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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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auch nicht ganz koscher sein«, überlegte Lupus laut.
    Der Kommissar hatte es plötzlich eilig. »Los, komm! Wir checken das Alibi an Ort und Stelle.« Er klemmte sich hinter das Steuer und ließ Lupus kaum Zeit, die Beifahrertür zuzuziehen.
    Minuten später nahm UNI 81/12 dieselbe Strecke, die auch Kai Fischbach, Martha Nikols und der dritte Geschäftsführer zum Flughafen Köln/Bonn gefahren waren.
    Unübersehbar ragten links der Autobahn die einundzwanzig Stockwerke der Kaiser-Bauruine in den Himmel. Dieser gespenstische Betonklotz mit Kongreßzentrum, Swimming-pool und zwölfhundert Zimmern für Gäste würde nie fertig werden. Gleichwohl hatte er schon eine traurige Berühmtheit erlangt. Bei einer »rauschenden Party« war ein Junge aus luftiger Höhe in die Tiefe gestürzt. Wenig später hatte sich ein von der Polizei Gesuchter durch den Sprung ins Ungewisse für immer der Verfolgung entzogen.
    Polizei und Feuerwehr bemühten sich seit Jahren, Penner und potentielle Selbstmörder aus dem Betonmonster zu vertreiben. Eines Tages würden erfahrene Sprengmeister der Pleite-Ruine und der darin geplanten Spielbank mit einer Ladung Dynamit ein donnerndes Ende bereiten und das »Las Vegas von Troisdorf« in einen Schutthaufen verwandeln.
    Mit heulenden Triebwerken zog ein Jumbo-Jet über der Wahner Heide in die Höhe, einen Teppich aus Lärm und Kerosingeruch hinter sich herziehend, hinauf zu den Wolken, wo die Freiheit wohl grenzenlos ist.
    »Dem deutschen Wald wird’s guttun – was ist dagegen unser Auto für ein kleiner Stinker«, meinte Lupus. »Ob das Getöse die Hotelgäste bei der Liebe inspiriert?«
    Schon nach wenigen Minuten konnte er sich davon überzeugen, daß im Flughafenhotel gepflegte Stille herrschte. Kluge Architekten hatten doppelte und dreifache Schallsicherungen eingebaut. Der »Preis« war das Summen der Klimaanlage, denn Fenster konnten nicht geöffnet werden. Wie aus weiter Ferne, eher angenehm als störend, drangen die Geräusche der startenden und landenden Maschinen ans Ohr.
    Selbst zu dieser Stunde herrschte in der Halle Betrieb.
    Der Empfangschef erkannte mit geschultem Blick, daß die Besucher nicht über Nacht bleiben würden. In tadellosem Anzug, dunkles Fliegerblau, wirksam unterstrichen durch weißblonde Haare und umgeben von dem herb-männlichen Duft eines Rasierwassers für Erfolgreiche, wirkte er wie der millionenschwere Boß einer Fluggesellschaft. Sein Gruß war herablassend kühl.
    Freiberg trug sein Anliegen vor.
    »Um die Buchungen kümmert sich Frau Schmiedemann in der Rezeption.« Damit entschwand der Herr in Blau.
    Mit der typisch schnellen Bewegung zeigte Freiberg seinen Dienstausweis, nannte seinen Namen und fragte Frau Schmiedemann, ob Kai Fischbach und Martha Nikols in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Gäste des Hotels gewesen seien.
    Die Empfangsdame nickte freundlich und griff zum Belegungsplan. Bevor sie antwortete, schob sie mit einer kurzen Bewegung die Brille auf ihrer Nase hoch. »Wir lassen grundsätzlich von allen Gäste Meldeformulare ausfüllen«, erläuterte sie die Praxis. »Das erspart Scherereien.«
    »Und hilft uns hoffentlich bei den Recherchen«, sagte Freiberg.
    »Wir hatten in dieser Nacht einundachtzig Einzelübernachtungen und eine Reisegruppe von zweiunddreißig jungen Leuten, die mehr Lärm gemacht haben als die Jumbos draußen.«
    Ihr Finger schlug hart auf eine Zeile des Plans. »Hier! Ein Doppelzimmer Nummer zwei-null-eins; angemeldet, gebucht und bezahlt, auf die Namen Fischbach und Nikols. – Die waren wohl nicht verheiratet.«
    »Aber verliebt«, stellte Lupus fest.
    »Solche Gäste sind auch willkommen. Wir sind ja keine moralische Anstalt, sondern ein Hotel. Eng wird’s nur, wenn ein Moslem vier Frauen mitbringt – legale, meine ich«, erklärte sie lächelnd.
    »Und wie sieht’s aus mit den illegalen?« fragte Lupus.
    »Können Sie sich vier leisten?« kam es mit einem Stups auf die Brille zurück.
    »Sie haben Menschenkenntnis«, schmunzelte Freiberg und ließ seinen Blick durch die Halle wandern. Eine getäfelte Decke, schwerer Teppichboden und voluminöse Sessel gaben dem Raum Atmosphäre. Zwischen den Türen zu den Aufzügen und einer breiten geschwungenen Treppe befand sich eine Nische mit einem Telefonautomaten. Bei regem Betrieb dürfte es schwerfallen, das Kommen und Gehen der Gäste zu kontrollieren.
    »Läßt sich feststellen, ob Herr Fischbach und Frau Nikols die ganze Nacht über im Hotel geblieben sind?«
    »Wohl

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