich waren.«
»Das dürfte mit Ihrem Fall nichts zu tun haben. Ich bin nicht autorisiert, über Geschäftsangelegenheiten der Firma zu sprechen.«
»Doch! Sie sind Geschäftsführer – also?«
Kai Fischbach war nicht selbstsicher genug, um dieser Situation gewachsen zu sein. Für ihn stand nur fest, daß er sein Treffen mit Wanitzky und den gemeinsamen Auftritt in der Bakka-Bank nicht offenbaren durfte. Er nahm alle Kraft zusammen, um seine Antwort entschieden klingen zu lassen. »Ich bin gern bereit, der Polizei in persönlichen Angelegenheiten Auskunft zu geben, aber nicht in
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