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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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protestieren, gab Fischbach seine Schlüssel ab. Er war schweigsam geworden.
    Lupus eilte mit schnellen Schritten voraus, um über Funk den Erkennungsdienst herbeizurufen. »…und erklärt bitte den Colonesen, daß wir in ihrem Zuständigkeitsbereich herumgefummelt haben. – Gefahr im Verzug oder was auch immer. Sonst fühlen die sich auf den Schlips getreten.«
    Auf der Fahrt nach Bonn setzte Fischbach einige Male zu einer Erklärung an. Der Kommissar sagte kurz: »Bitte nicht jetzt; wir unterhalten uns in meinem Dienstzimmer und nehmen ein Protokoll auf.«

 
    10
     
     
     
    Johann Wanitzky war es nicht leichtgefallen, die Transaktion auf der Bakka-Bank mit der gegenüber Kai Fischbach gebotenen Unbefangenheit abzuwickeln. Der Anruf aus Brüssel in den grauen Morgenstunden hatte höchste Gefahr signalisiert; nicht nur für den »Werkzeug- und Maschinenhandel«, sondern auch für ihn, Lad Wany, persönlich. Aufgeregt hatte ihm sein »Stabschef«, Henrico Sarkis, in einem Blitzgespräch mitgeteilt, daß die »Tina Robin« vor achtundvierzig Stunden im Roten Meer östlich Port Sudan nach einer Explosion mit »Mann und Maus« untergegangen sei.
    »Mann«, das waren elf Seeleute aus Pakistan und Griechenland; »Maus« bedeutete nicht nur zwanzig Kanonen vom Typ Gun-Howitzer-Noricum, GHN 45, zum Stückpreis von zwei Millionen Dollar, dazu die Spezialmunition mit vierzig Kilometer Reichweite, sondern auch fünftausend Sturmgewehre G 3, tausend Splitterhandgranaten, Typ MK 2, und fünfzig Milan-Panzerabwehrraketen.
    Es hatte aller Tricks und Anstrengungen bedurft, um dieses Sortiment »West« zusammenzubekommen. Eine ähnliche Möglichkeit, so hochwertige Ware zu beschaffen, würde es nie wieder geben.
    Die Explosion im Roten Meer war für Lad Wany die Katastrophe schlechthin, denn dem Besteller würde kaum die Version vom unverschuldeten Untergang deutlich zu machen sein. Waffen, die im voraus bezahlt worden sind, aber ihren Adressaten nicht erreichen, kehren sich sofort gegen den, der behauptet hat, sie liefern zu können. – Schließlich kann man auch Schiffe mit Eisenschrott und mit Steinen in den Munitionskisten auf hoher See in die Tiefe schicken.
    Johann Wanitzky hatte noch in der Nacht den Rückflug nach Köln/Bonn streichen lassen und auf den Namen Lad Wany ein Ticket nach Brüssel bestellt. Seine Anwesenheit vor Ort erschien ihm wichtiger als die Teilnahme an den Plenargesprächen beim Staatsempfang auf der Godesburg. Das große Bla-Bla diente ohnehin nur dazu, bei der Presse einen guten Eindruck zu machen. Am Abschlußbankett in der Redoute hoffte er noch teilnehmen zu können.
    Die Boeing 727 der Sabena landete um dreizehn Uhr fünf auf der Landebahn drei des Flughafens Brüssel-National. Henrico Sarkis wartete mit dem Porsche am angegebenen Treffpunkt vor dem Seitenausgang. Wany ärgerte sich, daß er seinen Koffer vor den Douaniers öffnen mußte, obwohl er den grünen Ausgang »rien à declarer« gewählt hatte. Ein Zollbeamter nahm die »Kollegmappe« heraus und zog mit einem beleidigenden Grinsen den Reißverschluß auf.
    »Nichts. – Woher kommen Sie?«
    »Aus Zürich, und ich hab’s eilig.«
    »Aha – aus Zürich. Da muß die Tasche ja leer sein. Voilà, Monsieur. Sie können gehen.« Damit erhielt Lad Wany die Gepäckstücke einzeln zurück.
    Als Henrico Sarkis seinen Boß durch die Ausgangstür kommen sah, startete er den Motor und fuhr an, noch bevor Wany sich angeschnallt hatte. »Verdammt schlechte Nachrichten, Lad«, stieß Henrico hervor, »das einzig Gute daran ist: kein Hinweis auf die Ladung der ›Tina Robin‹; Überlebende gibt es nicht.«
    »Bestimmt besser so«, stellte Lad Wany fest. »Aber daß die Ladung futsch ist… Uns steht Ärger ins Haus. Die werden annehmen, wir hätten den Seelenverkäufer mit einem Zeitzünder und der entsprechenden Ladung Composit B in die Luft gejagt, um den großen Deal zu machen. Dabei waren die Werkzeuge ja wirklich an Bord, und es war verdammt schwer, sie zusammenzubekommen. – Eine solche Chance wird es nie wieder geben.«
    »Kann das gefährlich werden?«
    »Und ob – lebensgefährlich!«
    »Übrigens, Lad, da gab es heute morgen gegen zehn Uhr noch einen zweiten Anruf. Mir ist allerdings nicht klar, was der Mann wollte.«
    »Wer war der Anrufer?«
    »Ich weiß es nicht. Der Mann sprach wenig Deutsch und dazu ein hastiges Pidgin-Englisch; redete irgendwas von Mikro-Elektronik und Reichenberger.«
    »Versuch dich zu erinnern – was sagte er

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