Spekulation in Bonn
Belangen der Firma Koordinata.«
»Nun gut«, sagte Freiberg. »Ich bin sicher, daß Sie Ihre Meinung bald ändern werden.«
Ohne anzuklopfen, öffnete Lupus die Tür zur Lounge und ließ Frau Nikols den Vortritt. Sie versuchte vergeblich, das Weinen zu unterdrücken.
»Was geht hier vor?« entrüstete sich Fischbach. »Was hat Ihr Kollege mit Frau Nikols gemacht? Warum weint sie?«
»Aus Freude, Sie wiederzusehen«, gab Lupus die Antwort. Zu Freiberg gewandt, sagte er: »Chef, sie will nur hergekommen sein, um Herrn Fischbach von unserem Besuch in der Firma zu berichten.«
»Ein triftiger Grund – bitte berichten Sie«, sagte Freiberg. »Wir hören gern zu.«
Sie versuchte, tief Luft zu holen. »Kai – Herr Fischbach, die Kripo glaubt, daß wir etwas mit dem Tod von Korbel zu tun haben.«
»Was, Korbel ist tot?«
Sie nickte und konnte vor Erregung nicht weitersprechen.
»Mord und Erhängen im Stadtwald von Bad Godesberg in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, etwa eine Stunde vor Mitternacht«, erläuterte der Kommissar kühl und knapp den Vorgang, als handele es sich um einen simplen Geschäftsabschluß.
Ein schwer zu deutender Ausdruck trat in Fischbachs Augen.
»Korbel ermordet – und Sie überprüfen unsere Alibis. Was soll das?«
»Es könnte ja sein, daß Korbels Tod Ihr Verhältnis zu Frau Nikols – sagen wir mal – erleichtert. Es könnte auch sein, daß sein Tod die Abwicklung von Geschäften hier oder in Zürich vereinfacht. Wir werden das schon herausfinden.«
Über das Gesicht von Fischbach zog ein überlegenes Lächeln.
»So nicht, Herr Kommissar. Niki und ich waren in dieser Nacht gemeinsam im Flughafenhotel. Ich habe die Hotelrechnung in der Tasche. Außerdem gibt es Zeugen.«
»Stimmt!« sagte Freiberg. »Die haben wir befragt. Doch niemand kann bestätigen, daß Sie während der ganzen Nacht im Hotel geblieben sind. – Für die Aktion im Stadtwald reichten drei Stunden. Es könnte ja sein, daß Sie sich ein Alibi verschaffen wollten. So neu wäre allerdings die Masche mit der Übernachtung im Hotel nicht. Damit Sie vollständig informiert sind: Das Opfer Korbel ist gegen halb elf, also zweiundzwanzig Uhr dreißig, vor seiner Wohnung ohne jeden Zwang in einen hellen Mercedes 280 eingestiegen. Am Steuer saß eine blonde Frau. Korbel wurde wahrscheinlich auf dem Vordersitz von dem Mann im Fond erdrosselt und dann mit einem Abschleppseil aufgehängt. – Und nun sind wir gespannt, ob Sie ein Abschleppseil im Kofferraum haben.«
Fischbach schüttelte wie abwesend den Kopf. »Mein Wagen soll das gewesen sein? Eine blonde Frau am Steuer? – Ganz unmöglich! Das ist ja eine tolle Unterstellung! Von dem Autotyp laufen noch Tausende, und blonde Frauen gibt es Millionen.«
Freiberg stand auf. »Gehen wir zu Ihrem Wagen, damit wir uns überzeugen können.«
Sie brauchten einige Minuten bis zum Parkplatz Nord.
»Da steht er ja!« Kai Fischbach wies mit der Linken, die den Koffer hielt, auf den Mercedes in der rückwärtigen Reihe. »Scheint nicht bewegt worden zu sein«, stellte er fest und griff nach dem Schlüsselbund in der rechten Hosentasche.
»Den Kofferraum öffnen, bitte«, sagte Freiberg.
Fischbachs Hand zitterte kaum merklich, als er den Schlüssel in das Schloß steckte. Die Haube klappte hoch. Kanister, Einkaufstüten, Verbandskasten, eine Wolldecke, Firmenprospekte und ein Startkabel bildeten ein wirres Durcheinander. Fischbach hatte seinen Handkoffer abgestellt und beugte sich vor.
»Das überlassen Sie besser mir«, sagte Lupus und begann, den Inhalt des Kofferraums sorgfältig auf dem Asphalt abzulegen. »So, das wäre alles.«
»Bitte, überzeugen Sie sich, Herr Fischbach«, sagte Freiberg, »das Abschleppseil fehlt!«
Fischbach warf nur einen kurzen Blick auf das Sammelsurium und zuckte mit den Schultern. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich nie eins gebraucht habe; und ich weiß auch nicht, ob jemals eins im Wagen war.«
»Ein Abschleppseil wäre aber sehr dienlich gewesen«, stellte Lupus fest und legte die ausgeräumten Sachen in den Kofferraum zurück.
Der Kommissar streckte die Hand aus. »Herr Fischbach, die Autoschlüssel, bitte. Erkennungsdienst und KTU werden sich den Wagen vornehmen – und wir werden unser Gespräch im Präsidium fortsetzen müssen. Sie kommen mit uns. – Sie, Frau Nikols, fahren mit Ihrem Wagen nach Bonn und melden sich im Präsidium, Zimmer dreihundertsechs, erstes Kommissariat – Mordkommission.«
Ohne zu
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